Arnsberg. Frank Cöppicus aus Neheim ist für das Technische Hilfswerk im Libanon. Unter den Trümmern sucht er nach Überlebenden.
Die verheerende Explosion in Beirut hat weltweites Entsetzen ausgelöst. Mindestens 135 Menschen wurden getötet, Unzählige werden noch vermisst. Vor Ort im Einsatz bei der Suche nach unter den Trümmern eingeschlossenen Menschen ist Frank Cöppicus aus Neheim. Der 48-Jährige ist für das Technische Hilfswerk (THW) unterwegs und Mitglied des Ortsverbandes Arnsberg.
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Die Alarmierung kommt am frühen Mittwochmorgen: Der Libanon hat das spontane Hilfsangebot der Bundesregierung auf Entsendung einer THW-Spezialeinheit zugestimmt. Die Voraussetzung für den Einsatz. Nun beginnen sich in rasanter Geschwindigkeit alle Rädchen zu drehen.
Im Nu sind die bundesweit verstreuten Angehörigen der „Schnellen Einsatzeinheit Bergung Ausland“ (SEEBA) benachrichtigt, die sich unverzüglich in Marsch setzen. „Ich war noch ganz verschlafen und hörte, dass Frank telefonierte“, erzählt seine Lebensgefährtin Simone Kampmann. „Eine Viertelstunde später war er aus dem Haus und 24 Stunden später in Beirut.“
Familie und Freunde sorgen sich
Erstes Ziel ist aber der THW-Stützpunkt Rüsselsheim. Dort wird die 40-köpfige Spezialistentruppe für diesen körperlichen und psychisch sehr schwierigen Hilfseinsatz noch einmal intensiv gebrieft. Dann geht es im Eiltempo zum Frankfurter Flughafen, von dem die Lufthansa-Maschine mit den ehrenamtlichen Helfern bereits um 22 Uhr abhebt. In Richtung Beirut, das durch die Explosion von 2750 Tonnen Ammoniumnitrat schwer zerstört ist. Einer Stadt, in der verzweifelte, um ihre vermissten Angehörigen und Freunde bangende Menschen die Hilfe herbeisehnen.
Fremdsprachenkenntnisse sind gefragt
Frank Cöppicus ist bereits seit 29 Jahren als ehrenamtlicher THW-Helfer engagiert, vor einem Jahr hat er sich erfolgreich für die Spezialeinheit beworben.
„Was nicht selbstverständlich ist,“ lobt Ortsbeauftragter Matthias Hollmann die langjährige Zugehörigkeit.
Die Hilfe im Ausland ist eine gesetzliche Aufgabe des Technischen Hilfswerks.
So waren THW-Kräfte aus dem Stadtgebiet in der Vergangenheit weltweit unterwegs, um in Katastrophengebieten Hilfe zu leisten - unter anderem bei der Tsunami-Katastrophe in Sri Lanka im Jahre 2004.
Allerdings darf das THW nur eingesetzt werden, wenn der betreffende Staat das Hilfsangebot der Bundesregierung annimmt.
Derzeit sind 40 SEEBA-Kräfte vor Ort in Beirut. Sie sind speziell für diese interkulturelle Aufgabe geschult und müssen gute Kenntnisse in Englisch und Französisch besitzen.
„Ich habe früh morgens eine Nachricht bekommen, dass sie gut gelandet sind und jetzt heißt es warten“, sagt Kampmann, die Lebensgefährtin von Frank Cöppicus. Wie lange er bleiben wird, ist noch nicht klar. „Er will einfach gerne helfen und das ist wichtig und richtig“, sagt Kampmann. „Aber natürlich mache ich mir auch Sorgen. Ich hoffe, dass er gesund zurückkommt.“
Und sie frage sich auch, mit welchen Bildern im Kopf er ins Sauerland zurückkehren wird. Es ist sein erster Auslandseinsatz für das THW. Und auch der ersten Einsatz in einem Katastrophengebiet innerhalb der elfjährigen Paarbeziehung. Neuland also für Kampmann, der zuhause nichts anderes übrig bleibt, als auf Nachrichten zu warten.
Im Ortsverband Arnsberg gehört Cöppicus der Fachgruppe „Wasserschäden und Pumpen“ an. „Er hat sich aber in vielen Lehrgängen, Seminaren und in entsprechenden Übungen fachlich weitergebildet und damit für die SEEBA qualifiziert,“ sagt der THW-Ortsbeauftragte Matthias Hollmann.
Als die Alarmierung für den Einsatz in Nahost eintraf, ging alles sehr schnell. Die Information von Freunden und Familie läuft über Simone Kampmann. Ihr Handy steht derzeit kaum still, weil alle Anteil haben und hören wollen, wie es den Helfern vor Ort geht. Das Geschehen im Libanon werden auch die Kollegen und Schüler von Frank Cöppicus aufmerksam verfolgen.
Freistellung von der Arbeit
Der 48-Jährige Forstwirtschaftsmeister unterrichtet im Forstlichen Bildungszentrum, kurz FBZ, des Landesbetriebs Wald und Holz in Neheim. Aktuell hat er noch Urlaub, ab kommender Woche wird er für die weiteren Einsatztage freigestellt, genauso wie bereits für die Ausbildung als Bergungsspezialist. „Wir wünschen ihm natürlich alles Gute und hoffen, dass er unversehrt zurückkommt“, sagt FBZ-Leiter Thilo Wagner.
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Die Unterstützung und das Verständnis von Angehörigen und Arbeitgeber sind für die Helfer im Ausland sehr wichtig. „Dafür gilt beiden großer Dank,“ freut sich THW-Regionalstellenleiter Sascha Meyer über dieses Verständnis. Vor allem für die Arbeitgeber seien diese plötzlichen Einsätze und der damit verbundene Wegfall von Arbeitskräften nicht immer ganz einfach wegzustecken.