Arnsberg. Sonja Fortmann und ihr Team steuern den SGV-Jugendhof mit viel Geschick und Optimismus durch die Krise.

Urlaub „vor der Haustür“ wird im Verlauf der Coronakrise immer stärker nachgefragt. Der SGV-Jugendhof bietet das perfekte Ambiente für einen Aufenthalt im Land der 1000 Berge. Seit Ende Mai ist das Haus im Arnsberger Hasenwinkel wieder geöffnet und steht für Gäste – im Gegensatz zu den djh-Jugendherbergen in Sundern-Langscheid und Soest – auch in der kompletten zweiten Jahreshälfte zur Verfügung. Im Interview haben wir Hausleiterin Sonja Fortmann befragt, „wie es derzeit so läuft“...

„Steckbrief“ Sonja Fortmann

Sonja Fortmann stammt ursprünglich aus dem Rheinland, sie wurde im August 1981 in Aachen geboren.

Seit dem Jahr 2015 lebt die Leiterin des Arnsberger SGV-Jugendhofes mit ihrer Familie im benachbarten Soest – und pendelt jeden Tag entlang des Möhne­sees; ein malerischer Weg zur Arbeit...

Die 39-jährige Wahl-Soesterin ist verheiratet und stolze Mama von Zwillingen – zwei Mädchen im Alter von zwei Jahren.

Für Freizeit bleibt neben Arbeit und Familie derzeit nicht viel Zeit übrig. Wenn doch, dann geht Sonja Fortmann ihren Hobbys Malen und dekoratives Gestalten nach.

Info zum SGV-Jugendhof und den speziellen Angeboten: https://sgv-jugendhof.de/ueber-uns.html

Seit Wiedereröffnung des Jugendhofs sind einige Wochen vergangen, wie hat sich die Lage entwickelt?

Sonja Fortmann: Es hat sich insgesamt besser entwickelt als gedacht. Wir können aktuell etwas aufatmen. In den ersten Tagen nach der Wiedereröffnung war es noch verhalten – da kamen die Gäste nur nach und nach. Man spürte schon eine gewisse Unsicherheit. Mittlerweile klingelt das Telefon aber wieder sehr häufig. Vor allem wenn das Wetter schön ist, buchen die Leute spontan. Radfahrer vom Ruhrtalradweg kommen zu uns, Familien mit Kindern und Einzelreisende – z.B. Wanderer. Beim Blick auf die Zahlen spürt man Corona dann aber doch sehr deutlich: ca. 450 Gäste sind seit Mai zu uns gekommen. Vergangenes Jahr waren es im gleichen Zeitraum vier mal so viele. Uns fehlen weiter Klassenfahrten und Gruppenreisen.

Welche Einschränkungen wegen Corona gibt es derzeit konkret – und wie reagieren Ihre Gäste darauf?

Unsere Gäste sind zum Glück sehr entspannt, was die Auflagen des Landes angeht. Gemeckert hat hier wirklich noch niemand an der Rezeption. Wir vom Personal und unsere Gäste tragen auf den Laufwegen im Haus und an der Rezeption einen Mundnasenschutz. Unsere Tische im Speisesaal stehen mit 1,5 Metern Abstand voneinander, und wir teilen die Sitzplätze zu. Leider dürfen wir unsere Zimmer zum Teil noch nicht voll belegen aber da hoffen wir irgendwann auf Lockerungen vom Land. Ansonsten gilt bei uns wie sonst auch: regelmäßig Hände desinfizieren und Abstand halten. Das ist bei vier Hektar Außengelände direkt am Wald bei uns zum Glück überhaupt kein Problem.

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Wir sind mitten in den Sommerferien, belebt die Ferienzeit das Geschäft?

Definitiv ja. Man merkt, dass viel mehr Menschen Urlaub im eigenen Land machen. Familien und Radler, die sonst vielleicht auf Mallorca unterwegs gewesen wären, kommen jetzt nach Arnsberg. Uns freut das riesig, da wir so auch mal eine Chance haben, ganz neue Gäste zu begrüßen. Generell merken wir, dass die Leute Lust auf einen Aktivurlaub haben: Radfahren, Wandern… da scheint durch Corona noch einmal ein Boom ausgelöst worden zu sein. Neu ist auch, dass viele Familien mit Kindern den Ruhrtalradweg fahren.

Einige Jugendherbergen in der Region schließen ab September bis zum Jahresende. Ist das in ihrem Haus auch schon thematisiert worden?

Ja, natürlich haben wir mit Blick auf die Zahlen darüber gesprochen. Wir sind ja seit Anfang des Jahres ebenfalls offiziell eine Jugendherberge und Partnerhaus des DJH. Daher leiden wir natürlich mit den Kollegen mit, wenn deren Haus monatelang geschlossen wird. Für uns war aber schnell klar, dass wir geöffnet bleiben. Wir wollen für unsere Gäste da sein! Auch, wenn es vielleicht mal Tage gibt, wo es sich rein wirtschaftlich nicht lohnt. Wir haben uns aber bewusst für das Prinzip Hoffnung entschieden, möchten sichtbar und erlebbar bleiben. Wenn ein Gast spontan zu uns kommt, wird er nicht vor verschlossenen Türen stehen.

Wie sehen die Planungen/Aussichten für die zweite Jahreshälfte aus?

Darüber haben wir uns in den vergangenen Monaten fast ständig den Kopf zerbrochen. Wie geht es weiter? Wie stellen wir uns auf? Fakt ist, dass Klassenfahrten ab dem Sommer wieder erlaubt sind. Die Schulen dürften also offiziell zu uns nach Arnsberg kommen und die Buchungen sahen auch vor Corona super aus. Trotzdem hagelt es weiter Absagen, weil Eltern oder Lehrer noch unsicher sind. Bei Gruppenreisen oder Familienfeiern sieht es ähnlich aus. Wir haben aber für Familien zwei tolle Reiseangebote bis Ende des Jahres entwickelt, weil das gut läuft: In den Herbstferien und an drei Wochenenden im Dezember können Familien bei uns entspannte Tage erleben: mit Lagerfeuer, Runkelrüben schnitzen, Klettern im Kletterwald und einer Familienwanderung. Auch unser „3 für 2 Special“ kommt so gut an, dass wir es bis Ende des Jahres verlängern. Man bucht drei Tage, zahlt aber nur zwei – ideal für einen Kurztrip nach Arnsberg.

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Riskieren Sie bitte einen Blick ins kommende Jahr – wird alles gut für „Ihr“ Haus?

Die Lage wird für uns und die ganze Branche schwierig bleiben. Wir hoffen sehr, dass es bald einen Impfstoff gibt. Dann kommen wir hoffentlich mit einem blauen Auge aus dieser wirtschaftlich angespannten Lage heraus. Wir glauben fest, dass sich das Reisen dann sehr schnell normalisiert. Klassenfahrten, Gruppenreisen, Tagungen, Seminare: all das wird dann wieder uneingeschränkt möglich sein, und die Buchungszahlen für 2021 machen Hoffnung. Fast jede Klasse, die jetzt abgesagt hat, hat aufs nächste Jahr umgebucht. Bei Familienfeiern und Gruppenreisen ist es ebenso. Für uns ist das ein tolles Zeichen der Unterstützung.