Arnsberg/Sundern. Zahl der Unfälle mit Fahrrädern und Pedelecs im HSK ist gestiegen. Polizei rät vor allem Senioren, sich vor dem Kauf beraten zu lassen.

In Zeiten von Corona entdecken immer mehr Menschen das Fahrrad fahren für sich. Doch auch der Umgang mit dem „Drahtesel“ will gelernt sein – vor allem das sichere Fahren mit dem E-Bike/Pedelec ist nicht so einfach wie es scheint. Jedenfalls hat die Kreispolizeibehörde allein in den vergangenen 14 Tagen fünf schwere Unfälle im Kreisgebiet gemeldet, auch in Arnsberg und Sundern.

Zwei Beispiele: Der 66-jährige Fahrer eines Pedelec verletzte sich vor einigen Tagen bei einem Verkehrsunfall schwer. Als er mit seinem Bike die Seestraße in Sundern-Amecke überqueren wollte, unterschätzte er die Höhe des Bordsteins vom Gehweg auf die Straße, stürzte und musste in ein Krankenhaus eingeliefert werden.

Tragen eines Helms ist in Deutschland keine Pflicht

PHK Stefan Kronenberg ist in seiner Funktion als Verkehrssicherheitsberater der Polizei im HSK nicht nur für die Radfahr-Ausbildung an Grundschulen oder das Erstellen von Schulverkehrsplänen zuständig, sondern wirkt unter anderem auch in einer Arbeitsgruppe der „Fahr-radfreundlichen Stadt Arnsberg“ mit.

Das Tragen eines Helms ist in Deutschland keine Pflicht, doch gilt eine grundsätzliche Empfehlung für Radfahrer, einen Fahrradhelm aufzusetzen, wenn sie im Straßenverkehr fahren.

Studien verdeutlichen, dass Schutzhelme die Zahl an Kopf­verletzungen von Radfahrern deutlich verringern.

Gleich zwei Verletzte forderte kürzlich ein Verkehrsunfall auf dem Ruhrtalradweg bei Neheim. Ein Ehepaar fuhr nebeneinander auf seinen Fahrrädern in Richtung Wickede. Ohne Fremdeinwirkung geriet die 68-jährige Frau ins Straucheln. Als sie stürzte, versuchte sie, sich an ihrem Mann festzuhalten. Dadurch fielen beide zu Boden. Die Frau trug keinen Helm, erlitt schwere Verletzungen und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Ihr Mann (67) fuhr mit einem Helm. Er wurde „nur“ leicht verletzt. Dazu Polizeihauptkommissar (PHK) Stefan Kronenberg von der HSK-Polizei: „Das Wichtigste ist das Tragen eines Fahrradhelms. Der schützt den Kopf vor schweren Verletzungen“, sagt der Verkehrsberater.

Außerdem bestätigen beide Unfälle die aktuelle Statistik im HSK: „In den meisten Fällen sind es individuelle Fehler der Radfahrer, die zum Unfall führen“, weiß Stefan Kronenberg.

PHK Stefan Kronenberg
PHK Stefan Kronenberg © WP | Polizei HSK

Fast 80 Prozent der diesjährigen Fahrradunfälle im HSK wurden selbst verursacht. Sehr häufig sind E-Bikes beteiligt – warum?

„E-Bikes sind wesentlich schwerer als herkömmliche Fahrräder. Hierdurch ändert sich natürlich das Fahrverhalten“, erklärt Kronenberg – und rät: „Bevor Sie auf der Straße fahren, üben Sie in einem Hinterhof oder auf einem Verkehrsübungsplatz.“ Fahrräder und insbesondere E-Bikes mit Rücktrittbremsen gebe es immer seltener. Das Bremsen mit zwei Handbremsen sollte daher gekonnt sein. „Als Verkehrssicherheitsberater empfehle ich schon in der Grundschule die Anschaffung von Fahrrädern mit zwei Handbremsen“, so der Polizeibeamte weiter. Günstige E-Bikes haben in der Regel keine ausreichende Steuerelektronik verbaut.

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Das heißt, dass die Elektrounterstützung ungeregelt, also mit voller Kraft wirkt. Das kann schon beim Anfahren zu erheblichen Problemen führen. Hochwertigere E-Bikes regeln die Energieleistung, so dass die wirkende Kraft moderat einsetzt. „Erkundigen Sie sich beim Händler, kaufen Sie nicht ohne Beratung“, empfiehlt Kronenberg. E-Bikes erfreuen sich gerade bei älteren Menschen enormer Beliebtheit, einige steigen nach vielen Jahren das erste Mal wieder auf ein Fahrrad. Darum erneut der Rat: Üben Sie und machen Sie sich mit den Fahreigenschaften vertraut!

Schulungen für Senioren

U. a. im Ruhrgebiet bietet die Polizei seit Kurzem wieder Fahrrad- und E-Bike-Schulungen speziell für Senioren an. Auch die Kreispolizeibehörde des HSK hat im vergangenen Jahr in Meschede solche Schulungen – natürlich auf freiwilliger Basis – durchgeführt. Wegen der Coronakrise wurde in diesem Jahr bisher darauf verzichtet. „Derzeit ist noch unklar, ob und wann solche Schulungen im Hochsauerland angeboten werden“, so Polizeisprecher Sebastian Held auf Anfrage.