Hüsten. Weil ihr Pachtvertrag gekündigt wurde, müssen Klimis und Georgia Ioanidis ihren Imbiss „Grillpfanne“ in Hüsten aufgeben. Am 19. Juli ist Schluss.
„Akropolis adieu“ sang einst Mireille Mathieu – „Hüsten adieu“ sagen Ende dieser Woche Klimis und Georgia Ioanidis; gezwungener Maßen, denn es ist ein ungewollter Abschied.
Wie ungeheuer beliebt der „Gyros-Gott“ und seine Frau in Arnsberg sind, beweist unter anderem die Facebook-Gruppe „Für den Erhalt der Hüstener Grillpfanne“ – 607 Mitglieder (!) haben sich dort seit Februar 2020 registriert. Ihr Ziel werden sie jedoch nicht erreichen, denn das „Aus“ für die Grillpfanne – so lautet der eher schlicht ‘rüber kommende Name der Imbiss-Institution an der Heinrich-Lübke-Straße – lässt sich nicht rückgängig machen… Warum?
„Aus“ nach über 20 Jahren
„Pachtvertrag nicht verlängert“, lautet die knappe Auskunft des Chefs beim Besuch der Räumlichkeiten im Herzen von Hüsten. Dort stehen die Zeichen bereits auf Abschied, nicht nur, weil der Laden in Corona-Zeiten seinen Treffpunkt-Charakter eingebüßt hat:
Noch einige wenige Tage, dann muss alles geräumt werden: Am kommenden Sonntag ist Schluss.
Nach über 20 Jahren! „Im Oktober 1999 habe ich genau hier angefangen“, erinnert sich der Inhaber, den alle liebevoll „Klimi“ nennen.
Rund 80 Kilometer
Bergneustadt ist eine Stadt im Bergischen Land – rund 50 Kilometer östlich von Köln gelegen. Sie gehört zum Oberbergischen Kreis im Regierungsbezirk Köln.
Um ihre Kinder und Enkel in Arnsberg und Drolshagen zu besuchen, müssen Klimis und Georgia Ioanidis künftig weit fahren – bis nach Hüsten sind es rund 80 Kilometer (eine Strecke).
Bis zum Jahr 2006 mit einem Kompagnon „an Bord“, seitdem mit tatkräftiger Unterstützung seiner Ehefrau Georgia. „Es tut weh“, sagt diese mit Blick auf den gekündigten Pachtvertrag.
Eine Kündigung, die sich offenbar nicht reparieren lässt – und beide zwingt, noch einmal von vorne anzufangen. „Ich hätte das hier gerne bis zur Rente weiter gemacht“, meint der 52-jährige Klimis Ioanidis – und lässt den Blick wehmütig über Gyrosspieß, Pommesschwenker und Grillplatten schweifen. „Ich kann nicht sagen, ich freue mich“, ergänzt er dann auf die Frage nach seinem Befinden so kurz vor dem Neustart. Dieser verschlägt den gebürtigen Arnsberger – dessen „griechische Wurzeln“ nach Serres, in den hohen Norden des Landes, reichen – übrigens nach Bergneustadt.
Im etwa 50 Kilometer östlich von Köln gelegenen 19.000-Einwohner-Städtchen (siehe Karte oben) startet das Ehepaar Ioanidis am 15. August dieses Jahres sein Projekt „Imbiss reloaded“. Dabei können die beiden – wie schon in Hüsten – auf eine große Stammkundschaft bauen:
„Zur Abholung“
„Ich übernehme den Grill in Bergneustadt von einer alten Dame, die jetzt in den Ruhestand geht“, berichtet „Klimi“ über seinen neuen Betrieb. Der Laden in guter Lage ist im Ort etabliert und auch vom Inventar her gut ausgestattet; wie in Hüsten, werden die beiden „griechischen Sauerländer“ als Pächter an den Start gehen. Natürlich bilden griechische Spezialitäten künftig das Rückgrat des Geschäfts, das auch in Zeiten von Corona gut laufen sollte. „Die Leute kommen fast ausschließlich vorbei und nehmen das bestellte Essen mit“, hat der Arnsberger bereits beobachtet, als er sich seine neue Existenz zum ersten Mal genau angeschaut hat.
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„Zur Abholung“ ist ein Geschäftsmodell, mit dem er und seine Frau auch in Hüsten stets erfolgreich waren, besonders während der Krise, die persönliche Kontakte unheimlich erschwert – nicht nur mit Blick auf die Gastronomie. Trotzdem dürfte gerade dieser – wenn auch zuletzt eingeschränkte – persönliche Kontakt beiden Seiten den Abschied noch schwerer machen: „Klimi“ und seine Gattin sind halt unheimlich beliebt: „Leckeres Essen – netter Chef“ lautet fast jeder Kommentar, mit dem die Grillpfanne in sozialen Netzwerken punkten konnte.
Große Entfernung
Über 600 „Facebook-Aktivisten“, zahlreiche Fußballer des SV Hüsten 09 und ungezählte weitere Arnsberger Gyros-Fans können nicht irren. Wer noch mal ordentlich „reinhauen“ möchte, sollte die nächsten Tage nutzen, denn für Gyros, Pommes, Mayo künftig ins Oberbergische zu düsen, wäre ambitioniert...