Arnsberg/Sundern. Caritas-Verband Arnsberg/Sundern begann mit Präventiv-Tests für Mitarbeiter. Deutsche Fußball-Liga (DFL) hilft Wohlfahrtsverband mit Spende.

Um den Schutz vor einer Corona-Infektion zu erhöhen, entschied sich der Caritas-Verband Arnsberg/Sundern, seit 22. Juni Corona-Tests unter den 1400 Mitarbeitern auf freiwilliger Basis der Kollgen durchzuführen. Die Abstriche, die von 35, zuvor speziell geschulten Caritas-Mitarbeitern an mittlerweile mehreren hundert Kollegen vorgenommen wurden, haben vor Kurzem zu einem positiven Fall in der Caritas-Werkstatt im Alten Feld in Arnsberg geführt (unsere Zeitung berichtete). Aufgrund der strengen Hygiene- und Sicherheitsvorschriften, die in der Behindertenwerkstatt gelten, konnte der Caritas-Verband die Werkstatt - nach Rücksprache mit dem HSK-Gesundheitsamt - geöffnet lassen.

Politik ist noch nicht soweit

Unsere Zeitung fragte jetzt den Vorstandsvorsitzenden des Caritas-Verbandes Arnsberg/Sundern, Christian Stockmann, warum der Verband vorbeugend Tests durchführt und wie diese finanziert werden. Denn in Deutschland ist kein Betrieb zu vorbeugenden Tests rechtlich verpflichtet. Es ist eine absolut freiwillige Leistung des Unternehmens, präventiv zu handeln.

Test einmal in der Woche

Präventiv getestet werden Mitarbeiter des Caritas-Verbandes Arnsberg/Sundern. Davon zu unterscheiden sind Beschäftigte des Caritas-Verbandes. Hierzu zählt der Verband rund 720 Behinderte, die in den Werkstätten tätig sind. Hier darf der Verband nur mit Zustimmung der Betreuungspersonen einen Test vornehmen lassen.

Mit dem Werkarztzentrum Westfalen-Mitte und deren Arbeitsmedizinerin erarbeitete der Caritas-Verband ein Covid-19-Abstrich-Konzept. Test ist einmal pro Woche. Das ist nicht 100 % Sicherheit, aber mehr Sicherheit, weil ein Infizierter nicht sofort ansteckend ist

Stockmann freute sich zunächst, dass die Deutsche Fußball-Liga (DFL) mit einer namhaften Einmalspende einen Teil der Kosten für die präventiven Tests übernimmt. Die Höhe der Spende will Stockmann nicht nennen, denn dies sei Angelegenheit der DFL Der Caritas-Verband hatte die DFL angeschrieben, nachdem diese angekündigt hatte, Testkapazitäten für den öffentlichen Gesundheitsdienst zur Verfügung zu stellen. Doch mit Blick auf die nun kontinuierlich auflaufenden Kosten kann die Einmalspende bei weitem nicht ausreichend sein.

„Als Träger von ambulanten Pflegediensten, Seniorenhäusern, Tagespflegen und Behindertenwerkstätten kommen wir bei unserer Arbeit mit insgesamt rund 7000 Menschen in Kontakt. Es ist unsere Aufgabe, diese Menschen in einem Höchstmaß vor einer Corona-Infektion zu schützen“, sagt Christian Stockmann und ist gleichzeitig bereit, Caritas-Mittel, insbesondere für die Laborkosten zur Untersuchung der Tests, vorzuschießen. Die Betonung liegt dabei auf „Vorschuss“ bzw. Vorfinanzierung, denn der Caritas-Verband will die Kosten für die Testuntersuchungen auf jeden Fall wieder refinanziert sehen.

Caritas-Verband hofft auf Refinanzierung der Tests

„Leider ist die Politik mit rechtlichen Vorgaben noch nicht so weit. Bisher muss es erst einen Anlass (einen positiv getesteten Fall) geben, damit Tests vorgeschrieben werden“, so Stockmann. Er appelliert daher an Bund und Land, dass alle sensiblen Einrichtungen, die insbesondere in der Pflege und in der Behindertenbetreuung tätig sind, das Recht erhalten, präventive Corona-Tests als Corona-bedingten Mehraufwand refinanzieren zu können. Diese Refinanzierung müsse „deutlich intensiver als bisher angedacht sichergestellt werden“, so Stockmann.

Zurzeit ist es so, dass der Caritas-Verband bei den Untersuchungskosten für präventive Corona-Tests in finanzielle Vorleistung tritt. Diese Kosten können sich aber schnell - allein in wenigen Wochen - zu hohen fünfstelligen Beträgen summieren. Stockmann betont zwar, dass nicht alle 1400 Mitarbeiter des Caritas-Verbandes getestet werden müssen, sondern nur die, die in ihren Tätigkeitsbereichen Körperkontakt zu Patienten, Seniorenhaus-Bewohner, Tagespflege-Gästen, Behinderte aus Werkstätten haben (z. B. ist die Verwaltung ausgenommen)..

KOMMENTAR von Martin Schwarz

Sozialer Einsatz statt „Augen zu und durch“

Als großer Arbeitgeber im Raum Arnsberg/Sundern geht der heimische Caritas-Verband beim Schutz vor Corona löblich voran. Denn vorbeugende Corona-Tests für Mitarbeiter, die in der Pflege und Betreuung alter und behinderter Menschen arbeiten, sind absolut angebracht. „Augen zu und durch“ kann nicht Maxime des Handelns sein - auch wenn der Staat dies duldet. Vorbeugende Teste sind nicht vorgeschrieben. Für rechtliche Vorgaben zieht sich der Staat aus der Verantwortung, weil solche Vorgaben Kostenträger im deutschen Gesundheitswesen stark belasten würden.

Der Weg des Caritas-Verbandes Arnsberg-Sundern, die Präventiv-Tests zunächst aus eigener Kasse zu bezahlen und dann auf Refinanzierung zu hoffen, ist riskant. Deshalb machen es andere heimische Firmen nicht. Diese Betriebe verwiesen bisher darauf, dass die Infizierten-Zahlen recht niedrig sind. Mit der ersten Welle von Urlaubsrückkehrern könnte es im HSK eine zweite Corona-Welle geben. Während andere Betriebe noch abwarten, geht der Caritas-Verband voran. Gut so! Bei 7000 Personen, mit denen 1400 Mitarbeiter des Caritas-Verbandes Kontakt haben, ist dies eine absolut richtige Entscheidung und in Corona-Zeiten ein besonderer sozialer Einsatz zum Wohle vieler Menschen!