Arnsberg. Für Buchhändlerin Sonja Vieth ist ein Online-Angebot unverzichtbar. Etwas anders beurteilt Weinhändler Ferdi Kaiser für seine Sparte die Sache.
Die Innenstädte sind Treffpunkte, spiegeln das Leben wieder. Dazu gehört als wesentliches Element ein florierender Einzelhandel.
Aber der ist – durch die immer aggressiver auftretenden Online-Handelsriesen – arg gebeutelt. Doch Online-Handel kann für die Geschäfte vor Ort ein wichtiges Standbein sein. Wie die Corona-Krise zeigt, in deren Rahmen auch nachahmenswerte Ideen der Kooperation entwickelt wurden.
Kreativität und Zusammenarbeit beflügelt auch den Einzelhandel
Kreativität ist in schwierigen Zeiten unerlässlich. Und die haben Sonja Vieth von der gleichnamigen Buchhandlung und Ferdi Kaiser, Inhaber des Wein- und Spezialitätengeschäfts „Kaiserliche Köstlichkeiten“, gezeigt.
Statt allein den besten Weg zu finden, mit der Krise umzugehen, heißt das sofort zum Shutdown entdeckte Zauberwort „Zusammenarbeit“. Was ganz einfach funktioniert. Nicht nur, weil beide Geschäfte am Alten Markt in Arnsberg direkt nebeneinander liegen:
Sonja Vieth: „Man kann sagen, dass dieses Angebot gut angenommen worden ist“
Sonja Vieth will Bücher verkaufen. Ferdi Kaiser Weine und andere Leckereien. Aber warum nur jeder für sich allein agieren, wenn es auch anders geht: Denn, das war die von Vieth und Kaiser ausgeheckte Grundidee, für viele Menschen gehört zu einem guten Buch auch ein gutes Glas Wein.
„Also,“ erklärt die Buchhändlerin, „haben wir immer wieder ,Pakete‘ mit jeweils einem Buch und einer Flasche Wein entwickelt, etwas Lustiges dazu geschrieben und in den Sozialen Medien präsentiert.“ Und bei Bestellung im Stadtgebiet ausgeliefert.
Mit durchschlagendem Erfolg. „Denn man kann sagen,“ so Vieth, „dass dieses Angebot gut angenommen worden ist.“ Auch Ferdi Kaiser zeigt sich mit der Resonanz zufrieden. Daher soll diese Kooperation, selbst wenn es nur ein kleines Puzzlestück ist, ihre Fortsetzung finden.
„Die Möglichkeit des Online-Kaufs wird von unseren Kunden praktisch erwartet“
Aber wie ist es sonst bei den beiden Geschäftsleuten um den Online-Handel bestellt? Unterschiedlich.
„Wir waren hier tatsächlich schon vor Corona gut aufgestellt, da das Online-Geschäft im unabhängigen Buchhandel weit verbreitet ist.“ Hinzukomme, erläutert Sonja Vieth, die vor dem Leben als Buchhändlerin ein Studium der Betriebswirtschaftslehre abgeschlossen hat, dass ein solches Angebot immer stärker genutzt werde.
„Die Möglichkeit des Online-Kaufs wird von unseren Kunden praktisch erwartet. Sie wollen, dass wir auf allen Kanälen sichtbar sind. Denn es ist bequem und angenehm, auf dem Sofa zu sitzen, ein Buch auszuwählen und dann zu kaufen.“ Per simplen Mouseklick.
„Die Kunden bleiben uns so verbunden und unterstützen den Einzelhandel vor Ort“
Ein weiteres Kriterium, das aus ihrer Sicht für Online-Präsenz örtlicher Geschäfte spricht: „Die Kunden bleiben uns so verbunden und unterstützen den Einzelhandel hier in der Stadt.“ So sind Website und Online-Shop für Sonja Vieth für die weitere wirtschaftliche Entwicklung ihres Geschäfts von durchaus großer Bedeutung.
Zumal sich der Zugriff der Kunden auf diese Einkaufsmöglichkeit durch Corona noch einmal deutlich verstärkt habe. „Was aber auch darin begründet sein mag, dass wir dies offensiv beworben haben.“ Verstärkt durch Mund-zu-Mund-Propaganda.
Ausgeliefert wird per Auto oder Fahrrad - teils schneller als Amazon
Ausgeliefert wurden und werden die Bestellungen im Stadtgebiet mit dem Auto und – je nach Tour – mit dem Fahrrad. „Dabei wollten wir auch zeigen, dass wir genauso schnell oder sogar schneller sind als Amazon.“ Was gelungen ist. Teilweise hielten die Kunden noch am Tag der Bestellung das gewünschte Buch in den Händen. „Sonst am Tag danach, wenn es im Großhandel geordert werden musste.“
Sonja Vieths persönliches Fazit: „Online-Handel ist ein wichtiger Baustein im Kundenservice. Ohne geht es heute nicht mehr.“
Ferdi Kaiser: „Speziell für uns ist der Online-Handel im Augenblick noch nicht so wichtig“
Und nebenan, bei den „Kaiserlichen Köstlichkeiten“? „Speziell für uns ist der Online-Handel im Augenblick noch nicht so wichtig,“ erklärt Ferdi Kaiser. „Ich muss auch ehrlicherweise sagen, dass wir da noch nicht so gut aufgestellt sind. Online nach Weinen schauen und bestellen, das geht bei uns noch nicht. Da haben wir Nachholbedarf.“
Aber, macht Kaiser klar, das soll künftig besser werden. Und verweist darauf, dass im Herbst öffentliche Mittel für den Einzelhandel – hier speziell zum Aufbau des Online-Handels und der Präsentation der Angebote – bereitgestellt werden.
„Zum Weinkauf gehört auch das persönliche Gespräch“
Allerdings sehe er für eine Weinhandlung dieser Größe im Online-Sektor nicht so das riesige Potenzial. „Weil zum Weinkauf auch das persönliche Gespräch, die Atmosphäre des Geschäfts gehört.“ Zumal die Wein-Großhändler die Online-Szene beherrschen würden.
Was für „Kaisers Köstlichkeiten“ jedoch selbstverständlich ist und bleibt: die Auslieferung der Ware in Arnsberg und Umgebung.