Wildewiese. Fichtenholz aus dem Sunderner Wald wird nach China verkauft. Für die Zukunft soll die naturnahe Waldbewirtschaftung Stabilität bieten.

Beim Gang durch sein Revier ist Holger Dreeskornfeld aktuell am ehesten zum Heulen zumute – so wie allen in der Forstbranche. Die Trockenheit und der Borkenkäfer setzen den Bäumen in einem bislang unbekannten Ausmaß zu. Der Sunderner Stadtförster hat viel damit zu tun, den Abtransport des Fichtenholzes zu organisieren.

„Wir bekommen es in etwa kostendeckend entsorgt“, sagt Dresskornfeld. „Es ist aktuell wirklich ein Trauerspiel.“ Drei angemietete Harvester aus Bayern sind seit vier Wochen im Stadtforst im Einsatz. Sie werden bis in den Oktober hinein noch gebraucht. Es gilt, das von den Käfern befallene Holz möglichst schnell abzutransportieren.

1000 Hektar Stadtwald

1000 Hektar ist der städtische Wald von Sundern groß - die Flächen liegen zwischen Wildewiese und Hachen, zwischen Langscheid und Röhrenspring.

40 Jahre ist her, dass dort auf naturnahe Waldbewirtschaftung umgestellt wurde.

25 Jahre ist Holger Dreeskornfeld bereits als Stadtförster in Sundern tätig.

Um wie viele Festmeter es sich handelt, sei schon kaum noch abzuschätzen, so der Förster. Weil der Markt vor Ort die Holzmengen, die in den vergangenen Monaten angefallen sind, gar nicht mehr aufnehmen kann, geht das Fichtenholz aus den Sunderner Wäldern nach China. Dort wird es als hauptsächlich Bauholz genutzt.

Insgesamt ist der Stadtforst ein Minusgeschäft geworden. „Es geht längst nicht mehr um den maximalen Gewinn“, sagt Bürgermeister Ralph Brodel beim Rundgang mit dem Förster. „Es geht darum zu retten, was noch zu retten ist.“ Und es gehe darum, den Wald so gut wie möglich für die Zukunft aufzustellen. Dabei wirbt er gemeinsam mit Stadtförster Dreeskornfeld für eine naturnahe Waldbewirtschaftung.

Mischwald mit Jungpflanzen

Schon seit 40 Jahren arbeiten Dreeskornfeld und sein Vorgänger dafür, den Sunderner Forst zu einem Mischwald mit mehreren Altersklassen umzubauen – der Gegenentwurf zur Fichten-Monokultur. „Ich möchte die Fichte nicht verteufeln, sie ist eine wichtige Baumart“, sagt der Förster. Aber für einen möglichst stabilen Wald der Zukunft sei es sinnvoll, auf verschiedene Arten zu setzen und so viel Licht an den Waldboden zu lassen, dass eine Naturverjüngung zustande komme. Zudem könne der Boden dann etwas besser Feuchtigkeit halten.

Auch interessant

Dreeskornfeld ist froh, dass dieser Weg bereits vor mehreren Jahrzehnten eingeschlagen wurde, obwohl in der aktuellen Situation trotzdem die produzierende Bestandsschicht wegfällt. Aber die jungen Pflanzen machen ihm Hoffnung. „Wir haben in jedem Bestand ungefähr zehn Baumarten“, sagt er. „Es gibt keine Fläche, auf der der Boden nicht bewachsen ist.“

Naherholungswert als zusätzlicher Faktor

Zu Fichten und Buchen kommen andere Arten wie zum Beispiel Douglasie, Eiche, Ahorn, Vogelbeere, Lärche und Küstentanne. Da es auf den Flächen kein Rot- und nur wenig Rehwild gebe, sei auch der Verbiss der jungen Triebe kein Problem.

Gerne vergleicht der Förster diese Strategie mit dem Aktiengeschäft: man investiere in Sundern lieber in einen Fonds statt eine einzelne Aktie. Und die Kommune sei dazu verpflichtet, nicht nur die wirtschaftliche Komponente zu betrachten, sondern auch die Faktoren Ökologie und Naherholung, argumentiert Brodel. Er hoffe, dass sich diese Strategie der Waldbewirtschaftung für die nächsten Generationen auszahle, aber sicher wissen könne man es nicht.

„In den letzten Jahren haben wir viele Gewissheiten über Bord werfen müssen“, sagt er. So hieß es bis vor einiger Zeit zum Beispiel noch, Lagen über 400 Metern blieben vom Borkenkäfer verschont, doch er ist nun auch auf über 600 Metern bei Wildewiese zu finden. Nun bleibt zu hoffen, dass er nicht noch andere Arten befällt.