Arnsberg. In der Seniorenwohnanlage an der Hellefelder Straße ist Isolation auch angesichts der Pandemie ein Fremdwort. Die Wohnungen sind nachgefragt.

Die Geißel Corona hat in den meisten Seniorenwohnanlagen Angst und Schrecken ausgelöst. Menschen vereinsamen lassen, weil keine Besuche von Angehörigen möglich waren, teils noch sind. Und die Bewohner leiden unter der Situation. Nicht so in der Seniorenwohnanlage „Gemeinsam statt einsam“ in der Hellefelder Straße.

„Denn die Grundstimmung gegenüber anderen Senioreneinrichtungen macht den klaren Unterschied.“ Das sagt Wolfgang Schulze als 2. Vorsitzender des gleichnamigen Fördervereins der modernen, 2005 von Thomas Flötotto (†) in Wurfweite zur Ruhr errichteten Wohnanlage.

Zwar seien allen gemeinsamen Aktivitäten wie Grillen oder der traditionelle Tag der offenen Tür innerhalb der Anlage bislang noch eingefroren, doch von Isolation, Ängsten oder gar Depressionen keine Spur.

„Ihr Wohlbefinden hat sich noch nie so stark ausgespielt wie zur Zeit“

„Dies,“ so Schulze, „kann ich immer wieder in meinen regelmäßigen Telefonaten mit allen Bewohnern feststellen.“ Vielmehr sei das Gegenteil der Fall: „Sie alle zeigen sich froh, dass sie hier leben können und ihr Wohlbefinden hat sich noch nie so stark ausgespielt wie zur Zeit.“

Aber warum ist das so? Da muss Wolfgang Schulze nicht lange überlegen: „Weil bei uns alles anders ist.“ Alle Mieter der zur Anlage gehörenden Wohnungen seien völlig autark und hätten so auch - „natürlich unter Beachtung von Hygienebestimmungen und Maskenpflicht“ - von Beginn der Pandemie an weiterhin Besuch empfangen können.

Die Kommunikation der Bewohner untereinander ist nie abgerissen

Und, ein für den Förderverein ganz wesentlicher Aspekt: Die Bewohner waren nicht etwa in ihren angemieteten Wohnungen eingeschlossen, sondern konnten sich im weiträumigen Garten der Anlage frei bewegen. Das, ohne in direkten Kontakt zu Mitbewohnern zu geraten.

Auch die Kommunikation untereinander war so nie abgerissen. „Sie konnten und können sich im vorgegebenen Abstand auf die Bänke im Garten setzen oder, da dies für jede Wohnung Standard ist, von Balkon zu Balkon unterhalten.“

Peter Baum: Die Mieten für die Wohneinheiten sind sehr moderat

„So haben wir unser Motto ,Gemeinsam statt einsam‘ trotz der räumlichen Trennung in dieser schwierigen Situation erhalten können,“ freut sich Förderverein-Vorsitzender Peter Baum. Das sei eben ein elementarer Unterschied zu den herkömmlichen Einrichtungen, „denn bei uns gibt es kein betreutes Wohnen. Sondern es handelt sich um eine reine Seniorenwohnanlage. Man zahlt Miete, Nebenkosten und fertig.“

Die Mieten für die Wohneinheiten seien übrigens sehr moderat, so Baum. Was dem leider schon verstorbenen Thomas Flötotto als Erbauer der Anlage „stets sehr am Herzen gelegen hat“. Dieser, erklärt Peter Baum, habe die Projektidee „Gemeinsam statt einsam“ 2005 mit Fördermitteln umgesetzt.

Die Fördermittel seien zwar 2010 zurückgeführt worden - aber ohne Einführung einer freien Miete. „Damit sind hier die Wohnungen, schon allein, weil keine Pflegepauschale erhoben wird, deutlich preiswerter als anderswo. Und das wird auch immer noch von Frau Flötotto ganz im Geiste ihres Mannes so gehandhabt.“

Der Förderverein „Gemeinsam statt einsam“ regelt die Vermietung

Die Vermietung liegt übrigens von Beginn an in den Händen des Fördervereins, die kaufmännische Verwaltung bei der Volksbank Sauerland Hausverwaltung GmbH. Doch wer in der Hellefelder Straße einziehen will, der muss nicht nur Mitglied im Förderverein sein, sondern auch das Motto „Gemeinsam statt einsam“ fest verinnerlicht haben.

Denn schließlich, sagt Wolfgang Schulze, werden manche Arbeiten zwecks Förderung des Gemeinschaftsgefühls gemeinsam verrichtet – wie Gartenpflege oder Organisation von Kaffeetafeln oder Grillabenden. „Jeder nach seinen Fähigkeiten. Das klappt wunderbar.“

Wolfgang Schulze: „Man muss eben geduldig sein“

Ob jemand in das Gefüge passt beziehungsweise den Zuschlag für eine Wohnung erhält, das wird stets bei Kaffee und Kuchen in einem zwanglosen Gespräch zwischen Bewerber, Förderverein-Vorstand und Mieter-Vertretern abgeklopft. Die Interessentenliste jedenfalls ist lang.

Auch Wolfgang Schulze selbst wartet schon seit geraumer Zeit. Aber er nimmt es gelassen: „Man muss eben geduldig sein.“