Neheim/Hüsten. Gebäude-Neunutzungen sind geplant: Die Pflegeschule soll in die Hüstener Petrischule einziehen, für Grimmeschule soll Neubau entstehen.

Die Neheimer Grimmeschule soll nicht in die frühere Hüstener Petrischule umziehen, sondern in einen Neubau einziehen, der auf einem freien Eckgrundstück neben der Realschule Hüsten entstehen soll. Stattdessen soll die Bildungsakademie für Pflegefachkräfte, die von Klinikum Hochsauerland und Caritas-Verband Arnsberg-Sundern betrieben wird, nicht - wie ursprünglich geplant - in die Räumlichkeiten der früheren Realschule Neheim, sondern in die Hüstener Petrischule einziehen.

Politischer Beschluss steht noch aus

Über diese grundsätzlichen Ziele informierte die Stadtverwaltung jetzt die Kommunalpolitiker aus Rat, Fach- und betroffenen Bezirksausschüssen. Ein notwendiger politischer Beschluss steht noch aus. Die politischen Gremien (Ausschüsse und Rat) werden im August in Sondersitzungen beraten und entscheiden.

Blick auf die Grimmeschule an der Neheimer Schwester-Aicharda-Straße: Für die Neheimer Hauptschule soll ein Neubau neben der Hüstener Realschule entstehen.
Blick auf die Grimmeschule an der Neheimer Schwester-Aicharda-Straße: Für die Neheimer Hauptschule soll ein Neubau neben der Hüstener Realschule entstehen. © Martin Schwarz | Martin Schwarz

Wie kam es nun zu der gänzlich neuen Zielsetzung der Stadtverwaltung? Angesichts von aktuellen Baukosten in Höhe von 11,88 Millionen Euro, die für den Um- und Anbau der Petrischule samt Neubau einer Turnhalle erforderlich gewesen wären, um dort neue Räume für die Grimmeschule zu schaffen, und angesichts eines Förderanteils des Landes in Höhe von 5,79 Millionen Euro, hätte die Stadt Arnsberg rund sechs Millionen Euro aus Eigenmitteln für die Sanierung in ein Objekt ausgeben müssen - inklusive baulicher Unwägbarkeiten, die immer bei Sanierungen entstehen.

Baukosten im Vergleich

Demgegenüber würde ein Neubau der Grimmeschule auf städtischem Grundstück neben der Hüstener Realschule aktuell 17,44 Millionen Euro kosten - bei ebenfalls 5,79 Mio. Euro Förderanteil des Landes verblieb für die Stadt ein Eigenanteil von 11,65 Mio. Euro. Per Saldo würde also ein Neubau 5,65 Mio. Euro mehr kosten.

„Dieser Mehrkostenbetrag für einen Neubau kann aber merklich geschmälert werden“, betonte Michael John, Fachbereichsleiter für Schule, Jugend und Familie bei der Stadtverwaltung. Er fügt an: „Wenn wir statt einer herkömmlichen Turnhalle eine Freilufthalle (nur mit Dach, ohne Seitenwände) bauen, reduzieren sich die Neubaukosten um 1,49 Mio. Euro auf 15,95 Millionen Euro. Dann reden wir ,nur’ von 4,16 Mio. Euro Mehrkosten. Bei einer Neubauzeit von zwei bis drei Jahren könnten wir auch noch zwischenzeitlich von anderen Förderprogrammen profitieren.“

Lernlandschaften im Neubau

Da die Bildungsakademie an einer langfristigen Sicherung des Standorts Petrischule interessiert sei, könnten die Mehrkosten für einen Grimmeschul-Neubau auch um den Verkaufserlös der Petrischule reduziert werden. Außerdem entstehe für die Stadt ein neuer Immobilienwert in der voraussichtlich im Jahr 2023 leergezogenen Grimmeschule. Hinzu komme, dass ein energieeffizienter Neubau deutlich preisgünstiger zu unterhalten wäre als ein sanierter Altbau, so John.

Klinikum will jährlich 120 neue Pflegekräfte ausbilden

Das Klinikum Hochsauerland will jährlich 120 neue Pflegekräfte ausbilden. Der hohe Personalbedarf hängt mit den Expansionsplänen am Karolinen-Hospital in Hüsten, aber auch mit der Kompensation altersbedingter Ruhestände von Pflegekräften zusammen. Diese jährlich angestrebten 120 Ausbildungsstarter besuchen zu etwa zwei Drittel die Bildungsakademie in Arnsberg und zu einem Drittel die Ausbildungsstätte in Meschede.

Michael John verweist aber auch auf das von der Grimmeschule bereits erstellte pädagogische Raumkonzept, dass in einem Neubau 1:1 umgesetzt werden könne. Es könnten Lernlandschaften entstehen, denn in der modernen Pädagogik brauche man nur zu 30 Prozent Räume für Frontalunterricht, man benötige auch Räume für individuelle Förderung, Gruppenunterricht und Präsentationen. Grimmeschulleiter Matthias Mörstedt und sein Kollegium sind von den Aussichten, die das Lernen der Schüler deutlich verbessern werden, begeistert. „Die Tatsache, dass erst in drei Jahren ein Neubau bezogen werden kann, können wir akzeptieren, denn ähnlich lang könnten die komplexen Arbeiten an der Petrischule dauern“, so Mörstedt.

In Räume der früheren Neheimer Realschule an der Goethestraße sollte ursprünglich die Pflege-Akademie von Klinikum und Caritas-Verband Arnsberg-Sundern einziehen. Nun wird die Hüstener Petrischule als neuer Standort für die Pflegeschule favorisiert
In Räume der früheren Neheimer Realschule an der Goethestraße sollte ursprünglich die Pflege-Akademie von Klinikum und Caritas-Verband Arnsberg-Sundern einziehen. Nun wird die Hüstener Petrischule als neuer Standort für die Pflegeschule favorisiert © www.blossey.eu | Hans Blossey

Für das Klinikum kamen die Neuentwicklungen überraschend, denn der Umbau von Räumen in der früheren Neheimer Realschule zur Bildungsakademie war schon angelaufen. „Wir wollten eigentlich aus dem Neheimer Kaiserhaus ins Schulgebäude an der Neheimer Goethestraße umziehen, dann kam die Stadt Arnsberg mit ihrem Angebot ,Petrischule’ auf uns zu und lief damit bei uns offene Türen ein“, erklärt Klinikum-Geschäftsführer Werner Kemper.

Synergie-Effekte fürs Klinikum

Denn die Petrischule biete für das Klinikum erhebliche Synergie-Effekte mit dem nahen Karolinen-Hospital. Auch sei in der Petrischule das Raumangebot noch größer. „Die Bildungsakademie soll schnellstmöglich in die Petrischule umziehen“, erläutert Kemper. Die Bildungsakademie muss nicht wegen eines auslaufenden Mietvertrags schlagartig das Kaiserhaus verlassen. Die städtische wfa., die Kaiserhaus-Räume vermietet, hat dem Klinikum Flexibilität beim Auszug zugesichert.

Kommentar von Martin Schwarz

Neues Gebäudekonzept bietet Nutzern viele Vorteile

In nicht öffentlichen Sitzungen informierte die Arnsberger Stadtverwaltung Kommunalpolitiker über angestrebte Gebäude-Neunutzungen. Demnach soll die Pflegeschule von Klinikum und Caritas-Verband nicht in die frühere Neheimer Realschule, sondern in die Hüstener Petrischule einziehen. Für die Neheimer Grimmeschule, die eigentlich in die Petrischule umziehen sollte, soll ein Neubau neben der Hüstener Realschule entstehen. In den Info-Veranstaltungen gab es - so weit bekannt - keine grundsätzliche politische Ablehnung dieser Vorhaben. Politische Entscheidungen werden aber erst im August fallen. Die Bürger sind erst mal überrascht. Auf die Sorge aus Hüsten, dass noch vor Fertigstellung des Notfallzentrums am Karolinen-Hospital bereits kurzfristig durch die Pflegeschule mehr Verkehr ins Hospital-Umfeld gezogen wird, reagiert die Verwaltung mit dem Hinweis, dass auf dem früheren Schrottplatz an der Riggenweide ein Parkplatz für 300 Pkw entstehen soll. Dies könnte vor Ort beruhigend wirken. Für Stadt, Grimmeschule und Pflege-Akademie gibt es im neuen Konzept jedenfalls viele Vorteile.