Neheim. Die Kundenzahlen auf dem Wochenmarkt in Neheim steigen durch die Corona-Beschränkungen. Aber es gibt auch andere Gründe für den Marktbummel.
In der Coronakrise können die Markthändler in Neheim punkten – das Einkaufen an der frischen Luft war mit Start der Kontaktbeschränkungen plötzlich wieder bei mehr Menschen gefragt. Um ungefähr 30 Prozent seien die Kundenzahlen in der Phase des sogenannten Lockdowns gestiegen, schätzt Frank Baumüller. Er betreibt einen Fischhof in Wickede-Wiehagen und ist Sprecher der Neheimer Markthändler.
Als die Coronakrise auch in Deutschland ankam, seien die Markthändler genauso wie alle anderen Geschäftsleute verunsichert gewesen. „Im Nachhinein muss man sagen, dass wir einen hohen Zuspruch in der Bevölkerung hatten“, sagt Baumüller. „So wurde der Markt wieder stärker zu dem, was er seit Urzeiten ist – ein Versorgermarkt für den Grundbedarf.“ Obst, Gemüse, Backwaren, Käse, Fleisch, Fisch, Blumen: All das ist mittwochs und samstags auf dem Wochenmarkt erhältlich.
Wie in Geschäften gelten auch auf dem Markt Abstandsregeln und die Maskenpflicht für Kunden und Händler. Den Markteinkauf, der anders als die Selbstbedienung im Supermarkt noch auf viel Kommunikation ausgelegt ist, erschwert der Mund-Nasen-Schutz aktuell. Es ist oftmals Zeichensprache gefragt. Die meisten Händler tragen deshalb durchsichtige Kunststoffvisiere. Vergessen kann auch beim Marktbummel niemand die aktuelle Lage, viele Kunden fühlen sich beim Einkauf unter freiem Himmel dennoch etwas wohler.
Marktzeiten in Neheim, Arnsberg und Sundern
Der Wochenmarkt auf dem Marktplatz in Neheim findet immer mittwochs und samstags von 8 bis 13 beziehungsweise 14 Uhr statt.
In Arnsberg bauen die Händler ihre Stände jeden Donnerstag und Samstag für die Zeit von 8 bis 13 Uhr auf dem Gutenbergplatz auf.
Der Wochenmarkt in Sundern ist immer donnerstags von 8 bis 13 Uhr in der Fußgängerzone zu finden.
Gemüsehändler Klaus Kurz sieht einen weiteren Grund dafür, dass Corona die Frequenz auf dem Wochenmarkt so stark angekurbelt hat: „Die Leute waren viel zuhause, haben im Homeoffice gearbeitet, die Kinder betreut, und in dieser Zeit haben sie auch mehr gekocht.“ Während Markt-Sprecher Baumüller aktuell insgesamt eine Rückkehr auf das gewohnte Level beobachtet, berichtet Bio-Gärtner Kurz, dass er ganz unabhängig von der Coronakrise bereits seit einigen Monaten eine höhere Nachfrage registriert.
„Gemüse vom Markt, speziell auch Bio-Gemüse, ist immer stärker gefragt“, meint er. Das führt er unter anderem auf ein gestiegenes Bewusstsein für die Umwelt und die Folgen des Klimawandels zurück, auch durch die „Fridays for Future“-Bewegung. Die Konsumenten machten sich zunehmend Gedanken über die Herkunft der Lebensmittel und die Anbauweise. Kurz selbst baut auf seinem Eschenhof nach Demeter-Standard an und kooperiert bei der Vermarktung mit dem Gärtnerhof Röllingsen.
Kunden aus Überzeugung
„Ich kaufe grundsätzlich auf dem Markt und im Reformhaus ein, aus Überzeugung“, sagt zum Beispiel die Neheimerin Angelika Leßmann. Auf Stammkunden wie sie, die schon vor der Coronakrise auf dem Markt eingekauft haben und es auch danach weiter tun werden, setzen die Händler vor allem.
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Und sie verlassen sich auf das besondere Einkaufserlebnis und die sozialen Kontakte auf dem Markt. Viele Kunden kennen sie seit langem und sprechen sie beim Namen an. „Unser großes Pfund ist die Individualität der Markthändler, sie alle sind Typen, das hat uns schon durch so manche Krise geführt“, sagt Baumüller. Spannend bleibt für die Händler nun, wie sich die Neueröffnung der Marktpassage am 1. Juli mit dem Edeka-Markt als neuem Mieter auf das Einkaufsverhalten der Menschen in der Stadt auswirken wird.