Arnsberg/Hochsauerlandkreis. Viele Unternehmen in der Region bieten noch Ausbildungsplätze für dieses Jahr an, weiß Klaus Bourdick, Leiter Berufliche Bildung der IHK Arnsberg
Welche Chancen haben junge Menschen derzeit auf dem heimischen Ausbildungsmarkt? Wie wirkt sich die Coronakrise aus? Woran müssen Bewerber denken, haben sich Fristen verschoben? Was gilt als Traumjob – und was ist eher ein Geheimtipp? Klaus Bourdick ist Leiter des Geschäftsbereichs „Berufliche Bildung“ der Industrie- und Handelskammer Arnsberg, Hellweg-Sauerland; in unserem Mittwochsinterview „Im Gespräch“ gibt der IHK-Fachmann Antworten diese und weitere Fragen.
Wie sieht die Lage auf dem heimischen Ausbildungsmarkt aktuell aus – gibt es noch Chancen für einen Start im August 2020?
Klaus Bourdick: Viele Unternehmen der Region bieten noch Ausbildungsplätze für dieses Jahr an, es lohnt sich in jedem Fall, sich über aktuelle Angebote, beispielsweise bei der Agentur für Arbeit, aber auch gerne bei unseren Azubifindern, zu informieren. Dabei muss man nicht unbedingt im August starten, auch ein Ausbildungsbeginn im September oder Oktober ist absolut normal. Dies wird in diesem Jahr wahrscheinlich öfter vorkommen, da sowohl Bewerberinnen und Bewerber als auch Unternehmen in den vergangenen Monaten schwerer als sonst in Kontakt kommen konnten.
„Steckbrief“ Klaus Bourdick
Klaus Bourdick ist 53 Jahre alt und wohnt mit seiner Familie in Soest. Er ist verheiratet und Vater von vier Kindern.
Bourdick ist Dipl.-Ing. Nachrichtentechnik, war als Ingenieur in der Automobilzulieferindustrie und Ausbildungsberater tätig.
Heute ist er Leiter des Geschäftsbereichs Berufliche Bildung bei der Industrie- und Handelskammer Arnsberg, Sauerland-Hellweg in Arnsberg.
Zu den Hobbys des Soesters zählen unter anderem Windsurfen und Kitesurfen.
Welche Ausbildungsberufe sind derzeit sehr gefragt, und welche eher „Ladenhüter“?
Es gibt tolle Ausbildungsberufe, die aber nicht so bekannt sind. Insbesondere kleineren Betrieben fehlen bei solchen Ausbildungsberufen die Bewerber. Ein Beispiel: Der Packmitteltechnologe. Ein sehr anspruchsvolles Berufsbild und recht ähnlich einer Ausbildung zum Industriemechaniker, leider bei Bewerberinnen und Bewerbern nicht so bekannt, daher bekommen ausbildende Unternehmen nur wenige Bewerbungen. Ein weiteres Beispiel ist ein Ausbildungsberuf mit Zukunft, der Produktionstechnologe. Ein sehr spannender Beruf, der sich mit der Digitalisierung der Produktion befasst. In diesem Fall freuen wir uns, dass es mit dem Berufskolleg in Olsberg demnächst einen Berufsschulstandort in der Region geben wird, denn bisher mussten Auszubildende in diesem Beruf die Berufsschule in Köln besuchen.
Wie stellt sich das Verhältnis Ausbildungssuchende/freie Stellen derzeit dar?
Ende April gab es noch deutlich mehr gemeldete Stellen bei der Agentur für Arbeit als junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchten.
Wenn es dieses Jahr nicht mehr klappt, welche Fristen müssen Bewerber in der Folge beachten?
In eine Ausbildung kann man grundsätzlich immer starten. Natürlich ist es sinnvoll, dies zum Start eines Schuljahres zu tun, aber ein Ausbildungsbeginn im September oder Oktober ist erfahrungsgemäß auch kein Problem.
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Die Coronakrise hat das Leben noch immer fest im Griff, welche Auswirkungen hat das auf den Ausbildungsmarkt?
Die große Herausforderung bestand und besteht aufgrund der bisherigen Kontaktbeschränkungen darin, Bewerberinnen und Bewerber und Unternehmen zusammenzubringen. Ansonsten läuft die Ausbildung in den allermeisten Betrieben unter Beachtung der Hygienevorschriften weiter, wobei der Besuch der Berufsschule teils auch virtuell erfolgt.
Die IHK berät sowohl angehende Azubis als auch Ausbildungsbetriebe, welche Hilfen bieten Sie konkret an?
Konkret bieten wir mit unseren Azubifindern den Unternehmen Unterstützung bei der Bewerberrekrutierung, indem wir die Stellenanzeigen über unsere Social-Media-Kanäle weiter verbreiten oder auch gezielt Auszubildende für sie suchen. Bewerberinnen und Bewerber, die noch eine Ausbildungsmöglichkeit suchen, können sich ebenfalls gerne an unsere Azubifinder wenden – und werden nach einem Bewerbungsgespräch gezielt an Unternehmen in der Region vermittelt.
Mit Blick auf die kommenden Monate – wohin führt der Weg der Berufsausbildung; welchen Aspekten müssen beide Seiten besondere Beachtung schenken?
Wichtig ist es jetzt, gezielt die sich bietenden Chancen zu ergreifen und direkt mit einer Ausbildung in die berufliche Karriere zu starten, insbesondere, wenn vielleicht andere Pläne wie ein Auslandsaufenthalt gerade nicht zu verwirklichen sind.
Info zu „Azubifindern“
Die Azubifinder unterstützen bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsberuf und den ersten Schritten beim Einstieg in eine berufliche Karriere in der Region Hellweg-Sauerland. Ganzjährig vermitteln sie duale Ausbildungsstellen aus 1500 Ausbildungsbetrieben in Industrie, Handel und Gastronomie – von A wie Automobilkaufmann/-frau bis zu Z wie Zerspanungsmechaniker/-in.Weitere Info/Kontakt online, auf https://www.ihk-arnsberg.de/Ausbildungsmanagement.HTM