Arnsberg. In ihre Zeit als Vorsitzende des Bezirksausschusses fielen viele wichtige Weichenstellungen. Dabei hatte der Konsens stets hohen Stellenwert.
20 Jahre war sie als Nachfolgerin von Ferdi Kaiser (†) als Vorsitzende des Bezirksausschusses Arnsberg engagiert. Eine Zeit, in die viele wichtige Entscheidungen fielen. Doch nun hat - wie berichtet - Marie-Theres Schennen die letzte Sitzung geleitet und wird bei der bevorstehenden Kommunalwahl für den Kreistag antreten. Ihr Partei, die CDU, hatte sie nicht mehr für ein Arnsberger Ratsmandat nominiert.
Wird Ihnen die Mitgestaltung der Arnsberger Politik nach so langen Jahren nicht fehlen?
Sie wird mir sicher fehlen, aber da ich Mitglied im CDU-Stadtvorstand bin, ist eine Mitgestaltung weiterhin möglich.
Fällt der Abschied schwer?
Das tut er, habe ich im Laufe der Jahre doch viele Ratskolleginnen und -kollegen sowie viele VerwaltungsmitarbeiterInnen kennengelernt. Und ich glaube, dass wir meistens ein gutes Miteinander hatten.
Sie waren als Vorsitzende des Bezirksausschusses immer bestrebt, bei anstehenden Entscheidungen einen möglichst großen Konsens zu erzielen. Liegt das in Ihrem Naturell begründet?
Na ja, es auf Kampfabstimmungen ankommen zu lassen, das liegt mir nicht. Ein möglichst breiten Konsens zu erzielen, kommt allen - der Stadtgesellschaft und der Politik - zu Gute.
Diese Sitzungsführung mit dem Ziel, immer das Beste für Stadtteil und Bürger zu erreichen, hat Ihnen den Respekt des Ausschusses und auch der Bevölkerung eingebracht. War dieses Bemühen um Einvernehmen im Rückblick richtig?
Es war richtig und so muss es auch zukünftig sein. Der Ausschuss ist u. a. Mittler des Bürgers zur Verwaltung und muss bei schwierigen Sachverhalten einen Weg finden, der vielen gerecht wird, auch wenn der eine oder andere eine Entscheidung nicht mittragen kann oder will. Diese dann zu akzeptieren, das ist Demokratie.
Hat es Sie sehr geschmerzt, dass Sie von Ihrer Partei nicht mehr für die Wahlen zum Stadtrat nominiert worden sind?
Das hat es, ich war enttäuscht, aber Wahlen sind Wahlen und das Ergebnis habe ich akzeptiert. Egal wo und welches Amt jemand inne hat, mit Gegenkandidatinnen und -kandidaten muss gerechnet werden.
Welches waren Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Entscheidungen in Ihrer Amtszeit?
Da fange ich mit der Renaturierung der Ruhr bei Mengen Wiese an. Das hat, auch innerhalb der CDU, zu vielen Diskussionen geführt.
Weitere wichtige Entscheidungen waren die Aufgabe des Hallenbades und der damit verbundene NASS-Neubau, der Kauf des Bahnhofs mit Umbau zum Bürgerzentrum, die Gründung der Sekundarschule, die Nutzung der ehemaligen Hauptschule für die Johannesschule, die Nutzung der alten Sauerschule als VHS-Standort, der Denkmalpflegeplan und zuletzt die Verabschiedung des integrierten Handlungskonzeptes für die Arnsberger Altstadt.
Auch die Straßenumgestaltungen von Ring-, Ruhrstraße, Klosterbrücke und Brückenplatz waren wichtige Entscheidungen und tun dem Stadtbild gut, ebenso die Gestaltung der Kreisverkehre.
Gibt es Entscheidungen, von denen Sie sagen würden: Hätten wir doch besser anders entschieden?
Die gibt es sicher, im Moment kann ich aber keine benennen.
Hat sich Ihrer Einschätzung nach das Miteinander, der Umgang der Parteien untereinander mit dem Auftreten eines immer dreisteren Populismus in den sozialen Medien verändert?
Ich war in der Vergangenheit in den sozialen Medien nicht aktiv, das einzuschätzen fällt mir daher schwer.
Sehen Sie die sozialen Medien als eine Bereicherung oder als eine Gefahr für die Demokratie?
Sie können beides sein. Eine Gefahr sehe ich darin, dass oftmals falsche Nachrichten unfiltriert weiter verbreitet werden, Richtigstellungen nicht erfolgen oder nicht geglaubt werden.
Was wünschen Sie Ihrer Nachfolgerin/Ihrem Nachfolger im Amt der/des Bezirksausschussvorsitzenden?
Für mich war und ist der Bibelvers Jeremia 29 wichtig: „Suchet der Stadt Bestes!“ Das wünsche ich meiner Nachfolgerin/meinem Nachfolger und allen Ausschussmitgliedern. Ein offenes Ohr für die Belange der BürgerInnen, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Ausschussmitgliedern und der Verwaltung.
Was werden Ihre Schwerpunkte künftiger politischer Arbeit im Kreistag sein?
Zunächst wünsche ich mir, dass mich die WählerInnen in den Kreistag wählen. Seit 2 Jahren bin ich stellv. Kreis- und seit 6 Jahren Ortsvorsitzende der CDU Seniorenunion. Durch viele Gespräche und Veranstaltungen weiß ich, wo Interessen und Wünsche der älteren Generation liegen, dafür möchte ich mich einsetzen. Genau so wichtig ist es, Themen, die für Frauen relevant sind, stärker zu berücksichtigen. Auch der Umweltbereich ist mir wichtig, denn der geht uns alle an: vom Kleinkind bis zum Senior.
Gibt es neben der Politik auch noch ein Privatleben?
Zum Glück ja, Politik allein kann nicht Lebensinhalt sein. Ich habe 2 Töchter, Schwiegersöhne und 2 Enkelkinder, also eine große Familie mit meiner 91-jährigen Mutter zusammen sowie liebe Bekannte und tolle Nachbarn.