In Herdringen halten die Dorfbewohner zusammen: Über die Wiedmann’sche Stiftung organisieren sie Hilfsdienste für ältere Menschen.
Herdringen. Einen ganz besonderen Zweck hat die Wiedmann’sche Stiftung in Herdringen. Umgangssprachlich wird sie auch Wiedmann’sche Vermögen genannt.
Bernhard Wiedmann (verstorben 1910) hat sein Vermögen der damaligen Kirchengemeinde St. Antonius und St. Vitus Herdringen vererbt. „Eigentlich wollte der Landwirt Wiedmann von seinem Vermögen ein katholisches Krankenhaus in Herdringen bauen. Doch die zirka 22.000 Mark haben nicht gereicht. Erforderlich waren 60.000 Mark“, so Gerd Clemens. Er ist Mitglied des Kirchenvorstandes von St. Petri, katholische Pfarrei Hüsten. Der Bankkaufmann ist verantwortlich für die Sachausschüsse „Finanzen“, „Pacht- und Erbbaurechtsangelegenheiten“ und im Kuratorium „Wiedmann‘sche Stiftung“.
Dank eines Herdringers in persönlichem Brief
In den Pfarrnachrichten der katholischen Pfarrei St. Petri Hüsten ist mehr zum „Wiedmann’schen Vermächtnis“ zu finden.
Wer benötigt Hilfe - Wer möchte helfen? Kontakt: Martina Schäfers, 02392/51525.
Rudolf Vogt (83) aus Herdringen bedankt sich in einem sehr persönlichen Brief bei der Stiftung. Auszug: „Für meine fast tägliche Haupthilfe sorgt das Wiedmann‘sche Vermächtnis. Ohne deren große Hilfe könnte ich mein alltägliches Leben nicht bestreiten. Seit mehr als einem Jahr kann ich mich täglich auf sie verlassen. Deshalb möchte ich mich für die unermüdliche Hilfe und Einsatz herzlich bedanken. Die Einrichtung ist ein Glücksfall für mich und schützt mich vor Einsamkeit.“
In seinem Testament von 1909 hat Wiedmann verfügt, dass sein Vermögen den älteren und kranken Senioren in Herdringen zu Gute kommen soll. Das organisiert Martina Schäfers. Seit sechs Jahren koordiniert die ausgebildete Krankenschwester die Hilfe nach den Bestimmungen der Stiftung. „Wir fahren mit den Senioren zum Einkaufen oder kaufen für sie ein. Hinzu kommen Arztbesuche oder andere Fahrten“, so Schäfers. Momentan sind es ungefähr 20 Senioren, die in der Corona-Pandemie die Hilfe in Anspruch nehmen.
Dank der älteren Menschen
„Viele leben alleine im Ort, weil ihre Angehörigen aus beruflichen Gründen fortgezogen sind oder zeitlich sehr eingebunden sind“, sagt Schäfers. Ihr zur Seite stehen zirka zwölf Ehrenamtliche, die viele Aufgaben übernehmen. Der Terminkalender von Schäfers ist jeden Tag gut gefüllt. Dringende Angelegenheiten haben aber immer Vorrang. Die telefonischen „Hilferufe“ fangen gegen 6 Uhr an und gehen in der Regel bis 20 Uhr. „Wenn die Krähenhilfe nicht wäre, hätten wir vermutlich noch mehr Termine, vielleicht hätten wir dann ein logistisches Problem.“ Die Krankenschwester betont, dass sie und ihre Ehrenamtlichen keine Konkurrenz für Pflegedienste sind.
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„Ziemlich zu Herzen nehme ich mir immer, wenn einer oder eine unserer Senioren verstorben ist und man an dem leeren Haus vorbei fährt. Da fallen einem viele Gespräche ein, die nun Geschichte sind“, bedauert die 53-Jährige. Sie arbeitet als Krankenschwester in einer Einrichtung für betreutes Wohnen in Lendringsen. Ein Dankeschön von den Senioren bedeutet ihr mehr, als alles andere. Immer öfters hört sie die Worte: „Sie sind meine letzte Rettung“, so verbreitet sich auch durch Mund-zu-Mund-Propaganda die Hilfe der Wiedmann’sche Stiftung.
Schäfers hofft, dass bald der Seniorentreff „Mittendrin“ im Christopherus-Haus mit Margit Werthschulte und das Strick-Café mit Margot Schwefer wieder stattfinden können. Das Strick-Café hat Schäfers vor fünf Jahren ins Leben gerufen. Das begann mit fünf Teilnehmern und ist auf 20 Teilnehmer angewachsen.
Weitere Helfer gesucht
„Diese und andere Seniorenveranstaltungen unterstützen wir auch mit unserer Stiftung“, versichert Clemens. Er prognostiziert, dass es bei den Helfern so langsam Nachwuchsschwierigkeiten gibt. „Schön wäre es, wenn wir noch ein paar Männer im Helferinnenkreis hätten“, wünscht sich Gerd Clemens.