Arnsberg. Sauerländer Bürgerliste sieht Stadt Arnsberg für Freibadöffnung in der Pflicht. Für Saisonausfall hat sie wie viele Bürger kein Verständnis.

Die Entscheidung für einen Ausfall der Freibadsaison in Arnsberg bewegt die Menschen. Angesichts sommerlicher Temperaturen und der Wetterankündigungen der kommenden Tage fehlt vielen Bürgern das Verständnis dafür, dass kein Weg gefunden wurde, die Freibäder in Neheim und Arnsberg trotz der bestehenden Vorgaben durch die Corona-Pandemie öffnen zu können. Auch die Sauerländer Bürgerliste (SBL) forderte nun, die Öffnung eines Freibades.

Auch interessant

Folgen der Privatisierung?

Die Sauerländer Bürgerliste (SBL) fordert in einem Schreiben die Verantwortlichen der Stadt Arnsberg auf, auch in diesem Sommer ein Freibad-Angebot vor allem für Familien, Kinder und Jugendliche bereitzustellen. „Jetzt zeigt sich zum ersten Mal, welche Folgen die Privatisierung von Gemeingut vor allem in Krisenzeiten haben kann“, so die SBL. Damit spricht sie die Tatsache an, dass das Freibad Storchennest (Kneip-Verein) und Neheim (Förderverein) ganz oder mit maßgeblicher Unterstützung von bürgerschaftlichen Vereinen betrieben werden. Genau diese sehen sich jetzt nicht in der Lage, die Hygienevorgabe einzuhalten.

  Das Freibad Storchennest in Arnsberg im Sommer 2019.  Foto: Wolfgang Becker
  Das Freibad Storchennest in Arnsberg im Sommer 2019.  Foto: Wolfgang Becker © Wolfgang Becker

Lob für Ehrenamtliche

Die SBL könne verstehen, dass man die ehrenamtlichen Aktiven der Fördervereine nicht „im Regen stehen“ lassen darf. Deren unermüdlicher Einsatz auch in krisenlosen Zeiten sei im höchsten Maße zu loben. „Aber für deren Unterstützung in der aktuellen Situation gibt es kurzfristige Lösungen“, so die SBL, „die Stadt Arnsberg müsste wenigstens vorübergehend die Verantwortung übernehmen“. Zwar seien die Anforderungen, die sich aus der neuen Richtlinie über „Hygiene- und Infektionsschutzstandards“ ergeben, hoch, und der Mindestabstand zwischen den Besuchern in den Bädern muss eingehalten werden. Aber für Freibäder seien die Anforderungen leichter zu erfüllen als für Hallenbäder. „Und zahlreiche andere Städte schaffen dies“, so die SBL.

„Personal aus Rathaus einsetzen“

Sie macht auch entsprechende Vorschläge: In Arnsberg sollte es demnach möglich sein, „dass vorübergehend Personal aus anderen Sporteinrichtungen den Freibädern zur Verfügung gestellt wird“. Auch könne man für einige Wochen „noch zusätzlich Personal aus dem Rathaus gewinnen, wenn man wie andere Kommunen eine Aufgaben-Prioritätenliste erstellen“ würde. „Dann werden halt bestimmte Aufgaben mit geringerer Priorität erst im Herbst erledigt“, sagt die SBL.

Auch interessant

Auch die Haftungsverantwortung der Ehrenamtlichen könne laut SBL in großen Teilen auch von der Stadtverwaltung abgesichert werden. Die SBL in Arnsberg sieht mit diesen Vorschlägen eine große Chance, dass es doch noch zu einer Öffnung der Freibäder in diesem Sommer kommen könnte. „Das wäre vor allem eine große Erleichterung für die Familien, die entweder aus finanziellen Gründen oder wegen zu geringer Urlaubskapazitäten in Deutschland in diesem Jahr nicht eine Urlaubsreise antreten können“, sagt die SBL.

Auch interessant

Baden in natürliche Gewässern

Falls es nicht klappen sollte, sieht die SBL aber auch keinen großen Schaden, wenn natürliche Gewässer an geeigneten Stellen zum Baden benutzt werden. Dass hier eine Gefahr lauert, weiß die Arnsbergerin Claudia Simon. Auf unserer Facebookseite fragt sie „Und wie viele Ertrinkungstote wird es diesen Sommer dann an unseren Seen geben?“. Sie verweist auf viele Kinder, die dann nicht schwimmen lernen würden. Von anderer Seite gibt es auch Verständnis für das Freibad-Aus. „Die einzog mögliche Entscheidung“, sagt Ronny Gängler aus Facebook, „das ist schade, aber da müssen wir nun alle durch“.

Auch interessant

Kritik auf Facebook

Mehrheitlich aber gibt es Kritik: Ansgar Hohmann spricht von einem „Armutszeugnis von Arnsberg gegenüber Kinder und Jugendlichen“. Wenn die Vereine die Verantwortung nicht übernehmen könnten, „müsste die Stadt helfend eingreifen“. Auch Heide Wagner weiß, „dass das nicht an Vereinen und ehrenamtlichen Kräften hängen bleiben kann“. Auch sie sieht die „Profis“ der Stadt in der Pflicht ein Freibadangebot möglich zu machen.