Breitenbruch. Celine Kaiser zieht ehrenamtlich junge Vögel auf, die in Not sind. Wann das der Fall ist und wann man die Jungtiere besser in Ruhe lassen sollte.
Eine Schwalbe und zwei kleine Spatzen leben derzeit in der Wohnung von Celine Kaiser. Die 18-Jährige hat es sich zur Aufgabe gemacht, Wildvögel aufzupäppeln.
„Ich habe vor ungefähr einem Jahr eine junge Rabenkrähe gefunden“, berichtet sie. „Sie lag am Rand einer viel befahrenen Straße und war völlig hilflos. Also habe ich sie kurzerhand mitgenommen und mich informiert, wie ich ihr helfen kann.“
Tierlieb sei sie schon immer gewesen, von der richtigen Aufzucht eines wusste sie damals nur wenig. Das hat sich geändert – per Internet vernetzte sich die Schülerin mit anderen „Päpplern“, wie sich die ehrenamtlichen Tierschützer nennen und sammelte Erfahrungen.
Jetzt kennt sie sich gut aus, weiß über die verschiedenen Arten Bescheid, kennt die Unterschiede in der Aufzucht von Rabenkrähen, Spatzen, Meisen und anderen Vögeln. Für die Aufzucht der Tiere investiert die Schülerin viel Zeit und Geld. Die einen brauchen Körner, die anderen Insekten oder gar Fleisch. Im Sommer, wenn viele hilflose Vögel in ihrer Wohnung um Futter betteln, gebe sie bis zu 40 Euro pro Monat dafür aus.
Was beim Fund eines Jungtiers zu tun ist
In der Brutzeit sind oft junge Vögel zu beobachten, die scheinbar hilflos am Boden sitzen.
Doch Laien sollten nicht direkt eingreifen, sondern fachkundigen Rat einholen beziehungsweise die Tiere längere Zeit beobachten, rät der Naturschutzbund (NABU).
Denn oft handele es sich um fast flugfähige Jungvögel, die Bettelrufe aussenden und noch von ihren Eltern versorgt werden – sofern kein Mensch in der Nähe ist, der stört.
Deshalb gilt es laut NABU, die Situation aus einem Versteck heraus mehrere Stunden zu beobachten.
Nur wenn Gefahr drohe, wenn Jungvögel zum Beispiel auf oder nahe der Straße sitzen, solle man sie wegtragen und an einem geschützten Ort, aber nicht zu weit vom Fundort wieder absetzen.
Noch nackte Jungvögel sollten wenn möglich vorsichtig zurück ins Nest gesetzt werden. „Vögel stören sich im Gegensatz zu manchen Säugetieren nicht am menschlichen Geruch“, heißt es vom NABU. „Jungvögel werden daher auch nach dem Umsetzen wieder von den Alttieren angenommen und versorgt.“
Nur wenn all das nicht möglich ist, brauchen die Tiere menschliche Hilfe in Auffangstationen oder von ehrenamtlichen Tierschützern.
Unterstützung bekommt sie von ihren Eltern und anderen Tierfreunden, die ab und an Futter spenden. „Es macht mir einfach Freude, den Tieren zu helfen“, sagt Kaiser. Dafür verzichtet sie auch gerne auf das Ausschlafen, wenn sie Jungtiere in ihrer Wohnung hat. Aktuell wohnt sie in Soest, wo sie ihren Schulabschluss macht, kann sich die Aufgaben also auch nicht mit der Familie teilen.
Kurze Nächte gehören dazu
Dass die Kontaktbeschränkungen wegen des Coronavirus ausgerechnet in die Brutzeit fallen, kommt ihr in ihrem Ehrenamt ganz gelegen. Denn sonst könnte sie Jungtiere nur während der Ferien versorgen. „Von morgens 5 Uhr bis abends um 21 Uhr müssen sie jede Stunde gefüttert werden“, erklärt die 18-Jährige.
Noch aufwändiger ist die Aufzucht von jungen Fledermäusen – auch der hat sich Celine Kaiser angenommen. „Bei jungen Fledermäusen bekommt man anfangs nicht wirklich Schlaf, weil sie nachts regelmäßig gefüttert werden müssen“, sagt sie. Und ohnehin darf nicht jeder einfach Fledermäuse bei sich aufnehmen: „Dafür muss man Seminare machen und sich registrieren lassen, denn die Tiere stehen unter Artenschutz.“
Wichtig ist es ihr auch, Menschen über die Tiere zu informieren. Vor allem beim Auffinden von jungen Vögeln könne gut gemeintes handeln gefährlich sein, erklärt Kaiser: „Wenn man ein Wildtier findet, sollte man ihm auf keinen Fall einfach Futter oder Wasser geben, das kann zur Erstickung führen.“ Besser sei es, Rat zu holen, zum Beispiel über die Helfer unter „@WildtierhilfeSauerland“ bei Facebook. In der Gruppe ist auch Celine Kaiser organisiert.