Neheim. Im Hofladen „Gröna Lund“ in Neheim suchen Menschen gerade in der Krise etwas Aufmunterung – durch Einkäufe, aber auch Gespräche.
Schwedisches Wohngefühl holt Alexandra Kneib regelmäßig ins Sauerland: Das zeigt sich in ihren eigenen vier Wänden, aber auch in ihrem kleinen Hofladen „Gröna Lund“.
Dort verkauft sie Pflanzen sowie Dekoration für Haus und Garten. Seit zehn Jahren gibt es den Laden im ehemaligen Kuhstall eines Hofes an der Werler Straße. Und Alexandra Kneib möchte keinen Tag missen.
Die gelernte Floristin hat ihre Kunden in dieser Zeit durch Freud und Leid begleitet, mit viel Liebe Brautsträuße gebunden und Grabkränze gewickelt. In „Gröna Lund“ treffen alle Facetten des Lebens aufeinander, es wird gemeinsam gelacht und geweint, gefeiert und getrauert.
„Hier auf dem Hof geht alles etwas langsamer zu als in der Stadt“, sagt Kneib. „Man tauscht sich aus, es ist fast familiär.“ Und jetzt bieten die Gespräche im Laden auch Austausch über die Corona-Zeit, die alle Kunden auf andere Weise bewegt.
Eines aber haben die Kundinnen – es gibt auch einige männliche Kunden – aber gemeinsam. „Im Moment haben alle Lust, es sich zuhause schön und gemütlich zu machen, wenn sie dort mehr Zeit als sonst verbringen“, sagt Kneib. Einen Rückzugsort zu haben, an dem sie sich rundum wohl und geborgen fühlt, ist auch der Ladeninhaberin selbst sehr wichtig. Sie ist seit zwölf Jahren auf dem Hof zuhause.
Hof aus den 40ern
Den Hof an der Werler Straße, am Ortsausgang von Neheim Richtung Ense, haben Alexandra Kneib und ihr Mann vor zwölf Jahren gekauft.
Erbaut hat ihn Bauer Beste ab 1943, nachdem sein voriger Hof weiter unten im Tal bei der Möhnekatastrophe von den Fluten zerstört wurde.
In den Ställen gab es Pferde, Kühe, Hühner und Schweine.
Sie hatte sich nie vorgestellt, irgendwann einmal selbstständig zu sein oder auf einem ehemaligen Bauernhof zu leben – beides ist nacheinander durch Zufälle und Ermunterungen ihres Mannes aber dann so gekommen. Heute ist Alexandra Kneib glücklich über Hof und Laden. „Ich bin Wunsch-Erfüllerin und versuche für meine Kunden alles möglich zu machen“, sagt sie. Gerade bei Brautsträußen gebe es oft ganz individuelle Vorstellungen. Die fertigt sie frisch und nur auf Vorbestellung an, denn Schnittblumen gehören nicht zum Sortiment vor Ort im Laden.
Reisen in den Norden
Dort verkauft sie Pflanzen und Dekoration für Haus und Garten. Viele Artikel stammen aus Schweden, wo ihr Mann einige Jahre lang gelebt hat und wo beide bis heute enge Freundschaften pflegen. Regelmäßig reisen sie nach Schweden, manchmal bringt die Floristin aus dem Urlaub direkt neue Ware für den Laden mit, meist aber kauft sie auf Messen in Deutschland ein.
Schlicht und klar ist das schwedische Design, aber gleichzeitig vermittelt es Wärme und Gemütlichkeit. „Ich kaufe nur Dinge ein, die ich auch selbst schön finde, sonst könnte ich nicht dahinter stehen“, erklärt Kneib.
Als Solo-Selbstständige ist auch sie von der Coronakrise betroffen. Viele Hochzeiten fallen aus, für die sie Brautstrauß und Dekoration geliefert hätte. Und auch das Neheimer Jägerfest ist verschoben, für das sie sonst die Kutschen feierlich dekoriert.
Aber die 51-Jährige blickt naturgemäß eher auf die positiven Dinge im Leben. Und die findet sie auch in dieser Zeit. „Gerade in dieser Zeit spüre ich die Treue und den Rückhalt der Kunden, das tut sehr gut“, sagt sie. Sie genießt die Wertschätzung derjenigen, die schon seit Jahren nach „Gröna Lund“ kommen und will mit dieser Motivation noch lange weitermachen.