Neheim/Werl. Der Neheimer Hubertus Kaiser stellt in Werler Betrieb Athex die Produktion um. Firma verzeichnet starke Nachfrage nach Spuckschutzwänden.

Athex-Geschäftsführer Hubertus Kaiser hat aus der Not eine Tugend gemacht: Weil die Auftragslage für Kunststoffrohre in der Beleuchtungsindustrie wegen der Corona-Pandemie rückläufig ist und den Mitarbeitern Kurzarbeit drohte, hat der Neheimer Unternehmer kurzerhand seine Produktion umgestellt. Bereit seit einiger Zeit stellt ein Teil der Belegschaft Spuckschutzwände her, die vor einer Tröpfchen-Infektion schützen sollen. Durch die Produktionsumstellung bleibt einigen der insgesamt 27 Beschäftigten Kurzarbeit erspart.

Athex-Geschäftsführer Hubertus Kaiser aus Neheim produziert aus Kunststoff normalerweise Röhren für die Leuchtenindustrie. Jetzt stellt er in seinem Werler Betrieb Plexiglas-Spuckschutzwände für Geschäfte her. Ein Teil der Belegschaft fertigt die Schutzscheiben gegen Tröpfchen-Infektion​
Athex-Geschäftsführer Hubertus Kaiser aus Neheim produziert aus Kunststoff normalerweise Röhren für die Leuchtenindustrie. Jetzt stellt er in seinem Werler Betrieb Plexiglas-Spuckschutzwände für Geschäfte her. Ein Teil der Belegschaft fertigt die Schutzscheiben gegen Tröpfchen-Infektion​ © WP | Jan Haselhorst

Drei Mitarbeiter produzieren im Ein-Schicht-Betrieb zahlreiche Plexiglaswände, zudem wird ein Kunststoffrohr noch fertiggestellt. „Die Lösung ist zufriedenstellender, als komplett in Kurzarbeit zu gehen“, sagt der Neheimer Hubertus Kaiser. Denn die Nachfrage ist groß – über 700 Stück wurden bereits bestellt, zuletzt habe es eine Anfrage aus der Schweiz für 300 Exemplare gegeben. Eine befreundete Apothekerin habe ihn vor gut vier Wochen auf die Idee gebracht, sagt der Geschäftsführer.

Per Bestellschein online ordern

Auf der Internetseite athex.de können standardisierte Spuck- und Virenschutze per Bestellschein geordert werden.

Bei größeren Stückzahlen sind auch individuelle Lösungen möglich.

Zwischen Bestellung und Abholung liegen zurzeit rund sieben Tage.

Bereiche wie Supermärkte und Apotheken seien zwar schon gut ausgestattet, doch Kaiser rechnet damit, dass viele Geschäfte eine Spuckschutzwand benötigen, um unter Hygiene-Auflagen öffnen zu dürfen. „Unter anderem produzieren wir derzeit für eine bekannten Optiker und Nagelstudios“, sagt der Athex-Geschäftsführer. Kurzfristig entwickelte Athex drei Modelle in verschiedenen Größen und Ausführungen. Ein Stecksystem sorgt dafür, dass die Plexiglaswände platzsparend verpackt werden können. „So können wir die Platten besser verschicken“, sagt Kaiser. Die meisten Kunden würden diese aber ohnehin persönlich abholen.

Der Athex-Spuckschutz hilft, die Pandemie einzudämmen und erspart einigen der Mitarbeiter zugleich die Kurzarbeit.
Der Athex-Spuckschutz hilft, die Pandemie einzudämmen und erspart einigen der Mitarbeiter zugleich die Kurzarbeit. © Privat | Privat

Die technischen Voraussetzungen mit Fräsgerät und Verpackungsmaterial sind vorhanden, ebenso wie das nötige Knowhow. „Problematisch ist nur, dass man zurzeit sehr schwierig an die Scheiben herankommt“, weiß Kaiser.

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Der 61-jährige Neheimer hat seinen Firmensitz im Werler Norden, nahe der Autobahn 445. Die Verbundenheit zur Ruhrstadt ist aber groß, denn gut die Hälfte seiner Mitarbeiter kommt aus Arnsberg, Neheim und Sundern.

Athex stockt Kurzarbeitergeld auf

Kaiser lobt seine flexible Produktions-Mannschaft. „Wir fahren zurzeit auf Sicht und entscheiden von Woche zu Woche“, sagt der Athex-Geschäftsführer. Er lobt auch den Staat für die schnelle Hilfe; innerhalb von drei Tagen habe man die Direkthilfe des Landes in Anspruch nehmen können. Athex habe zudem beschlossen, das Kurzarbeitergeld auf 85 Prozent aufzustocken.

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Um das Ansteckungsrisiko in seiner Firma zu minimieren, hat Hubertus Kaiser bei der Arnsberger Firma Lübke und Driller zahlreiche Mundschutze für seine Belegschaft bestellt. Außerdem habe man die Produktion von der Verwaltung getrennt. Der Lampenschirmhersteller hat seine Produktion wegen der Corona-Pandemie kurzerhand ebenfalls umgestellt (unsere Zeitung berichtete). Trotz der wirtschaftlichen Einbußen bleibt Kaiser optimistisch: „Wir werden einen Schritt nach dem anderen aus der Krise machen.“