Arnsberg. Caritasverband und Pastoraler Raum wollen die digitalen Möglichkeiten nutzen und so einen Beitrag zur Förderung des sozialen Miteinanders leisten

Menschen verbinden, das wird in einer Zeit stets neuer sozialer Härten, sozialer Herausforderungen und einem zunehmenden Auseinanderdriften der Gesellschaft zu einer wichtigen, vielleicht zur wichtigsten Aufgabe der Zukunft. Gerade auch in der in ihren langfristigen Auswirkungen völlig unkalkulierbaren Corona-Krise.

Einen Beitrag dazu soll die „Menschenfinder App“ leisten, die derzeit in einem gleichnamigen Pilotprojekt von Caritas und Pastoralem Raum entwickelt wird und später im gesamten Dekanat Verwendung finden soll. Und darüber hinaus.

Jutta Schlinkmann-Weber: „Ehrenamt und guter Wille allein reichen nicht mehr aus“

„In der immer komplexer werdenden Welt reichen Ehrenamt und guter Wille allein nicht mehr aus,“ sagt Caritas-Koordinatorin Jutta Schlinkmann-Weber. Und deshalb will man auch mit Hilfe dieser App, die unter Federführung von Peter Radischewski nach vorne gebracht werden soll, die Pfarrcaritas, also die praktizierte Nächstenliebe in überwiegend ehrenamtlicher Tätigkeit, mit den pastoralen Aufgaben wieder zusammenführen.

Sind von der „Menschenfinder App“ überzeugt: Caritas-Koordinatorin Jutta Schlinkmann-Weber und Peter Radischweski
Sind von der „Menschenfinder App“ überzeugt: Caritas-Koordinatorin Jutta Schlinkmann-Weber und Peter Radischweski © Achim Gieseke

„Denn diese beiden Bereiche“ so Schlinkmann-Weber, „haben sich mit der aufkommenden Industrialisierung im 19. Jahrhundert immer weiter voneinander entfernt, bis schließlich die Caritas als eine eigenständige Einrichtung entstanden ist.“

Doch diese beiden Säulen – Caritas und Pastorales – könnten jede für sich allein die in ihrer Komplexität zunehmenden Aufgaben nicht mehr in Gänze erfüllen.

Weil eben die Menschen zur Bewältigung der Aufgaben fehlten. Und da kommen nun Peter Radischweski und die „Menschenfinder App“ ins Spiel.

Es gibt viele, die helfen möchten

„Wir wissen,“ sagt Peter Radischweski, „dass es viele Menschen gibt, die für sich oder ihre Angehörigen Hilfe und Unterstützung suchen, und dass es viele Menschen gibt, die sich engagieren wollen, aber nicht wissen, wo sie sich einbringen können.“

Dabei ist übrigens der christliche Glaube keine Voraussetzung fürs Mitmachen. „Weil es viele Menschen gibt, die das Bedürfnis haben, zu helfen, um so vielleicht auch etwas zurückzugeben, was sie selbst erfahren haben,“ erklärt Radischewski. Und wenn es nur Hausaufgabenhilfe oder das Rasenmähen für Mitbürger sei, „die grundsätzlich der Hilfe bedürfen“.

Das Bistum Paderborn unterstützt die Entwicklung der App finanziell

Und um diese Personen – die Hilfesuchenden und die Hilfebietenden - zusammenzubringen, daraus sei schließlich die Idee zu dieser App entstanden, die nun mit finanzieller Unterstützung des Bistums konzipiert und entwickelt werde. Die App soll, wenn sie das gesteckte Ziel erreicht, so auch am Aufbau einer diakonisch ausgerichteten Kirche mitwirken, Caritas und Pastorales wieder verknüpfen.

„Denn die soziale Arbeit der Caritas,“ weiß Jutta Schlinkmann-Weber, „wurde von der pastoralen Seite lange nicht als Teil der Kirche angesehen.“ Die hier aktiven Menschen seien aber in der Regel auch die Personen, die sich zugleich schon immer im pastoralen Bereich eingebracht hätten. „Und mit der App wollen wir auch das Bewusstsein für das Gemeinsame schaffen.“

Peter Radischewski kennt die Strukturen und die handelnden Personen

Zur App: Für die Konzipierung und Entwicklung haben Caritas und Pastoraler Raum als Teamplayer eigens die Stelle „Menschenverbinder App“ geschaffen und mit dem langjährigen JBZ-Leiter und Sozialpädagogen Peter Radischweski besetzt.

Weil er den Pastoralen Raum, die handelnden Personen und vor allem die Strukturen gut kennt. „Er muss sich daher nicht alles mühevoll neu erarbeiten,“ sagt Schlinkmann-Weber.

Die App soll die Menschen auf einfache Weise in Verbindung bringen

Die App – und damit ist man in Arnsberg Vorreiter – wird über zwei Stränge verfügen: Der eine listet alle Organisationen, Gruppen, Ehrenamtlichen und Einrichtungen auf, die Hilfe gewähren und die bereit sind, sich konkret in bestimmten Gebieten einzubringen. Der andere Strang all die Personen, die Hilfe benötigen.

„Diese Menschen soll die App auf einfache Weise in Verbindung bringen, als ein Geben und Nehmen,“ umreißt Radischweski das Ziel. Und das nicht nur im katholischen Kontext.

Die Menschenfinder-App „muss langsam bis zur kompletten Vielfalt wachsen“

Die kostenlose App, die von der heimischen Firma Freymann aufbereitet werden soll, soll möglichst bereits im Sommer 2020 an den Start gehen.

Aber die App, und da sind sich Jutta Schlinkmann-Weber und Peter Radischweski einig, wird nicht vom Start weg komplett alle in den Städten Arnsberg und Sundern vorhandenen Angebote umfassen, sondern „sie muss langsam bis zur kompletten Vielfalt wachsen. Und bis alles dabei ist, das dauert eben seine Zeit. Aber es wird funktionieren,“ ist Schlinkmann-Weber überzeugt.

„Es ist einfach wichtig,“ findet Peter Radischewski, „dass wir mit diesem Vorgehen die vorhandenen Möglichkeiten der digitalen Welt nutzen. Sie auszublenden, das wäre falsch und letztlich kontraproduktiv.“