Herdringen. Zum Schutz vor Corona und zur Vermeidung von Lohnausfall wechseln sich ab 20. April eine 50-Stunden-Woche und eine Woche Pause ab.
Zum Schutz vor einer Corona-Virusinfektion haben Geschäftsleitung und Betriebsrat der Herdringer Entwässerungstechnik-Firma Dallmer ein besonderes Arbeitszeit-Modell vereinbart. Dieses Arbeitszeitmodell dient vorrangig dem Gesundheitsschutz der Mitarbeiter, sorgt aber auch dafür, dass Kurzarbeit und somit Einkommensminderung für die Dallmer-Beschäftigten vermieden werden können.
Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz
Auf Anfrage unserer Zeitung erläuterte Dallmer-Geschäftsführerin Yvonne Dallmer das bereits praktizierte Arbeitszeit-Verfahren: „In den produktionsnahen Abteilungen (Produktion, Montage, Logistik, Werkzeugbau) haben wir das gesamte Team in zwei Gruppen aufgeteilt. Diese Gruppen kreuzen sich nicht, denn eine Gruppe arbeitet zwei Wochen und bleibt dann zwei Wochen zu Hause. Ab Montag, 20. April, stellen wir dieses Modell auf einen einwöchigen Turnus um, das heißt: Eine Woche 5 x 10 Stunden arbeiten, dann eine Woche Pause. Für ein neues Arbeitszeit-Modell haben wir uns entscheiden, weil uns die Gesundheit der Mitarbeiter am Herzen liegt und wir alle zusammen momentan den gesamtgesellschaftlichen Auftrag haben, uns bestmöglich zu separieren und zu isolieren.“
Normalerweise haben die Mitarbeiter eine 35-Stunden-Woche. In der Produktion und der Montage arbeiten sie normalerweise zweischichtig. Durch die Sicherheitsmaßnahme wird die Produktivität offensichtlich gedrosselt. Um dem entgegenzuwirken, arbeiten die Teams, die wöchentlich wechseln, nun 10 Stunden pro Tag, sie haben also eine 50-Stunden-Woche. „Das ist anstrengender, aber die Erholungsphase ist ja sozusagen in Sichtweite“, sagt Yvonne Dallmer und fügt an: „Es ist uns bewusst, dass dadurch ein Minusstundenkonto aufgebaut wird. Unsere Priorität derzeit ist jedoch, unseren Mitarbeitern den Lohn zu sichern, so lange der Auftragseingang stabil ist. Denn das bedeutet für unsere Mitarbeiter und unsere Region, die Kaufkraft zu erhalten und die eigenen Lebenshaltungskosten begleichen zu können.“
Seit vier Wochen Erfahrungen mit neuem Arbeitszeitsystem
Die Firma Dallmer ist jetzt in der vierten Arbeitswoche im System „Zwei-Wochen jeweils pro Woche 50 Stunden arbeiten und dann zwei Wochen Pause“. Es gibt zweimal wöchentlich ein Statusmeeting der Abteilungsleiter und der Geschäftsführung, um über die aktuelle Situation zu sprechen. Am 15. April gab es wieder so ein Meeting mit der Entscheidung, auf den einwöchigen Turnus „50 Stunden in einer Woche arbeiten, dann eine Woche Pause“ umzusteigen.
Aufgrund der noch hohen Auftragslage und dadurch, dass die Mitarbeiter dann gleichmäßiger belastet sind, hat sich Firma Dallmer für den einwöchigen Turnus ab 20. April entschieden. Auch weiterhin ist bei Dallmer keine Kurzarbeit angedacht, auch nicht für die Verwaltung. In der Verwaltung werden alle digitalen Möglichkeiten genutzt. Systematisch Minusstunden werden dort nicht gemacht.
Firmenhalle wird Video-Location für Messeneuheit
Die Herdringer Entwässerungstechnik-Firma Dallmer, die insbesondere Design-Wasserabläufe für Duschen herstellt, hat ein neues Bodenablaufprogramm für die Punktentwässserung entwickelt, das auf der Fachmesse für Sanitär, Heizung und Klima (SHK) vom 10. bis 13. März in Essen erstmals einem Fachpublikum präsentiert werden sollte. Doch wegen Corona-Krise wurde die Messe verschoben.
Um Kunden dennoch die Vorteile des neuen punktuellen Ablaufsystem „DallDrain“ vorzustellen, entschied sich Dallmer dazu, ein Video mit Erklärung der Messeneuheit in einer Herdringer Dallmer-Halle drehen zu lassen. Dieses Video findet sich nun im Internet-Auftritt von Dallmer, siehe: www.dallmer.de
Innerhalb der Produktion wird aus Gesundheitsschutzgründen streng auf Trennung der Arbeitsbereiche geachtet. Es kann nicht einfach ein Mitarbeiter von einer Abteilung in die andere gehen. Dallmer wird sich auch um weitere Sicherheitsmaßnahmen wie zum Beispiel Atemschutzmasken kümmern.
Von Minusstunden auf dem Arbeitszeitkonto sind etwa zwei Drittel der insgesamt 210 Mitarbeiter starken Herdringer Belegschaft betroffen. Etwa ein Drittel arbeitet in der Verwaltung.
Stabile Auftragslage
Die stabile Auftragslage der Firma Dallmer liegt in der weiterhin guten Baukonjunktur begründet. Denn Entwässerungssysteme (Abläufe) werden weiterhin von den Hand-werksbetrieben auf den Baustellen benötigt.
„Wir bekommen weiterhin neue Aufträge. Die Arbeiten auf den verschiedenen Baustellen, sei es in Deutschland oder auch in europäischen Ländern wie zum Beispiel Polen und Schweiz laufen gut“, so Yvonne Dallmer abschließend.