Neheim/Menden. Wildwald-Inhaber Franziskus von Ketteler sieht Netzlösung und „Bettermann-Trasse“ als Alternative zu A46 / B7-Planungen nicht vernünftig geprüft.

Der Inhaber des Wildwalds Voßwinkel, Franziskus Freiherr von Ketteler, lehnt die bisherigen Planungen zum Bau einer Schnellstraße zwischen Hemer und Neheim ab. Statt eines Weiterbaus der Autobahn 46 von Hemer bis Menden und einer anschließenden dreispurigen Bundesstraße 7 bis Neheim setzt sich Ketteler für eine Netzlösung (Optimierung des jetzigen Straßennetzes) oder alternativ den Bau einer Autobahn-Nord-Süd-Verbindung zwischen Seilersee und dem bereits vorhandenen Autobahnkreuz Unna-Ost ein, wobei dann die A 44 zwischen Unna-Ost und Werler Kreuz in beiden Fahrtrichtungen dreispurig ausgebaut werden sollte (dies wäre die so genannte Bettermann-Trasse).

Dem Bundestag Konzept vorenthalten

Ketteler hält es für einen Skandal, dass die beiden altern Verkehrskonzepte (Netzlösung oder Bettermann-Trasse) „weder fachlich vernünftig geprüft noch den Bundestag im neuen Bundesverkehrswegeplan zur Entscheidung vorgelegt wurden. Der Inhaber des Wildwalds Voßwinkel fügt daher an: „Solange aber die Vernunft ausgesperrt bleibt und der Bundesverkehrswegeplan nicht geändert wird, halte ich es für notwendig, dem Projekt entschieden entgegenzutreten.“

A 46-Lückenschluss
A 46-Lückenschluss © WP Arnsberg | Manuela Nossutta Funkegrafik NRW


Ketteler betont, „dass in dem untersuchten Landschaftsraum bis heute keine naturschutzkonforme Linie gefunden werden konnte“. Franziskus von Ketteler, der selbst Unternehmer ist und als Hauptgeschäftsführer der Unternehmensgruppe Ketteler-Boeselager zeichnet, sieht sehr wohl den Interessenkonflikt zwischen Naturzerstörung durch Schnellstraßen einerseits und Ansprüche der heimischen Wirtschaft an leistungsfähiger Verkehrsinfrastruktur andererseits.. „Der Wildwald Voßwinkel oder unser Forstbetrieb könnten von einer besseren Anbindung ans südliche Ruhrgebiet profitieren“, meint Ketteler, der in der Güterabwägung mit dem Natur-Erhalt aber klar zum Ergebnis kommt, sich den Gegnern des Projekts anzuschließen.


Doch selbst die Argumente der A46/B7-Befürworter sieht Ketteler auf tönernen Füßen. Ketteler sieht die heutigen Verkehrsplanungen auf einem verkehrspolitischen Ansatz aus den 1970er Jahren beruhend, der den gesellschaftlichen Wandel durch Digitalisierung (mehr Home-Office, weniger Pendler) nicht berücksichtige. Auch müssten angesichts des Klimawandels die Anstrengungen zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes intensiviert werden. Es sei unverantwortlich die „Atmosphäre mit weiteren 10.000 Tonnen CO2 im Jahr zu belasten.

Seine Argumente gegen die jetzigen A46/B7-Planungen fasste Ketteler in einem Statement auf zwei eng bedruckten DIN-A4-Seiten zusammen. Dieses Statement im Wortlaut findet sich in diesem Online-Artikel.

GiG A46 meldet sich zu Wort

Die Gruppeninitiative gegen die Autobahn 46 (GiG A46) nimmt unterdessen zu den Pro-A46-Argumenten der Industrie- und Handelskammern in Arnsberg und Hagen sowie zu den Forderungen einiger Spediteure nach A46/B7 Stellung. Die GiG A46 schreibt. „Viele der heimischen Unternehmen haben in den letzten Jahren hohe Umsätze und Gewinne verbuchen können. In vielen Unternehmen wurde investiert, zusätzliche Arbeitsplätze konnten geschaffen werden. (...) Und das alles ohne eine neue Autobahn 46. Sie wurde offensichtlich dafür nicht gebraucht.“

Auch im Speditions- und Transportwesen gebe es eine wachsende Zahl von Menschen, die den Bau der A46 kritisch sähen, erklärt die GigA46 weiter. „So gehörten zu den Erstunterzeichnern der Mendener Erklärung mit der sich über 2000 Menschen gegen die aktuellen Autobahnplanungen ausgesprochen haben, auch der ehemalige Leiter von DHL in Menden sowie ein Unternehmer eines Kurier- und Fahrdienstes.“

Stellungnahme des Holzener Bezirksausschussvorsitzenden Theo-Josef Nagel

Viele Holzener Bürger sind aus allen Wolken gefallen, als das jetzige Planungsteam für die A46/B7 eine uralte Trassenvariante durch das Biebertal nochmals hinsichtlich der Realisierbarkeit prüfen wollte, obwohl genau diese Variante schon vor vielen Jahren verworfen wurde.

Auch eine noch südlicher verlaufende Trassenvariante, die über Oberrödinghausen und Oelinghauser Heide führen und an die B229n in Hüsten anschließen würde, stieß bei vielen Holzenern auf blankes Entsetzen. „Wenn diese Variante über Oberrödinghausen realisiert werden würde, müssten acht landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe ihre Arbeit einstellen“, fasst sich der Vorsitzende des Bezirksausschusses Holzen, Theo-Josef Nagel, an den Kopf. Sobald Bezirksausschusssitzungen wieder möglich sind (politische Sitzungen wurden wegen der Corona-Krise abgesagt), will Nagel das Trassenthema auf die Tagesordnung des Bezirksausschusses Holzen setzen.

Neben den drastischen Konsequenzen für die Landwirtschaft sieht Nagel auch unerträgliche Eingriffe in Schutzflächen. So ist der an die Bieberstraße angrenzende Lüerwald ein Naturschutzgebiet und darüber hinaus als besonders schützenswertes FFH-Gebiet (FFH = Flora, Fauna, Habitat) ausgewiesen“, berichtet der Holzener Christdemokrat im Gespräch mit unserer Zeitung.

Die alternative Streckenführung über Oberrödinghausen / Oelinghauser Heide ist dem Ortspolitiker völlig schleierhaft. Nagel fragt: „Wie soll dort eine Straße gebaut werden?“

A46-Bau überhaupt nötig?

Nagel geht noch einen Schritt weiter und stellt im Gespräch mit unserer Zeitung die grundsätzliche Frage: „Ist der Weiterbau der Autobahn 46 in Kombination mit einer dreispurigen B 7 bis Neheim bzw. Hüsten überhaupt nötig? Angesichts des Klimawandels ist es doch das Ziel, weniger individuellen Verkehr und damit weniger CO2-Ausstoß zu erzeugen“, so Theo-Josef Nagel. Der Holzener CDU-Ratsherr wird in seiner Ablehnung der durch Holzen und bzw. Holzener Umland führenden Trassenvarianten voll und ganz von der Stadtverwaltung Arnsberg unterstützt. Denn die Stadt Arnsberg führt klare naturschutzrechtliche und bautechnische Gründe gegen diese Trassen-Varianten an.