Arnsberg. In Zeiten des Coronavirus bleiben die Reihen der Theater leer. Arnsberger Kulturschaffende hoffen auf Unterstützung. Was jeder jetzt tun kann.
Theater und Museen sind in der Coronakrise geschlossen, wann wieder Besucher herein dürfen und das kulturelle Leben neu beleben, ist ungewiss. Das stellt alle Kulturschaffenden vor große Herausforderungen, vor allem Freiberufler sorgen sich um ihre Existenz. Kirsten Minkel, Leiterin des städtischen Kulturbüros, beschreibt den Umgang der Kulturschaffenden mit der Krise und gibt Tipps, wie jeder sie in dieser Situation unterstützen kann.
Wie ist die Stimmung aktuell in der Arnsberger Kulturszene?
Kirsten Minkel: Es ist die Ungewissheit, die auch in dieser Branche zu großer Verunsicherung führt. Für diejenigen, die ohne wirtschaftliches Risiko ehrenamtlich engagiert sind, ist es enttäuschend, weil viel private Zeit und Engagement investiert wurden. Diese Initiativen freuen sich, wenn es wieder losgehen kann. Für größere Vereine, die Immobilien betreiben und auf wirtschaftliche Einnahmen angewiesen sind, sind es Zukunftssorgen, verbunden mit der Frage, wie lange die Durststrecke überbrückt werden kann.
Welche Rückmeldungen bekommen Sie von Freiberuflern?
Ganz schwierig ist die Situation für Kulturschaffende, die als Freiberufler bereits vorher in zum Teil prekären wirtschaftlichen Verhältnissen gearbeitet haben. Hier gibt es in der Regel kaum Rücklagen. In diesem Fall greifen hoffentlich die vom Land NRW aufgelegten Soforthilfen für Künstler und die Möglichkeiten aus bewilligten Fördergeldern auch Ausfallhonorare zahlen zu dürfen. Daneben zählen auch eine ganze Reihe kleinere Unternehmen der Kreativwirtschaft zur Arnsberger Kulturszene. Diese sind nicht selten mit anderen Wirtschaftszweigen verwoben, so dass abgesagte Messen, verschobene Produkteinführungen und Konjunktureinbrüche direkte Auswirkungen auf die Auftragslage haben.
Kulturschmiede, Sauerland-Theater und alle anderen Kulturstätten in der Stadt sind geschlossen. Wie lange mindestens noch?
Nach heutigem Stand sind Kulturveranstaltungen in Arnsberg bis Ende April abgesagt. Schlussendlich wird die Lage ordnungsbehördlich immer wieder neu bewertet. Allerdings besteht nach allen Prognosen sowohl bei Betreibern, Veranstaltern und Künstlern schon Sorge, ob die Kulturstätten in absehbarer Zeit wieder öffnen respektive mit welchen Auflagen vielleicht auch zu rechnen ist. Öffnungen der Häuser sind momentan nicht planbar und die Angst, ob diese Zeiträume überbrückt werden können, ist aufseiten der Veranstalter und Kulturschaffenden berechtigterweise sehr hoch.
Was sollten Besucher tun, die bereits Karten erworben haben?
Alle wichtigen Informationen haben wir veröffentlicht. Insgesamt müssen wir um Geduld bitten. Bislang sind die meisten Veranstaltungen nicht endgültig abgesagt und die Karten behalten ihre Gültigkeit. Aus organisatorischen müssen einige Termine in das nächste Jahr verlegt werden. In diesem Fall werden die Kartenverkäufe rückabgewickelt. Sämtliche Ticketportale sind landesweit mit der Rückabwicklung von Veranstaltungen mehr als ausgelastet. Online-Käufer werden automatisch informiert. Einige Vorverkaufsstellen, die Karten verkauft haben, mussten schließen, sodass sich die Rückabwicklung verzögern kann. Die Veranstalter freuen sich überaus, wenn der Nachholtermin wahrgenommen wird.
Wie können Bürger aktiv werden, die auch in der Krise die lokalen Kulturangebote unterstützen möchten?
Am besten und einfachsten, indem „die Treue gehalten“ wird, sprich: Wiederkommen, wenn es wieder geht. Bei den Angeboten unserer heimischen Akteure kann man sich darüber hinaus überlegen, ob man auf die Rückerstattung der Karten verzichten kann. Das ist eine Würdigung der geleisteten Arbeit, deren Früchte momentan nicht geerntet werden können. Übrigens gilt auch hier wie beim Einzelhandel: Wenn Aufträge zu vergeben sind, denken sie an unsere heimische Unternehmen (Fotografen, Werbeagenturen, Kommunikationsdesigner etc.).
Welche kreativen Ideen gibt es vor Ort?
Ich bin sicher, dass es zahlreiche solidarische Initiativen gibt, die die Auswirkungen in dieser Situation abmildern. Hier im ländlichen Raum werden Nachbarschaften und Gemeinschaft gelebt und ich denke, dass in den kommenden Wochen noch viele kreative Projekte aus der Taufe gehoben werden. Wichtig ist der Zusammenhalt und die mutmachende Wirkung – auf den künstlerischen Anspruch kommt es dabei nicht an. In Anlehnung an einen bekannten Spruch: Kultur ist die Hefe im Teig – nicht das Sahnehäubchen. Auf diese Hefe kommt es jetzt an. Unabhängig davon sind für dieses Jahr gemeinsam vom Fachdienst Kultur und kulturellen Akteuren Projekte avisiert worden, an deren Modifikation jetzt gemeinsam in Absprache mit den Fördermittelgebern gearbeitet wird. Möglicherweise entstehen so neue ergänzende Ansätze in der Kulturarbeit. Die persönlichen Begegnungen können und sollen diese jedoch nicht ersetzen.
Sie sind selbst privat auch Teil der Neheimer Werkstattgalerie der Bogen. Inwiefern prägt die aktuelle Situation das künstlerische Schaffen dort?
Es ist wie in anderen Lebensbereichen auch. Manche Künstler arbeiten gerne zurückgezogen und können mit der verordneten Zurückhaltung sehr gut umgehen. Denjenigen, denen der Austausch und Kommunikation bereits in der Schaffensphase wichtig ist, werden sicherlich erfinderischer werden müssen. Insgesamt lebt die Werkstattgalerie –wie alle Kulturstätten- natürlich vom Austausch mit anderen Künstlern, Besuchern und von einer lebendigen Atmosphäre. Das fehlt einfach. Dafür gibt es Zeit und Muße, mal wieder gemeinsam an neuen Ideen zu arbeiten oder die Situation ganz einfach auch als künstlerische Herausforderung zu betrachten.