Neheim. Neheimer Studentin Luisa Raffenberg gelangt auf abenteuerlichen Wegen gerade rechtzeitig nach Agadir. Sie erwischt letzten Flieger nach Hause.
Der Marokko-Urlaub von Luisa Raffenberg begann so entspannt wie erhofft – doch dann holte die Coronakrise die Neheimerin und ihre Freunde ein; zwang sie zu einer abenteuerlichen Flucht zurück nach Deutschland. Sogar rassistische Beleidigungen mussten sich die Reisenden in Nordafrika gefallen lassen. Glücklicherweise gab es ein Happy End: Seit Kurzem ist Luisa wieder daheim, wohnt derzeit bei ihren Eltern in Neheim. Im Gespräch lässt sie ihre zahlreichen Erlebnisse noch einmal Revue passieren:
Ausgangssperre
In Marokko gilt seit dem 20. März landesweit eine Ausgangssperre, der Ausnahmezustand wurde ausgerufen. Diese Notmaßnahmen sollen die Verbreitung von Corona verhindern und sind mit erheblichen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit verbunden, deren Einhaltung Polizei und Militär sicherstellen.
Taghazout ist ein marokkanisches Fischerdorf nördlich von Agadir, an der Atlantikküste.
Mirleft ist ein Küstenort in der Provinz Sidi Ifni im Südwesten Marokkos.
Alles begann Ende Februar, als die Neheimerin mit einer Freundin aus Köln nach Marrakesch flog. Die beiden Studentinnen – Luisa studiert in der Domstadt Sozialwissenschaften – freuten sich auf einen schönen Urlaub, neben Surfen stand auch Jobben in einem Hostel auf dem Programm. Im Surfcamp in Taghazout in der ersten Märzwoche „lief es noch super“, berichtet die 19-Jährige. Doch dann erreichten mehr und mehr Gerüchte über Corona in Deutschland den kleinen Ort nahe Agadir, erlebten die beiden jungen Frauen erste Anfeindungen: „Beim Einkaufen wurden wir rassistisch beleidigt, einige Marokkaner schrien uns Corona-Beschimpfungen hinterher“, erzählt Luisa.
Gemeinsam mit zwei Freunden aus Dortmund und einem Pärchen aus Augsburg, die beide vor Ort kennengelernt hatten, ging es darum wenig später weiter Richtung Süden. „Wir haben ein wenig Einsamkeit gesucht – und im Dörfchen Mirleft gefunden“, so die Neheimerin. Die Augsburger fuhren mit dem Bus dorthin, das restliche Quartett mit dem Leihwagen der Dortmunder. Dieser sollte noch sehr wichtig werden...
Corona-Realität holt Grüppchen ein
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Nach wenigen ruhigen Tagen holte die Corona-Realität das Grüppchen ein. Nach Kontaktaufnahme mit dem Auswärtigen Amt brachen die Sechs ihre Zelte im Süden ab – eine Rückholaktion in die Heimat durfte nicht verpasst werden. „Wir haben uns online in eine Liste eingetragen, die aber immer wieder abgestürzt ist“, erinnert sich Luisa, „meine Daten konnte ich nicht komplett übermitteln“. Was noch für reichlich „feuchte Hände“ sorgen sollte… Zu sechst im Leihwagen – zwei Surfbretter mit Handtüchern und Bettlaken auf dem Dach verzurrt – ging nach Norden; Mitte vergangener Woche kamen die „Abenteuerurlauber wider Willen in Marrakesch an, nur um zu erfahren, dass der rettende Flieger von Agadir aus starte.
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Drei Stunden „Zugabe“ im überfüllten Pkw, dann war die – ebenfalls überfüllte – Wartehalle des dortigen Airports erreicht. Es gab, deutscher Gründlichkeit sei dank, einen Infostand für Bundesbürger, mit guten und schlechten Nachrichten. Drei aus der Gruppe hatten Plätze im Flieger sicher, drei nicht; darunter auch die Neheimerin. „Das Ganze hat uns so zusammengeschweißt – und nun das“, schildert Luisa ihre nun doch aufkeimende Verzweiflung… Aber nach weiteren – bangen – Stunden des Wartens wurde alles gut:
Die Freunde durften allesamt ausreisen, sogar in derselben Maschine. Diese landete am Donnerstagabend auf dem Frankfurter Airport, wo sich ihre Wege – zunächst – trennten. „Zwei Tage und eine Nacht hellwach“, blickt die Studentin – sie gelangte über Dortmund zurück ins Sauerland – auf ihre Odyssee zurück – wie gesagt, mit Happy End. Nun wartet die frühere Schülerin des SUG bei ihrer Familie in Neheim – wie wir alle – auf das Happy End der Coronakrise.