Arnsberg. Vel Regen und Wind kennzeichnen den abgelaufenen Winter, der in der Stadt Arnsberg keiner war

Wenige Tage vor dem kalendarischen Frühlingsanfang am 20. März nahm dieser mit viel Sonne und höheren Temperaturen endlich Fahrt auf. Das machte wieder mehr Mut nach dem wochenlangen feuchttrüben Wetter in dieser gesundheitlich so angespannten Zeit. Aber Geduld ist gefragt. Der Frühling legt schon wieder eine Pause ein.

Regen, Wind und extrem milde Temperaturen kennzeichneten den Charakter des abgelaufenen Winters, der eigentlich keiner war. Tiefdruckgebiete waren meist unsere ständigen Begleiter. So gab es im Dezember nur am Anfang und Ende freundlichere Witterungsabschnitte, dazwischen aber oft Regen und viel Wind. Milde Luftmassen aus Südwest bestimmten weitgehend das Wettergeschehen und ließen die Temperaturen am 17. Dezember bis auf 14.9° Celsius ansteigen. Frost gab es an der Arnsberger Wetterstation in den aufklarenden Nächten bis minus 4.4° C (28. des Monats). Mit durchschnittlich 4.5° C war der Dezember schließlich um 2.6 Kelvin (gleich Grad) deutlich zu warm.

Der Wunsch auf weiße Weihnachten wurde wieder nicht erfüllt, sondern fiel buchstäblich ins Wasser: Statt Schnee bescherte Heiligabend 20 Liter Regen pro Quadratmeter und trübte die Weihnachtsstimmung. Dennoch wurde am Ende das Niederschlagssoll von 104 Litern mit diesmal 98 Liter pro Quadratmeter nur knapp erreicht.Auch im Januar setzte sich die durch kräftige Tiefdruckgebiete geprägte milde und windige Witterung fort. Selten gab es freundliche Lichtblicke. Die Temperaturen kletterten bis auf 12.6° C (31. Januar). Frost gab es an acht Tagen bis minus 5.3° C (22. des Monats). Mit 4.4° C war der sonst eher kälteste Wintermonat um 3.5 K zu warm. Von Schnee gab es wie schon im Dezember keine Spur. Dem Januar fehlten schließlich mit 54 Liter Regen knapp 40 Prozent zu seinem Soll von 93 Litern pro Quadratmeter

Viel Regen und Sturm

Im Februar machte eine nicht endend wollende Tiefdruckserie mit ungewöhnlich hohen Temperaturen, viel Regen und Sturm das Maß voll. Winterliche Hochdruckgebiete waren weiterhin Fehlanzeige. Temperaturen bis zu 16.3° C (16. des Monats) weckten Frühblüher vorzeitig aus dem Winterschlaf. Luftfrost mit gerade mal minus 0.1° C gab es nur einmal (5.Februar), Bodenfrost dagegen siebenmal. Rekordhalter in der seit 1867 geführten Klimareihe war der Februar 1926, in dem es völlig frostfrei blieb.

Mit 5.6° C gegenüber normalerweise 1.3° C war der letzte Wintermonat extrem mild und steht damit zusammen mit Februar 1885 und 2002 (mit ebenfalls 5.6° C) an sechster Stelle der zu warmen Februarmonate. Erstmals Schnee in diesem Winter fiel am 26. Februar, der aber nach wenigen Stunden wieder dahinschmolz. Die zahlreichen Sturmwirbel hatten viel Niederschlag im Gepäck. Mit 194 Liter Regen wurde das Februarsoll um 122 Liter pro Quadratmeter übertroffen. Das hatte auch eine gute Seite: Damit konnte das große Regendefizit der letzten Sommer- und Herbstmonate weitgehend ausgeglichen werden. Die tieferen Bodenschichten sind aber noch nicht aufgefüllt und können weitere Niederschläge gebrauchen.

Der Winter 2019/20 dürfte als ungewöhnlich milder, schneearmer und zuletzt auch nasser Winter in die Historie eingehen. Bei einer mittleren Temperatur von 4.8° C ist er damit der zweitwärmste Winter seit Aufzeichnungsbeginn vor über 150 Jahren. Mit 346 Litern pro Quadratmeter überstieg die Niederschlagsmenge dieses Winters den Klimawert von 269 Liter pro Quadratmeter immerhin um fast 30 Prozent.

Starker Polarwirbel

Verantwortlich für den Verlauf des von zahlreichen Tiefdruckgebieten bestimmten Winters war ein besonders stark ausgeprägter Polarwirbel (Polartief), der sich ständig regenerierte.

Windstärke 9 im Februar

Bemerkenswert war auch die ungewöhnlich hohe Anzahl windiger und stürmischer Tage. An der Arnsberger Station wurden im abgelaufenen Winter 42 windige Tage mit mindestens der Stärke 6 nach Beaufort, davon aber auch vier stürmische Tage mit mindestens der Stärke 8 gemessen.

Am stärksten wehte der Wind am 10. Februar mit 84 km/h, das entspricht sogar der Windstärke 9. In exponierten Lagen wehte der Wind noch stärker.

Dieser lag nahezu stationär zwischen Nordostkanada und Island und war als Kältepol der Nordhemisphäre noch oberhalb der wetterbildenden Schicht in Höhen von rund 25 Kilometern nachweisbar. Mit minus 96° C (!) wurde Anfang Januar über Island dabei die niedrigste Temperatur in der Stratosphäre der letzten 40 Jahre gemessen. Zwischen diesem außergewöhnlich starken Polartief im Norden und hohem Luftdruck über dem Azorenraum lieferten die aufeinander zuströmenden gegensätzlichen warmen und kalten Luftmassen die Energie für die Entstehung kräftiger Tiefdruckgebiete bis hin zu Orkanen über dem Nordatlantik.

Mit ihrer Verlagerung nach Europa lag auch das Sauerland ständig in einer ausgeprägten kräftigen milden Südwestströmung. Der Winter hatte damit keine Chance.