Arnsberg. In dem Gymnasium werden die Schüler in der Zeit der Schul-Schließung in Webinaren unterrichtet. Für Lehrer und Schüler neue Erfahrungen.

Montagmorgen, 7.40 Uhr am Arnsberger Gymnasium Laurentianum: Kein Lärmen auf dem Schulhof, kein Geräusch aus den Klassen.

Einzig das Klappern der Laptop-Tastatur ist zu hören. An der Schule läuft mit der angeordneten Schließung der Unterricht nun digital. Vor einem leeren Klassenzimmer sitzt Lehrerin Nina Verspohl und richtet die virtuelle Schulstunde auf ihrem Rechner ein. Nach und nach schalten sich die Schülerinnen und Schüler dazu, Mathematik für Klasse 5 steht auf dem Stundenplan.

Nina Verspohl: „Das ist ein Premiere für mich, mein wirklich erstes Webinar“

„Das ist ein Premiere für mich, mein wirklich erstes Webinar“, lacht die Lehrerin. So ganz unvorbereitet habe sie sich nicht auf das Abenteuer eingelassen, am Sonntag wurde etwas zuhause geübt und auch ein paar Tutorials herausgesucht.

Am Montagmorgen fühlt es sich trotz des Übens zuhause etwas komisch an. „Die Schüler reden nicht im Unterricht, die Konversation findet nur zwischen Schüler und Lehrer statt“, sagt Nina Verspohl. 27 Kinder sind in der fünften Klasse für neues Wissen in Sachen Mathematik bereit. Zwar haben sich in den ersten Minuten nur 15 von ihnen online geschaltet, aber es werden mehr.

Die Schüler zeigen sich von der neuen Unterrichtsform begeistert

Am Gymnasium bleibt es am Montag still. „Es hat sich keine Familie mit einem Wunsch auf Betreuung angemeldet“, weiß Verena Verspohl, stellvertretende Schulleiterin. Die 3. Stunde an der Schule hat um 9.30 Uhr begonnen, Deutsch soll jetzt das Thema für eine andere Klasse 5 sein.

Einige haben sich schon angemeldet und sind begeistert. „Das ist ja cool“, oder „Lol“ schallt es aus dem Lautsprecher des Laptops. In kleinen Fenstern sieht man die großen Augen der Schüler, so viele scheinen ihre Erfahrungen mit der Videokonferenz noch nicht gemacht zu haben. Auch Eltern sind vor den Kameras im Hintergrund zu erkennen, geben technische Hilfe für ihre Kinder und werden von der Lehrerin gleich mit begrüßt.

Die neue Schul-App „Sdui“erlaubt den schnellen Umstieg auf digitales Lernen

Laurentianum
Laurentianum © Frank Albrecht | Frank Albrecht

Dass der schnelle Umstieg auf das digitale Lernen in Form von so genannten Webinaren möglich ist, verdankt die Schule der seit Beginn des aktuellen Schuljahrs eingerichteten Schul-App unter dem Namen „Sdui“.

Hier werden nicht nur Stunden- und Vertretungspläne tagesaktuell angezeigt, die App dient auch der allgemeinen Kommunikation.

Über eine Whats-App-Gruppe der Klasse ist vor dem Webinar der Link zum Einwählen verschickt worden. „Wir wollen heute alles noch ein wenig ausprobieren“, sagt Verspohl, ab Dienstag solle alles möglichst reibungslos laufen. Seitdem verrichten die Lehrerinnen und Lehrer der Schule ihren Unterricht „nach Plan“ von zu Hause aus.

Verena Verspohl: „Ganz wichtig ist, dass die Schüler auch Rückfragen stellen können“

Verena Verspohl kennt sich mit der Kommunikation über Webinare schon gut aus. „Wir arbeiten seit sechs Jahren im Landesvorstand der Grünen damit“, erklärt die Lehrerin. Das sei auch für diese Zwecke extrem familienfreundlich und habe sich bewährt. Erst zum Ende der letzten Woche konnte sie die Verhandlungen mit dem Software-Anbieter erfolgreich abschließen und das System für die Schule installiert werden.

Auf den digitalen Unterricht habe man sich in Befürchtung der Schulschließungen schon einiges Tage vorbereitet. „Ganz wichtig ist, dass wir nicht nur Material ´rausgeben, sondern die Schüler auch Rückfragen stellen können“, beschreibt Verspohl. Man werde nicht den gesamten Unterricht über das Netz darstellen können, wolle aber die Schüler regelmäßig vor den Bildschirmen sehen.

Beate Nordmann: „Das ist eine neue Herausforderung für Schüler und Lehrkräfte“

„Das ist eine neue Herausforderung für Schüler und Lehrkräfte“, bewertet auch Schulleiterin Beate Nordmann die Situation. Alleine das Mieten der Software sei für die Schule mit einem großen finanziellen Aufwand verbunden, wer die Kosten letztendlich trage, sei noch nicht geklärt. Für die Software gebe es an der Schule keinen Etat.

„Die Situation zeigt uns mit dem Holzhammer, das jetzt etwas passieren muss“, so Nordmann. Die Umstellung aller Schulen auf Breitband-Anschluss müsse schnell umgesetzt werden. Für das Lernen über Webinare sehe sie langfristig auch Vorteile, wenn Schüler krank werden zum Beispiel. „Digitalisierung ist als Ganzes zu sehen, mit einer Tablettklasse ist es nicht getan“, so Beate Nordmann.

Schülerin Hanna: „Ich will am Tablett arbeiten, aber die Situation ist doof“

Hanna und Leonie aus der 6c des Gymnasiums müssen am Montag noch schnell ein paar Bücher aus der Schule holen, bevor auch sie richtig dabei sein können. „Ich will am Tablett arbeiten, aber die Situation ist doof“, sagt Hanna. Man könne die Freunde nicht treffen und die Antwort auf eine Frage gebe es auch nicht sofort. Immerhin – zuerst würden ja nur die Hauptfächer unterrichtet.

Heike Wiesenberg, die Mutter von Hanna, ist froh, dass ihre Kinder nicht mehr so klein sind. Als Erzieherin bei der Stadt hat sie gerade Bereitschaft und kann das digitale Lernen zuhause begleiten.