Arnsberg. Das Marienkrankenhaus in Arnsberg des Klinikums Hochsauerland wird ab sofort für schwerwiegende Corona-Fälle als zentraler Standort freigeräumt.

Das Klinikum Hochsauerland stellt sich organisatorisch auf eine möglicherweise eskalierende Lage der Corona-Pandemie im Hochsauerlandkreis ein. Das Marienkrankenhaus am Standort Arnsberg wird ab sofort zu einem Corona-Krankenhaus umgewandelt.

„Es geht daraum, sich zu wappen“, sagt Klinikum-Sprecher Richard Bornkessel auf Nachfrage unserer Zeitung. Aktuell bestehe dazu zwar von den Fallzahlen schwer erkrankter Menschen noch keine Notwendigkeit, doch müsse sich das Klinikum vorbereiten. Der Standort wird aktuell komplett für Coronafälle freigezogen.

Inzwischen gebe es im Klinikum Hochsauerland bereits ambulante und auch stationäre Behandlungen von Patienten mit positivem Befund, so Klinikum-Geschäftsführer Werner Kemper. Genaue Zahlen wollte er nicht nennen. Es werde aber mit deutlich höheren Fallzahlen gerechnet

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Das Marienkrankenhaus Arnsberg bot sich dafür an, weil dort seit einigen Tagen bereits schon jetzt die Diagnose-Ambulanz eingerichtet worden ist. Auch die Infektionsstation ist in Arnsberg angesiedelt und ist schon seit Wochen in Arbeitsbereitschaft. Aktuell, so Bornkessel, gebe es am Marienkrankenhaus unter den jetzt rund 150 Betten 15 Intensivbetten. „Das werden wir auf 23 aufstocken“, so Bornkessel. Geschäftsführer Werner Kemper spricht von 23 beatmungsfähigen Betten. Am Marienkrankenhaus sei durch die Abteilung für Innere Medizin zudem auch die Kompetenz für die Behandlung von Infektionserkrankungen angesiedelt.

Nur notwendige OP an anderen Standorten

Weitere Intensivbetten werden an den drei anderen Klinikumstandorten vorgehalten. Es soll jedoch zunächst versucht werden, dass alle auftretenden schweren Coronafälle der Region in einem Haus behandelt werden können, um die anderen Bereiche „infektionsfrei“ halten zu können. Im Johannes-Hospital Neheim gibt es derzeit acht Intensivbetten, am Karolinenhospital in Kürze 18 und am Mescheder St. Walburga-Krankenhaus 13 Intensivbetten. An den Standorten Hüsten, Neheim und Meschede werden ab sofort alle planbaren Eingriffe verschoben worden. Die Operationen würden auf das Notwendigste zum Beispiel bei Geburten, Herzinfarkten, Schlaganfällen, Krebs und Unfälle reduziert. „Das ist sichergestellt“, sagt Werner Kemper.

Alle Mitarbeiterkapazitäten würden jetzt mit Priorität für den Corona-Notfall in Bereitschaft gesetzt. Kemper lobt die außerordentliche Bereitschaft der Belegschaft. Die Herausforderung solle nun mit eigenen Kräften gestemmt werden.

Besucher nicht mehr erwünscht

Für alle Standorte gilt ab sofort quasi eine drastische Besuchseinschränkung - dieser ist bis auf wenige Ausnahmen quasi nicht mehr erwünscht. So solle das Hineintragen des Virus in die Häuser vermieden werden. Die Pforten würden dafür bei Bedarf verstärkt werden, so wie es vor wenigen Tagen in Meschede am Eingang des Walburga-Krankenhauses passiert war, wo ein Sicherheitsdienst wegen der Einschränkungen „intensiverer Diskussions- und Kommunikationsbedarf“ bestanden habe. „Wir erwarten aber jetzt eine deutlich höhere Akzeptanz“, so Werner Kemper.

Die getroffenen Maßnahmen, so Werner Kemper, seien „in Abstimmung mit dem Land, aber ohne Vorgaben“ getroffen worden. „Es ist unsere Initiative, um der Situation jetzt entgegenzutreten“, sagt der Geschäftsführer.

Die Maßnahmen im Überblick

Folgende Umzüge sind nun dadurch nötig: Die Neurochirurgie wird ab sofort an das Karolinen-Hospital verlagert und dort ab Donnerstag ihren Dienst aufnehmen. Bis Donnerstag sichert die Neurochirurgie die Versorgung von neurochirurgischen Notfällen in der Zentralen-Notaufnahme des Marienhospitals und ab dann im Karolinen-Hospital. Hierzu wird im Karolinen-Hospital zusätzlich ein Schockraum eingerichtet und eine zweite Intensivstation mit bis zu acht Betten in Betrieb genommen. Die Praxis für Neurochirurgie im Ärztehaus auf dem Gelände des Marienhospitals ist hiervon nicht betroffen und wird ohne Einschränkung fortgeführt.

Die Unfallchirurgie und Orthopädie wird ab sofort nur noch ambulante konservative Patienten am Marienhospital versorgen. Die BG-Sprechstunde sowie die unfallchirurgische Sprechstunde werden in bekannten Räumen im Erdgeschoss des Marienhospitals fortgeführt. Die operative unfallchirurgische Notfallversorgung und medizinisch notwendige Eingriffe erfolgen im Walburga-Krankenhaus Meschede.

Die Urologie am Standort Marienhospital wird ab sofort nur noch konservative ambulante Patienten versorgen. Die urologische Notfallversorgung und medizinisch notwendige Eingriffe sollen dann operativ sofern möglich im Walburga-Krankenhaus erfolgen.

Der Betrieb der Zentrale Notaufnahmen für internistische Notfälle wird bis auf Weiteres am Marienhospital weiter aufrechterhalten. Eine erste unfallchirurgische Notfallversorgung, ausgenommen Polytraumen, erfolgt ab 18. März im Karolinen-Hospital. Die erweiterte unfallchirurgische Notfallversorgung erfolgt regelhaft im Walburga-Krankenhaus. Aufgrund der genannten Umstrukturierungen stehen die am Standort Marienhospital verfügbaren Intensivbetten dann bei Bedarf insbesondere für die Versorgung von Patienten mit schweren Corona-Infektionen zu Verfügung. Zudem können nach Bedarf auch außerhalb der Isolier- sowie der Intensivstation über 64 weitere Betten für die stationäre Versorgung von Patienten mit Corona-Infektionen eingesetzt werden. Insgesamt stehen dann im Marienhospital 101 Betten für Corona-Patienten zur Verfügung.

Im Rahmen der Umstrukturierung ist zudem geplant die am Standort Marienhospital vorgehaltenen Intensivbetten von bisher 15 auf insgesamt 23 Betten zu erhöhen. Hierzu wird die bestehende Station 5 ebenfalls in das Intensivkonzept integriert. Darüber hinaus wird am Standort Karolinen-Hospital die ehemalige, inzwischen renovierte Intensivstation mit 8 Intensivbetten wieder in Betrieb gesetzt, so dass am Standort Karolinen-Hospital insgesamt 18, am Standort St. Johannes-Hospital 8 und im St. Walburga-Krankenhaus Meschede nochmals 13 Intensivbetten zur Verfügung stehen.