Arnsberg/Sundern. Vorstand Christian Stockmann vom Caritasverband Arnsberg/Sundern fordert Solidarität zum Schutz schwächerer und älterer Menschen.
Angesichts der großen Corona-Krise mit großer gesundheitlicher Gefahr für ältere und geschwächte Menschen fragte unsere Zeitung Vorstand Christian Stockmann vom Caritasverband Arnsberg/Sundern nach notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Pflegeheime und Mitarbeiter sowie nach den Herausforderungen einer solidarischen Stadtgesellschaft.
Neue Caritas-Hotline
Die für den Publikumsverkehr geschlossenen drei Caritas-Häuser in Arnsberg (Clemens-August-Straße 15, Tel.-Nr. 02931/545054), Neheim (Schulstr. 10, Tel.-Nr. 02932/83065) und Sundern (Hauptstraße 111, 02933/98379515) bleiben am Empfang besetzt und somit erreichbar.
Die neu eingerichtete „Caritas Hotline“ wird ab 18. März 2020 zu erreichen ist. Unter der Telefonnummer 02931/806 888 stehen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Caritasverbandes in der Zeit von 8 bis 16 Uhr für Anfragen zur Verfügung. Darüber hinaus ist die Geschäftsstelle des Verbandes auch über die bekannte Nummer 02931 806 9 zu erreichen.
Massiv unter Druck
Wie bewerten Sie die Situation?
Wir stehen massiv unter Druck. Ich habe aber das Gefühl, dass wir den Umständen entsprechend gut mit der fast stündlich verändernden Sachlage und neuen Anweisungen umgehen! Wir haben einen Krisenstab installiert, der sich täglich austauscht und den Verband mit den rund 1400 Kolleginnen und Kollegen und den uns anvertrauten Menschen durch diese schwierige Zeit begleitet und die entscheidenden Dinge umsetzt. Wir stehen alle in der Herausforderung uns genau um die Risikogruppen zu kümmern, die geschützt werden müssen. Die Kolleginnen und Kollegen in unseren Einrichtungen sind klasse, ich bin sehr stolz auf ihr Engagement, genau jetzt für die Menschen da zu sein und die Versorgung sicherzustellen.
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Publikumsverkehr einstellen
Wie können ihre Mitarbeiter/-innen den Allgemeinen Sozialen Dienst aufrechterhalten und im Kontakt mit hilfsbedürftigen alleinstehenden Menschen bleiben ohne selber zu viel in Kontaktbereiche zu kommen?
Der Caritasverband muss erneut weitere Maßnahmen umsetzen und bis auf weiteres den Publikumsverkehr und damit die persönlichen Kontakte in den drei Caritas-Häusern in Arnsberg und Sundern ausschließen. Wir bedauern sehr, diese Maßnahmen durchführen zu müssen. Allerdings möchten auch wir uns aus Gründen der Infektionsprävention im Kontext der Corona-Pandemie daran beteiligen, die Ausbreitung des Virus entscheidend zu verzögern und bestmöglich zu verhindern. Die Empfänge in den Caritas-Häusern bleiben aber weiter besetzt, so dass mindestens die telefonische Erreichbarkeit vor Ort in der Zeit von 8 bis 16 Uhr gewährleistet ist.
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Getrennte Funktionsbereiche
Welche Maßnahmen über das Besuchsverbot hinaus wurden getroffen, um ihre Senioren- und Pflegeheime vor dem Virus zu schützen?
Wir lassen soweit möglich in allen Einrichtungen die Kolleginnen und Kollegen in festen Gruppen arbeiten und haben die Funktionsbereiche voneinander getrennt. Um soweit menschlich möglich Übertragungswege zu reduzieren. Abstimmungen etc. werden digital oder in Telefonkonferenzen sichergestellt. Des Weiteren werden auch keine Caritas-Mitarbeiter zum Beispiel aus der Verwaltung mehr in die Häuser gehen, wenn sie dort nicht als Pflegekraft arbeiten. Die Möglichkeit der Mittagsverpflegung der Caritas-Kollegen in den Mensen ist abgesagt. Wir lassen zudem keine Handwerker mehr rein, obgleich wir teilweise noch in der finalen Phase der Umbauten sind. Dadurch verzögert sich auch leider die Fertigstellung. Bei einem Wasserrohrbruch oder ähnlichem wäre dies natürlich nicht vermeidbar. Fazit: Soweit realisierbar werden alle persönlichen Kontakte der Mitarbeiter und mit Externen auf das Minimum reduziert. Zudem haben wir einen großen Teil unserer Verwaltung im Home-Office. Unsere Kolleginnen und Kollegen können sich sichersein, dass die Auszahlung ihre Löhne nicht gefährdet sind.
Noch keine Corona-Kranken
Sind Sie bereits mit Krankenständen oder Auswirkungen der Kita- und Schulschließungen konfrontiert?
Stand jetzt (Anmerkung der Redaktion: montag mittag) haben wir keine Corona bedingten Krankenstände wegen Infektionen. Kita- und Schulschließung sorgt für eine große Herausforderung. Wir haben 365 Caritas-Kinder, davon 227 in Arnsberg und 63 in Sundern. Wir waren in den letzten Tagen im unmittelbaren Austausch, abends und auch am Wochenende, zur Sicherstellung der Notkinderbetreuung mit Arnsbergs Bürgermeister Ralf Bittner und Martin Hustadt von der Stadt Sundern. Ergänzend werden wir als Verband auch die selbstorganisierten Betreuungsangebote durch unsere Kolleginnen und Kollegen unterstützen und darüber hinaus auch eigene Betreuungsmöglichkeiten aufbauen, wenn es nötig ist.
Fast 400 Menschen in Caritaspflegeheimen
Wie viele Menschen sind in ihren Senioren- und Pflegeheimen untergebracht?
Unsere Bewohner teilen sich wie folgt auf die Häuser auf: Haus Franziskus 88, Haus Joachim 22, Haus Elisabeth 26, Haus Anna 90, Haus Klostereichen 99, Haus Josef 70.
Bitte um Akzeptanz
Was können Menschen jetzt sinnvoll tun, um die Caritas und ähnliche Institutionen bei ihrer Arbeit zu unterstützen?
Ich schließe mich der Bundeskanzlerin Angela Merkel an: achten Sie auf sich und auf die Anderen. Schauen Sie in Ihre Nachbarschaft, ob jemand Hilfe benötigt, gerade auch weil immer mehr an öffentlicher Infrastruktur in den digitalen Bereich verlagert wird. Lasst uns alle in dieser Krise solidarisch sein. Irgendwann wird auch der Tag kommen, an dem wir auf die gegenwärtige Corona-Pandemie zurückblicken. Der Tag, an dem wir sagen: Wir haben unser Bestes gegeben. In der Gewissheit, dass wir füreinander da waren, aufeinander geschaut haben, auch wenn wir uns einander nicht die Hand geben konnten. Ergänzend aber noch meine große Bitte, dass unsere Maßnahmen, die wir umsetzen akzeptiert werden, auch wenn sie mit Sicherheit einige Einschränkungen für viele Menschen bedeutet. Es geht darum, dass wir Menschen schützten, die einer Risikogruppe angehören. Wir werden uns um die uns anvertrauten Menschen weiterhin mit Sachverstand und großem Herz kümmern!