Neheim/Menden. Die Anbindung einer dreispurigen neuen B7 an die A46 birgt große bautechnische Herausfordnungen. Kommt es zum Rampenbau im Binnerfeld?

Diverse Trassenvarianten für einen Autobahn-/Bundesstraßen-Lückenschluss zwischen Hemer und Neheim werden in einem Dialogforum diskutiert, das der Landesbetrieb Straßen.NRW als zuständige Planungsbehörde organisiert. An diesem Dialogforum und dessen Arbeitsgruppen nehmen Verbands- und Behördenvertreter sowie Bürger aus dem Planungsgebiet teil. Einen wichtigen Beratungspunkt bilden die Möglichkeiten einer Anbindung einer dreispurigen Bundesstraße an die bestehende Autobahn A 445 bzw. A 46. An einigen dieser Diskussionen nahm auch der Planungs- und Baudezernent der Stadt Arnsberg, Thomas Vielhaber, teil. Unsere Zeitung bat ihn, Anschluss-Varianten zu benennen, die in Arbeitsgruppen diskutiert wurden.

Lückenschluss per Autobahn und dreispuriger Bundesstraße

Grundsätzlich ist geplant, zwischen Heer und Menden eine Autobahn (A46) und zwischen Menden und Neheim eine dreispurige Bundesstraße (B 7n) zu bauen, daher der Name des Projekts: „46sieben“. „Zurzeit bestehen drei Optionen für den Anschluss einer dreispurigen Bundesstraße im und nahe dem Raum Neheim/Hüsten: die nördliche Variante mit Anschluss an die A 445 nahe Haus Füchten, die mittlere Variante mit Anschluss an die A 46 in Höhe des Neheimer Binnerfelds und die noch weiter südlich verlaufende Variante mit Anschluss an die Hüstener Ortsumgehung (B 229n) in der Nähe der Straße ,Zum Herdringer Schloss’ “, berichtet Thomas Vielhaber. Er betont dabei ausdrücklich, dass diese Optionen derzeit reine Gedankenspiele seien und hinsichtlich der bautechnischen Machbarkeit und der Umweltverträglichkeit noch geprüft werden müssten. Die endgültige Trasse sei noch lange nicht festgelegt.

Die Redaktion untersucht Großprojekt in Artikel-Serie

Die Redaktion nimmt in der neuen Serie zum Großprojekt „46sieben“ bis Ostern den geplanten Lückenschluss unter die Lupe. Was bedeutet das Projekt für die Region rund um Hemer, Menden und Arnsberg? Wo sind die Vorteile des Lückenschlusses? Wer hätte unter einer fertigen Autobahn zu leiden?

Dabei wagen die WP-Reporter ganz bewusst auch den Blick in die Glaskugel. Die Planung für das Autobahnprojekt läuft aktuell auf verschiedenen Ebenen. Es gibt noch viele Unbekannte. Dazu zählt auch der Verlauf, der in den kommenden Jahren im Linienbestimmungsverfahren festgelegt werden soll.

Da unsere neue Zeitungsserie bewusst auch den Blick in eine Glaskugel zulassen will, seien an dieser Stelle die Trassenvarianten vorgestellt. Bereits ausführlich berichtete unsere Zeitung darüber, dass die Stadtverwaltung Arnsberg und auch Kommunalpolitiker (insbesondere aus Holzen) Trassenvarianten durch den Lüerwald ablehnen. Die Planer vom Landesbetrieb Straßen.NRW wollen im Dialogforum mit Interessenvertretern und Bürgern aber keine Trasse per se als unmöglich gewertet wissen und befassen sich daher erst mal mit allen möglichen Varianten.

A46 und Klimaschutzkonzept

Grundsätzlich stellt Thomas Vielhaber aus Sicht der Stadt Arnsberg klar, dass jede Trassenvariante für mehr Straßenverkehr im Arnsberger Stadtgebiet sorgen werde, allerdings auf Trassen des überörtlichen Durchgangsverkehrs. „Der Autobahn - und Bundesstraßenbau führt unser im Klimaschutzkonzept definiertes, innerstädtisches Verkehrsziel nicht ab absurdum, wonach der Anteil des individuellen motorisierten Verkehrs im Arnsberger Stadtgebiet von 71 Prozent im Jahr 2015 auf 50 Prozent im Jahr 2030 reduziert und im Gegenzug der Bus-, Rad- und Fußgängeranteil erhöht werden soll. Denn beim Autobahn- und Bundesstraßenbau geht es nicht um innerstädtischen Verkehr“, betont Vielhaber auf Nachfrage.

Weiter sagt der Planungsdezernent der Stadt Arnsberg: „Natürlich werden sich Arnsberger Autofahrer darüber freuen, schneller in den Märkischen Kreis zu kommen, doch die neue Schnellstraße sollte man nicht nur als Verbindung zwischen HSK und Märkischem Kreis sehen. Es werden sicherlich Pkw- und Lkw-Fahrer, die einen Stau auf der A 44 zwischen Dortmund und Unna oder am Westhofener Kreuz umfahren wollen, gern die neue ,46sieben’ als Ausweichstrecke nutzen wollen“, so Vielhaber.

Drei Varianten

Nun zu den bisher bekannten Trassenvarianten und deren Anschlussmöglichkeiten an A 46 bzw. A 445:

1. Bei Haus Füchten: Schon vor vielen Jahren befürchteten Autobahngegner dort den Bau einer riesigen Autobahnbrücke über das Ruhrtal, was aus Umwelt- und Vogelschutzgründen abgelehnt wurde.

2. Es wird überlegt, in Höhe des Neheimer Binnerfelds eine dreispurige Bundesstraße an die A 46 anzubinden. Die Trasse würde durch ein Waldstück beim Rodelhaus / Dorint-Hotel führen und dann unten im Ruhrtal mit entsprechenden Auffahrrampen an die A46 angebunden. „Ich weiß allerdings nicht, wie das bautechnisch gehen soll“, meint Vielhaber.

3. Anbindung an die B 229n zwischen Hüsten und Müschede. Hierzu berichtete Vielhaber: „Wenn dies realisiert werden sollte, müsste der Brückenkomplex der B 229n (Hüstener Ortsumgehung) dreispurig ausgebaut sein. Denn die neue Bundesstraße soll dreispurig direkt auf die Autobahn führen“, so Vielhaber. Eventuell müsste ein ganz neuer, dreispuriger Brückenkomplex für die B 229n gebaut werden, um dreispurig die A 46 zu erreichen.

Einen Vorschlag des Holzener Bezirksausschussvorsitzenden Theo-Josef Nagel (CDU), die neue „46sieben“ noch viel südlicher zu bauen und dann eventuell im Raum Meschede an die A 46 anzubinden, hält Vielhaber für unrealistisch.