Arnsberg. Im Rahmen einer Fachtagung zu Arnsbergs Klosterlandschaft gab es viele interessante Details und eine Reise durch die Jahrhunderte..
Mehr als 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren jetzt der Besuch der zweiten Fachtagung zu Arnsbergs Klosterlandschaft nicht nur 80 Euro an Tagungskosten wert: Auch einiges an Zeit und Konzentration wurde in die verschiedenen Vorträge investiert, die zur Arnsberger Klosterlandschaft im allgemeinen und der Bauforschung zur Propsteikirche St. Laurentius im Besonderen gehalten wurden.
Dabei wurde vor allem eines klar: Die Geheimnisse um die Kirche und das Kloster Wedinghausen sind längst noch nicht gelüftet. Nach der intensiven Untersuchung der Dachkonstruktion im Chor der Kirche geht ab April die Bauforschung im Turm der Kirche weiter.
Bauforschung an und in der Propsteikirche St. Laurentius ist ein großes Thema
Auch interessant
Oelinghausen und Rumbeck waren am letzten Wochenende genauso Stationen der Fachtagung unter dem Titel „Herkunft mit Zukunft“, die zum zweiten Mal in einer Kooperation zwischen Stadt Arnsberg, Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sowie zahlreicher Unterstützer aus den Gemeinden der Stadt stattfinden konnte.
Neben Teichwirtschaft am Kloster Oelinghausen und Eisenerzgewinnung am Kloster Rumbeck war auch die Bauforschung an und in der Propsteikirche St. Laurentius ein großes Thema. Peter Barthold, Bauforscher beim LWL, konnt dazu in seinem Vortrag einige neue Erkenntnisse präsentieren.
Eine chronologische Reise vom 13. bis in das 17. Jahrhundert
Auch interessant
Seine Zuhörer in der Rodentelgenkapelle Bruchhausen nahm er dazu mit auf eine chronologische Reise vom 13. bis in das 17. Jahrhundert. Schon 1170 entstand die dreischiffige Basilika der Propsteikirche, und nach bisherigem Stand der Untersuchungen konnten über dem Kirchenraum zwölf verschiedene Dachwerke gefunden werden.
Alleine drei von diesen sollen nach den Untersuchungen des LWL aus dem 13. Jahrhundert stammen.
Bauforscher Barthold: „Die Dachkonstruktion des Chors hat uns an einen Wald erinnert“
Anhand von Fotos, Skizzen und Karten gab es für die Zuhörer einen sehr fachlichen Vortrag, der sich mit Lage und Konstruktion der Quergiebel-Dächer beschäftigte.
„Die Dachkonstruktion des Chors hat uns an einen Wald erinnert“, so Barthold, hier seien große Massen an Eichenholz verbaut worden.
Während der Chor erst 1254 geweiht worden sei, wurde ein Teil der Kirche schon genutzt. So habe man im Innenraum bereits Gottesdienste gefeiert, während außen noch Bauarbeiten liefen.
Von dem, was unter dem Dach der Kirche passiert ist, legen Funde im Schutt Zeugnis ab. „Wir können von den Resten auf dem Dach auf die baulichen Veränderungen schließen“, so Barthold.
Peter Barthold: „Es gibt noch viele spannende Funde“
Über Jahrzehnte abgetragener Bauschutt sei dabei mit Holz vermischt worden, viel konnte jetzt im Zuge der Restaurierung gesammelt und zum Teil schon untersucht werden. Dabei, so Barthold, sei noch unklar, warum die Abfälle unter dem Dach gesammelt worden seien.
Besonderes Interesse der Archäologen hat ein vorhandener Originalgiebel von 1273 geweckt, weil er außergewöhnlich gut erhalten ist. „Aber es gibt noch viele spannende Funde“, so der Forscher.
Das hölzerne Baumaterial wurde zum Großteil über das Wasser angeliefert
Auch interessant
Einige von ihnen drehen sich um die auf den Dachbalken entdeckten Zeichen und Einkerbungen, deren System man noch nicht genau entschlüsselt habe. Zudem sei man bei der Untersuchung der Hölzer auf Löcher in den Balken gestoßen, die auf Floßnägel hinweisen. „Anscheinend ist ein großer Teil des hölzernen Baumaterials über das Wasser zum Kloster transportiert worden“, so Barthold.
Zuhörer erfuhren auf der Tagung auch, dass es im 17. Jahrhundert erneut eine starke Bautätigkeit am Kloster gegeben haben muss. Sowohl die Konstruktionen im südwestlichen wie im nordöstlichen Quergiebel-Dach wiesen Besonderheiten eines Renaissance-Dachwerkes auf.
Zwischen 1857 und 1913 sind an der Kirche weitere Dachreparaturen erfolgt. Bei den Arbeiten sei entsprechendes Werkzeug gefunden worden.
Fazit: Mit der Geschichte der Propsteikirche ist man noch nicht zu Ende
Ein Lob sprach Barthold der Baufirma aus, die akribisch altes Material eingesammelt habe. So zum Beispiel eine 700 Jahre alte Eichenbohle, die wohl einst im Dachboden verlegt worden war. Fazit: Mit der Geschichte der Propsteikirche ist man noch nicht zu Ende.
So wolle man sich ab April dieses Jahres dem dritten Teil der Bauforschung im Turm der Kirche widmen. Dazu würden auch die Fragen eines barrierefreien Zugangs über eine Machbarkeitsstudie geklärt.
Auch das hölzerne Turmtragwerk der Propsteikirche soll restauriert werden
Neben einem geplanten Außenanstrich für die Propsteikirche, dessen Finanzierung noch nicht geklärt sei, werde man sich auch der Restaurierung des hölzernen Tragwerks im Turm widmen.
Mittel dazu gebe es erfreulicherweise abermals von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM).