Langscheid/Arnsberg. Die Delegiertentagung des Kreischorverbandes Arnsberg fand am Wochenende in Langscheid statt / Verbandschöre stehen vor vielen Herausforderungen.

Ein Rückblick auf die Veranstaltungen des vergangenen Jahres, aber auch eine Bestandsaufnahme zum Chorwesen in Arnsberg, Sundern und Balve prägten am Samstag die Delegiertentagung des Kreischorverbandes Arnsberg. Im „Haus des Gastes“ in Langscheid trafen sich die Gesandten aus den Chören des Verbandes.

Themen waren u.a. das mangels Interesse 2019 abgesagt Kreischorfest in Wennigloh sowie die Entwicklung des Mitgliederbestandes in den Chören.

13 Leistungschöre

40 Jubilare wurden 2019 für aktive Singetätigkeit geehrt, vier Sänger waren dabei seit über 65 Jahren aktiv, neun Sänger seit über 60 Jahren.

2019 haben fünf Chöre am Leistungssingen teilgenommen: Cantiamo Garbeck, MC Eintracht Bruchhausen, KC
Cantata Garbeck, MGV Cäcilia Allendorf und MC Cäcilia 1892 Voßwinkel.

Insgesamt gibt es aktuell 13 Leistungschöre im KCV Arnsberg, der Titel muss alle drei Jahre neu errungen werden.

„Chorleiter mit Ausbildung sind Mangelware“, sagt Hans-Joachim Krings-Grimm, Schatzmeister im Kreischorverband (KCV) Arnsberg, der selber beim GV Eintracht Bruchhausen singt. Dabei bemühe man sich seitens des KCV um Abhilfe, 2020 werde wieder der D1-Startkursus für Chorleiter angeboten. Wichtig für die Chorleiter sei dabei, dass sie die Intention des KCV zur Schaffung eines niederschwelligen Angebotes unterstützen.

„Wir wollen so mehr Menschen für die Chöre gewinnen, es muss einfach Spaß machen“, sagt der Schatzmeister. Dass Chorleiter ein Händchen für Technik und das passende Liedgut brauchen, steht für Sänger Josef Schäfer vom MGV Westfalia Langscheid, der das Treffen am Samstag ausgerichtet hat, außer Frage. „Wichtig ist, auch den Geschmack des Publikums zu treffen“, so Schäfer. Zwar seien Lieder aus den 1980er Jahren nicht immer mit dem Bestreben eines Chores verträglich, aber es gelte auch, eine wichtige Absicht des Chorgesangs zu sehen: „Ein Konzert und der Gesang sollen vielen Menschen auch als Ablenkung vom Alltag dienen“, so der Sänger. Singen sei auf jeden Fall geeignet, die Lebensqualität zu steigern, großen Zulauf gebe es derzeit vor allem bei jungen Chören.

Entspannt nach getaner Verbandsarbeit: Josef Schäfer vom ausrichtenden MGV Westfalia Langscheid, Schatzmeister im KCV Arnsberg Hans-Joachim Krings-Grimm und Präsidiumsmitglied im ChorVerband NRW Nicole Kupitz
Entspannt nach getaner Verbandsarbeit: Josef Schäfer vom ausrichtenden MGV Westfalia Langscheid, Schatzmeister im KCV Arnsberg Hans-Joachim Krings-Grimm und Präsidiumsmitglied im ChorVerband NRW Nicole Kupitz © WP | Frank Albrecht

Um das gesangliche Niveau der Chöre im KCV hoch zu halten, hat es 2019 zwei Leistungssingen, u. a. eines im Mai in Marsberg gegeben. Erfolgreich durchgeführt werden konnte auch eine Chorschulung, die mit 70 Teilnehmern aus verschiedenen Chören des KCV statt gefunden hat. Beim Blick auf die Zahlen hat der KCV die Ursachen schon erkannt, „wir werden immer weniger, und wir werden immer älter“, stellte der Vorstand in einem Papier fest. So ist die Zahl der aktiven Sänger 2019 auf 1869 (von 1944 in 2018) zurückgegangen, erst vor wenigen Wochen hatte sich der Männerchor Bergheim aufgelöst und abgemeldet.

In der Altersgruppe ab 60 Jahren singen vor allem Männer in Chören (527), bei den jüngeren zwischen 27 und 40 Jahren sowie zwischen 40 und 59 Jahren sind es vor allem die Frauen (69 bzw. 315). Bei Kinder und Jugendlichen bis 26 Jahre haben vor allem Mädchen und Frauen die Oberhand in den Chören. Von den 50 registrierten Vereinen und Chören gibt es im Verbandsgebiet acht Frauenchöre, 22 Männerchöre, 15 gemischte Chöre und fünf Kinder- und Jugendchöre. Dabei ist der Eintritt in die Chöre für Interessierte immer offener geworden.

Jeder ist heute im Chor willkommen

„Heute muss niemand mehr öffentlich vorsingen“, lacht Josef Schäfer. So eine Abschreckung, wie sie früher praktiziert wurde, hält auch Nicole Kupitz, Präsidiumsmitglied im Chorverband NRW, für ungeeignet. „Jeder ist heute im Chor willkommen“, sagt Kupitz.

Die Gewinnung von Nachwuchs bleibt für die Chöre aber eine Herausforderung. „Wir haben in drei Jahren sechs neue Sänger gewonnen“, erinnert Schäfer, es gebe eine große Hemmschwelle, sich in einem Chor einzubringen. Immer wieder komme dabei aber auch das Thema der Liedauswahl auf den Tisch. „Männerchor heißt nicht unbedingt Kirchenchor“, gibt Schatzmeister Krings-Grimm zu bedenken. Gesungen werde von Klassik bis Pop, einzig die Frage, ob in deutsch oder englisch gelte es hin und wieder zu klären. Dabei sei ein Chor oft experimentierfreudiger als sein Publikum. Insgesamt liege die Gewinnung von Nachwuchs aber bei jedem Chor selber, so Krings-Grimm. Eine ungewöhnliche Idee gibt es bei der Deutschen Sängerjugend. „Es gibt einen Singbus auf Tour“, weiß Nicole Kupitz. Der fahre unter dem Motto „Jedem Dorf sein eigener Kinderchor“ durch die Lande und mache so Werbung für das Chorsingen.

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Ob 2020 das Sängerfest als Wettstreit in Langscheid ausgetragen werden kann, ist noch nicht sicher. Für Sänger Josef Schäfer ist aber eines klar: „Der Chorgesang ist auch von der Individualisierung in der Gesellschaft beeinflusst“, so Schäfer. Und dabei ergehe es den Chören im Land nicht anderes als vielen anderen Vereinen in der Gesellschaft. Der „Große Männerchor Sorpesee“ war 2019 ein gelungener Versuch, dagegen zu halten.