Neheim. Förderkreis Psychische Gesundheit präsentiert Sonntag zweites Inklusionstheater/Komödie „Wer versteht hier Bahnhof?“ in der Realschule Neheim.
Mit diesem Inklusionsprojekt haben die Mitarbeiter aus dem Förderkreis Psychische Gesundheit und ihre Klienten bereits gute Erfahrungen gemacht: Schon vor drei Jahren gab es ein gemeinsam einstudiertes Theaterstück zu sehen, und am kommenden Sonntag, 1. März, folgt nun eine Wiederholung.
Die Schauspieler zeigen die Komödie „Wer versteht hier Bahnhof?“ nach eine Textvorlage von Thorsten Böhner. Bühne frei heißt es am Sonntag ab 16 Uhr in der Aula der Realschule Neheim. Das Stück wird von der Gitarrengruppe des Förderkreises musikalisch begleitet.
Peter Zimmer: Viele positive Rückmeldungen
Peter Zimmer, der Leiter des Ambulant Betreuten Wohnens beim Förderkreis Psychische Gesundheit (FPG), freut sich. Schon beim ersten gemeinsamen Theaterspiel, bei dem die Klienten mit den Menschen „von außen“ gemeinsam auf der Bühne gestanden haben, hat es viele positive Rückmeldungen von allen Seiten gegeben. Jetzt gibt es mit der Komödie eine Neuauflage des erfolgreichen Projektes.
„Das gewählte Stück ist nahe an der Wirklichkeit, soll aber vor allem Spaß machen“
Karten kosten sieben Euro
Der Förderkreis Psychische Gesundheit betreut in Arnsberg, Sundern und Umgebung rund 90 Klienten mit Erkrankungen – von Borderline bis zu Psychosen.
Die Klienten des FPG sind nicht stationär untergebracht, sondern wohnen privat oder in Wohngruppen, über die Wohnungsbaugesellschaft sind 20 Wohnungen angemietet.
Karten für das Theaterstück am Sonntag gibt es für sieben Euro an der Tageskasse, eingeschlossen sind Kaffee und ein Stück Kuchen.
Das Stück „Wer versteht hier Bahnhof?“ spielt natürlich auf einer Bahnstation, die die verschiedenen Charaktere zusammenbringt: Ein Stadtstreicher trifft auf Bahnhofs-Angestellte, drei Männer beim Junggesellenabschied auf Prostituierte und alle auf die hektischen Geschäftsfrauen. Die Komödie bringt ein Durcheinander mit vielen Missverständnissen, aber nicht weniger Gelegenheiten zum Lachen – für Schauspieler und Zuschauer.
„Wir spielen mit einem Texttheater, das aber auch Improvisationsarbeit verlangt“, sagt Peter Zimmer vom FPG. Zusammen mit seiner Kollegin Mirvat El-Dessouki hat er vor Jahren schon eine Theaterpädagogische Ausbildung absolviert, beide wissen um die positiven Einflüsse des Theaterspielens auf ihre Klienten.
„Das gewählte Stück ist nahe an der Wirklichkeit, soll aber vor allem Spaß machen“, beschreibt Zimmer. Denn wie im „wirklichen“ Leben treffen auf dem Bahnhof in der Aula der Realschule die unterschiedliche Menschen mit ihren individuellen Plänen aufeinander.
Eine persönliche Herausforderung
Dass das Theaterspiel für die Klienten des FPG eine persönliche Herausforderung für jeden darstellt, steht außer Frage. Alleine die Ausdauer spielt schon eine Rolle, seit elf Monaten wird einmal in der Woche für rund zweieinhalb Stunden geprobt. 16 Mitwirkende gibt es in dem Theaterstück, jeweils zur Hälfte spielen Klienten, Mitarbeiter aus dem FPG sowie Externe.
Die hatte man bereits im April 2019 über einen Bericht in der Presse gesucht und gefunden. Für die Vielzahl der zu vergebenden Rollen reichen die Akteure nicht ganz aus, und so sind einige der Mitwirkenden in mehreren Rollen auf der Bühne verpflichtet.
Die Schauspieler zeigen sich von einer ganz anderen Seite
„Das gewählte Stück ist eigentlich nur Nebensache“, lacht Zimmer, Hauptsache der Spaß und die Herausforderung fehlen nicht. Klienten hätten die gute Gelegenheit, auf der Bühne Offenheit im Miteinander zu zeigen, zudem bekomme jeder Spieler ein konkretes Ziel.
Genau das mache das Besondere am Theaterprojekt aus, vielen Klienten des FPG fehle es an einem geregelten Tagesablauf, ihre Krankheit habe die normalen Kommunikationswege in der Gesellschaft unterbrochen. Hier wirke das Theaterstück und zeige die Schauspieler als Menschen von einer ganz anderen Seite. Beim Spielen, so Zimmer, könne man die Menschen gut erkennen.
„Wir pflegen eine enge Zusammenarbeit mit dem Förderkreis“
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Einer der Mitwirkenden ist Chefarzt Dr. Rüdiger Holzbach von der Klinik für Psychiatrie am Klinikum Hochsauerland. Beim Theater des FPG ist er zwar erstmals dabei, hat aber bei einem freien Theater in Lippstadt schon Bühnenerfahrung gesammelt. Das Mitspielen am Sonntag ist für ihn mehr als Ehrensache.
„Wir pflegen eine enge Zusammenarbeit mit dem Förderkreis, und auf der Bühne lassen sich die wirklichen Ressourcen der Menschen entdecken“, so Dr. Holzbach. Genau dazu sei das Theaterstück gut geeignet, dessen Inhalt hoffentlich noch lange Thema bleibe.
Die Herausforderung des Spielens sei für die Klienten unbenommen. „Was wir hier zeigen ist gemeinsam gelebte Normalität, die Defizite der Klienten im wirklichen Leben spielen hier mal keine Rolle“, so der Chefarzt.