Allendorf/Hagen. Bei Allendorf und Hagen wollen Försterin und Waldbesitzer die Fichten mit einem gemeinsamen Plan vor weiteren Borkenkäfer-Schäden bewahren.

Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer haben den Sauerländer Wäldern geschadet – mancherorts sind sie kaum wiederzuerkennen. In einigen Teilen des Arnsberger Stadtwalds zum Beispiel sind die Fichten nicht mehr zu retten. Bei Allendorf und Hagen hingegen haben die Waldbesitzer noch Hoffnung: In einem gemeinsamen Kraftakt wollen sie ihre Fichten vor weiteren Schäden durch den Borkenkäfer bewahren. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit und das gemeinsame Daumen drücken für späte Frühlingstemperaturen.

Käfer überwintern im Sturmholz

„Wir liegen bisher nicht im Hauptschadensgebiet durch den Borkenkäfer und wollen, dass das auch so bleibt“, erklärt Gregor Klute-Lenze, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Allendorf-Hagen. Mit Unterstützung des Forstamts haben die Mitglieder deshalb einen Plan geschmiedet. Bislang hat der Borkenkäfer im Revier vergleichsweise wenige Bäume befallen können – er ist aber da, vor allem im Sturmholz, das noch am Boden liegt, fühlt er sich wohl.

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„Wir dürfen die Flächen jetzt nicht vernachlässigen, sondern müssen den Käfer während seines Winterschlafs mitsamt Sturmholz aus dem Wald rausbekommen“, sagt Revierförsterin Bärbel Zingsem. Dazu ermutigt sie alle Waldbesitzer in ihrem Revier und hat mit ihnen gemeinsam jetzt eine weitere Strategie entwickelt.

Denn auch wenn sämtliches Sturmholz noch vor Frühlingsbeginn aus den Wäldern geholt wird, werden nicht alle Käfer beseitigt sein. Und sobald mehrere Tage lang Temperaturen von rund 16 Grad herrschen, werden sie wieder aktiv. „Wir hoffen den ersten Schwarmflug abfangen zu können“, erklärt Zingsem.

Insektizide im Einsatz

Dazu wollen die Waldbesitzer gemeinsam mit der Försterin Vorbereitungen treffen. Vier verschiedene Fang-Systeme werden sie auf den Flächen nutzen, alle wirken mittels Insektiziden. Bei einer Variante wird zum Beispiel ein in Insektizide getränktes Netz um ein dreibeiniges Gestell gespannt. Innen hängen Lockstoffampullen, die den Käfer anziehen. Im Flug prallt er gegen das Netz und stirbt.

1200 Hektar großes Revier ist in Privatbesitz

1200 Hektar groß ist das Revier Allendorf, das sich bis Amecke und Wildewiese erstreckt. Sämtliche Flächen sind in Privatbesitz.

130 Waldeigentümer gibt es in der Gegend.

75 Prozent der Bäume sind bislang Fichten.

7000 Festmeter Holz sind im Revier im vergangenen Jahr Sturmschäden, Trockenheit und Borkenkäfer zum Opfer gefallen.

Sowohl diese als auch alle anderen Fallen sollten Spaziergänger keinesfalls anfassen und vor allem Kinder nicht unbeaufsichtigt in den Bereichen spielen lassen. Försterin Zingsem versichert, dass die Insektizide entsprechend der Schutzverordnungen eingesetzt werden und etwa Abstände zu Gewässern und Ameisenhaufen eingehalten werden.

Wetter im Frühling ist entscheidend

Nach einer Informationsveranstaltung für alle Waldbesitzer laufen nun die Arbeiten an. Was sie gegen den Borkenkäferbefall und zum Schutz der teils 80 Jahre alten Fichten bewirken können, müssen alle abwarten. „Wir können nicht abschätzen, was noch passieren wird“, sagt Zingsem. „Eine solche Herausforderung gab es in unser aller Forstleben noch nicht.“

Doch die Experten bleiben auch in der schwierigen Situation noch optimistisch. Das recht milde und feuchte Winterwetter etwa spielt ihnen bislang in die Karten, denn dabei fühlen sich die Borkenkäfer gar nicht wohl. Frost hingegen mache ihnen nichts aus, erklärt Frank Rosenkranz, Leiter des Regionalforstamts Oberes Sauerland. „Durch den Niederschlag werden auch die Fichten wieder etwas widerstandsfähiger“, sagt er. Daher hoffen alle, dass das Wetter noch länger so bleibt und ihnen genug Zeit für die Vorbereitungen lässt.

Lob für Zusammenhalt

Mut machen dem Forstamtsleiter vor allem das Engagement und Durchhaltevermögen seiner Mitarbeiter sowie die Einstellung betroffenen Eigentümer im Revier Allendorf-Hagen: „Wir freuen uns, dass es hier so interessierte Waldeigentümer gibt, das ist nicht selbstverständlich.“ Er sei beeindruckt vom Zusammenhalt und der Bereitschaft, gemeinsam etwas zu bewegen.

Nur so könne es funktionieren, davon ist auch Dietrich-Wilhelm Dönneweg als Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft überzeugt. Seine Mitstreiter haben sich bereits zu Teams zusammengeschlossen, damit jeder seine Fachkenntnisse in das gemeinsame Projekt einbringen kann. Mehr zur Zukunft ihrer Bestände werden alle mit Beginn des Frühlings wissen.