Voßwinkel. Melinda Bohácsi (17) aus Ungarn verlässt nach Jahr als Gastschülerin in Arnsberg das Schloss Höllinghofen und bereitet sich auf Voltigier-EM vor.
Ein schönes Abschiedsgeschenk: Zum Abschluss eines einjährigen Aufenthaltes als Gastschülerin bei der Familie von Ketteler auf Schloss Höllinghofen feierte die 17-jährige Ungarin Melinda Bohácsi mit den „Voltiflöhen“ aus Voßwinkel einen Erfolg bei einem Voltigierturnier im ostwestfälischen Bad Oeynhausen. Sie gewann beim Einzelvoltigieren und freute sich nachher gemeinsam mit den beiden Teams, die ebenfalls in ihren Klassen gewannen. Aus dem Dorf der „schlauen Füchse“ geht es für die junge Frau nun direkt zu neuen Zielen: Sie will sich für die Europameisterschaft qualifizieren.
„Burger“ zum Abschied
Auch deshalb musste sich im vergangenen Wochenende zurück nach Ungarn. Nach einem vorerst letzten „Burger“ im R-Café stieg Melinda Bohácsi in Dortmund in den Flieger. „Es ist ihr Ziel, in diesem Jahr zur Europameisterschaft nach Schweden zu kommen“, erzählt Franziskus von Ketteler. Am Wochenende steht in Ungarn die Sichtung an. Daher musste sie zurück, um mit ihrem Team zu trainieren.
Ihr Team, das waren in den vergangenen zwölf Monaten die Familie von Ketteler und die „Voltiflöhe“. Die integrativ arbeitende Voltigiergruppe aus Voßwinkel unter der Leitung von Teamchefin Ildiko von Ketteler und der für Kür und Choreographie auch mitverantwortlichen Grafikdesignerin Anke Peters bot dem Gast aus Ungarn gute Trainingsmöglichkeiten und profitierte umgekehrt von der Athletin und ihren Impulsen. „Es war toll, dass ich die Voltiflöhe trainieren durfte und dass ich genug Zeit hatte, um mich auch selbst auf die Europameisterschaft vorzubereiten. Ihren „Flöhen“ ist sie Vorbild, denn immerhin ist Melinda Bohácsi bereits bei einer EM am Start gewesen.
Im Jahr 2019 kam sie im niederländischen Ermelo mit dem Pferd „Cornetto“ auf den zwölften Platz im Einzelvoltigieren. Im Team belegte sie sogar Rang acht. Ein Jahr zuvor bei den Jugend-Europameisterschaften 2018 im ungarischen Kaposvar wurde sie Zehnte.
So etwas beeindruckt auch die „Voltiflöhe“, mit denen die Ungarin es eigentlich fast rund um die Uhr zu tun hatte. In der Volti-Gruppe turnen Emanuel, Emilia, Béla, Leyla und Julika von Ketteler. Wenn das Training vorbei war, wurden aus Sportkindern Familienmitglieder. „Zu Hause in Ungarn habe ich nur eine große Schwester“, sagt Melinda, „nach diesem Jahr weiß ich, wie es sich anfühlt, fünf kleine Geschwister zu haben“.
Sport bringt Freunde
Die von Kettelers gaben der talentierten Voltigiererin ein Zuhause. Und das ist so leicht nicht, wenn eine junge Frau mit 17 Jahren in ein fremdes Land kommt. Zur Schule ging sie in dem Jahr am St. Ursula Gymnasium in Neheim. Ganz wichtig für das Ankommen waren aber Pferde und das Voltigieren. „Am Anfang war es nicht einfach, weil alles so anders war“, sagt sie, „aber der Sport hat mir sehr geholfen, schnell Freunde zu finden“.
Das Turnier am Samstag in Bad Oeynhausen war der perfekte Abschluss für Melinda. Die kleinen „Voltiflöhchen“ setzten sich in der „Krümelklasse“ gegen starke Konkurrenz durch, während die erste Mannschaft der „Voltiflöhe“ Publikum und Jury gleichermaßen mit der von Ildiko von Ketteler entworfenen Kür „Fridays for future“ mitsamt der Botschaft, die dahinter steckt, restlos überzeugte. Der Einzelsieg des Vorbildes aus Ungarn rundete das Turnier ab.
Zwölf Monate Sauerland hinterließen bei Melinda ihre Spuren. „Es war eine große Chance für mich, für ein Jahr lang in Voßwinkel leben zu dürfen“, sagt sie dankbar. Der Abschied, da ist sie sich sicher, muss nicht für immer sein. „Ich weiß noch nicht wann, aber ganz bestimmt komme ich bald wieder nach Arnsberg“, verspricht die zielstrebige Sportlerin, „Höllinghofen ist meine zweite Heimat geworden“.