Arnsberg. Der Flugplatz Arnsberg-Menden besteht seit 50 Jahren. Mit verlängerter Landebahn und moderner GPS-Anflugtechnik blickt der Flugplatz in Zukunft.
„Dieser Platz ist eine Perle!“ lobte CDU-Politiker und Pilot Friedrich Merz in dieser Woche den Flugplatz Arnsberg-Menden (FAM). Er war spontan zu einem Treffen der Betreiber des modernen Verkehrslandeplatzes mit lokalen und regionalen Entscheidungsträgern aus Politik und Verwaltung hinzugekommen, nachdem er gerade beruflich aus der Bundeshauptstadt Berlin mit seinem eigenen Flugzeug auf der Asphaltbahn am Rande des Sauerlandes gelandet war, wo er auch wohnt. Anlass für die Zusammenkunft war das 50-jährige Bestehen des Flugplatzes Arnsberg-Menden in diesem Jahr sowie die Präsentation von vielen Investitionen an dem bereits schon in der Vergangenheit gut ausgebauten Flugplatz.
Auch wurde über Maßnahmen für die zukünftige weitere Sicherheitserhöhung durch eine etwaige Landbahnverlängerung sowie ein sogenanntes GPS-Anflugverfahren informiert. Als Betreiber und Inhaber des Flugplatzes Arnsberg-Menden hatte der Unternehmer Ulrich Bettermann die Regierungspräsidentin Dorothee Feller von der Bezirksregierung Münster, die für die luftrechtliche Aufsicht in Westfalen verantwortlich zeichnet, und den Arnsberger Regierungspräsidenten Hans-Josef Vogel sowie die Landräte des Hochsauerlandkreises ( Herr Dr. Schneider), des Märkischen Kreises (Herr Gemke) und des Kreises Soest (Herr Dr. Wutschka in Vertretung von Frau Irrgang) sowie die Bürgermeister der umliegenden Städte und Gemeinden in den OBO-Hangar 4 am Flugplatz eingeladen.
Dr. Jens Uwe Drowatzky begrüßte als Geschäftsführer der Flugplatzgesellschaft Arnsberg Menden GmbH alle Gäste. Anschließend hoben Regierungspräsidentin Feller und Regierungspräsident Vogel kurz die Bedeutung des Flugplatzes Arnsberg Menden für die Region hervor. Dies auch vor dem Hintergrund, wie sehr der Flugplatz im „Dreiländereck“ von der Industrie des Hochsauerlandkreises, Soest und Märkischer Kreis genutzt wird. Am meisten nutzt ihn aber der OBO Bettermann Konzern aus Menden mit allein drei dort stationierten Jets, um die vielen Auslandsgesellschaften möglichst schnell und effizient zu erreichen.
Der „Altgeschäftsführer“ Franz-Josef Barkhaus erinnerte dann an die Historie der letzten 50 Jahre und sprach speziell einen Dank an Gustav Dieter Edelhoff und Ulrich Bettermann aus, die im Jahr 2006 mit der Familie von Boeselager-Ketteler erfolgreich die Verhandlungen zum Erwerb von Grund und Boden abschließen konnten.
Arnsberger Kreistag gewährte Darlehen zum Bau
Das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen erklärte sich 1965 mit dem Standort Westerberg einverstanden und stellte finanzielle Förderung in Aussicht.
Im Dezember 1965 wurde die Flugplatzgesellschaft Westerberg mbH gegründet. Und am 20. März 1967 wurden der Bau und der Betrieb des Verkehrslandeplatzes Neheim-Hüsten/Echthausen mit einer 920m langen Graspiste und einer Breite von 100m in der ersten Ausbaustufe bei der Bezirksregierung Münster als zuständiger Luftaufsichtsbehörde beantragt.
Im Dezember 1968 beschloss der Arnsberger Kreistag den Bau eines Verkehrslandeplatzes und gewährte der Flugplatzgesellschaft Westerberg ein Darlehn in Höhe von 1,14 Millionen Mark.
Verlängerung der Landebahn
Anschließend stellte der Architekt Paul Schüpstuhl aus Wimbern die Neubaupläne eines Bürogebäudes am Flugplatz vor, das zukünftig der OBO Bettermann Gruppe zur Verfügung steht. Auch berichtete Architekt Schüpstuhl, dass man aus Sicherheitsgründen und aufgrund europäischer Vorgaben die Start- und Landebahn verlängern möchte. Die geforderte Landebahnbreite soll – wie vorgesehen - von 20 auf 25 Meter hergestellt werden. Das europäische Mindestmaß für die Breite einer Start- und Landebahn beträgt heute mindestens 23 Meter.
„Nicht mehr Flugverkehr“
Auf Nachfrage von Bürgermeistern, ob mit diesen Maßnahmen eine Steigerung der Start- und Landevorgänge einhergehe, brachte der Architekt klar zum Ausdruck, dass alle diese Maßnahmen und ein mögliches GPS-Navigationsanflugverfahren nur der Sicherheitserhöhung dienten und auch in Zukunft keine größeren Maschinen als heute landen könnten sowie damit keine Steigerung der Starts und Landungen einherginge.
Zum Abschluss sprach Ulrich Bettermann, der gerade vom Weltwirtschaftsforum in Davos zurückgekehrt war, über die große Politik und was die Politiker in Berlin alles tun sollten, um die deutsche Industrie zu unterstützen. Es begann mit marktgerechten Energie- und Strompreisen und ging hin bis zu einer europäischen Einheitssteuer, denn mit dem deutschen Spitzensteuersatz können die Unternehmen langfristig kaum leben. Er zählte aktive Beispiele auf, woran die Politiker erkennen konnten, wo der „Schuh drückt“.
Trotz aller Probleme stehe Bettermann zum Standort Menden sowie zum Flughafen Arnsberg-Menden. Insgesamt sei die hochkarätig besetzte Gesprächsrunde sehr konstruktiv und positiv verlaufen, bilanzierte die Flugplatz-Betreiber-Gesellschaft. Zum Schluss betonten alle Beteiligten beim Auseinandergehen, dass dieser Flugplatz für die drei Kreise eine wesentliche Bereicherung der hiesigen Infrastruktur speziell vor dem Hintergrund darstelle; so seien in Südwestfalen mehr als 150 Weltmarktführer beheimatet.
Geschichte des Flugplatzes
Bereits im Frühjahr 1961 regten der lokale Arbeitgeberverband sowie die Städte Arnsberg und Neheim-Hüsten beim damaligen Landkreis Arnsberg an, sich im Interesse der heimischen Industrie um die Anlage eines Nahverkehrsflugplatzes zu kümmern, um die bessere Erreichbarkeit des regionalen Wirtschaftsraumes mit Geschäftsreiseflugzeugen zu ermöglichen. Nach Prüfung verschiedener möglicher Standorte schlug die Intertraffic GmbH, die vom Arbeitgeberverband mit der Erstellung einer Eignungsgutachtens beauftragt wurde, im Jahre 1965 schließlich das Gelände auf dem Westerberg in der Gemeinde Echthausen vor.
Am 27. Januar 1969 begannen dann die Arbeiten am Flugplatzgelände. Der „Verkehrslandeplatz Neheim-Hüsten“ wurde am 15. Mai 1970 offiziell in Betrieb genommen. Im Volksmund hieß er allerdings nur „Echthausener Flugplatz“. Die Büro- und Abfertigungsgebäude sowie der Hangar waren zu dem Zeitpunkt noch im Bau. Die 920 Meter lange Start-und-Lande-Bahn und der Tower mit Funk- und Wetterstation waren aber bereits funktionsfähig. Die Mitte März 1970 aufgestellte Zepter-Kanzel als provisorischer Tower stand allerdings noch auf dem Erdboden. Heute bildet sie den 4. Stock des Gastronomiegebäudes.
Der Öffentlichkeit vorgestellt und offiziell eingeweiht wurde der Verkehrslandeplatz am 16./17. September 1972 im Rahmen eines Flugtages, nachdem alle Gebäude inklusive Hangar fertiggestellt waren.
Nachdem sich der Flugplatz anfangs in kommunaler Trägerschaft des Kreis Arnsberg befand, übernahmen 1975 der Hochsauerlandkreis diese Funktion bis zum 31. März 2000, ehe der Platz in private Hand ging. Seit September 2006 ist das Flugplatzgelände und die damit verbundene Infrastruktur im Besitz der Flugplatzgesellschaft Arnsberg-Menden mbH übergegangen. Hinter der Flugplatzgesellschaft steht seit April 2012 die Mendener Unternehmensgruppe Obo Bettermann, die alle Geschäftsanteile hält.