Arnsberg/Sundern. Sparkasse Arnsberg/Sundern erlebt den wohl größten strategischen Umbruch ihrer Geschichte. Wo soll der Weg hingehen? Auch Fusion bleibt denkbar.
Ein regionales Geldinstitut im Wandel: Die Sparkasse Arnsberg/Sundern sucht angesichts einer Nullzinsphase, der Digitalisierung, eines geänderten Verbraucherverhaltens und veränderten Ansprüchen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach einem Weg in die Zukunft, ohne ihre Alleinstellungsmerkmale zu verlieren.
Unterstützer des gesellschaftlichen Lebens vor Ort
Sponsoring und Spenden stehen unverändert für die regionale Verbundenheit der Sparkasse Arnsberg/Sundern.
Aus dem Stiftungsvermögen der im Jahr 2007 gegründeten eigenen Sparkassenstiftung in Höhe von zehn Millionen Euro konnten in 2019 rund 60 Maßnahmen im Wert von 286.000 Euro unterstützt werden. Schwerpunkte waren die Bereiche Soziales (129.000 Euro), Kultur (70.000 Euro), Sport (57.000 Euro) und Bildung (21.000 Euro).
Das Gesamtsponsoring belief sich auf 1,1 Millionen Euro (inklusive Stiftungsgelder). Die Fördermittel verteilten sich wie folgt auf die Bereiche Soziales (476.000 Euro), Kultur (270.000 Euro), Sport (131.000 Euro), Umwelt/Naturschutz (75.000 Euro) und Forschung (42.000 Euro).
Die Themen reichen dabei von individuellen Arbeitszeitmodellen für Angestellte bis zu großen strategischen Fragen wie Fusionen. Letztere ist nach dem Scheitern eines sondierten Zusammengehens mit der Sparkasse Meschede nur vorerst vom Tisch.
Fusionsidee erst wieder 2021 im Fokus
„Vor dem Jahr 2021 werden wir das Thema Fusion nicht vorrangig betreiben“, sagt Vorstandschef Michael Sittig. In 2020 werde man allerdings sehr wohl schon einmal in Ruhe über Möglichkeiten von Zusammenschlüssen mit Nachbarinstituten nachdenken. „Und in 2021 können wir uns dann Gesprächspartner suchen“, so Sittig. Grundsätzlich hätten sich trotz Wachstumszahlen der Sparkasse Arnsberg/Sundern die Rahmenbedingungen, die größere Einheiten nötig machen können, nicht geändert. „Wir haben aber jetzt keinen Handlungsdruck“, sagt der im Frühjahr in den Vorstand nachgerückte Jürgen Schwanitz. Nun stehe im Vordergrund, im eigenen Haus die Grundlagen für die Zukunft zu schaffen.
Personal spielt da eine bedeutende Rolle. Nach wie vor hat die Sparkasse 207 Mitarbeiter/-innen, an die sich die Ansprüche verändern. Das betrifft auch den Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten: Die Sparkasse bietet jetzt im vierten Jahr Mitarbeitern die Möglichkeit, an bis zu vier Wochen Urlaub „zu kaufen“, sofern sich das in den Teams abstimmen lässt. Das Angebot wurde in jedem Jahr von fünf bis zehn Angestellten angenommen. „Wir brauchen qualifiziertes Personal für die Kundenberatung“, sagt Michael Sittig. Beratung müsse in einer Zeit, in der das tägliche Bankgeschäft online läuft, das Kerngeschäft sein. 63 Prozent der Sparkassenkunden sind derzeit schon online aktiv und griffen über drei Millionen Mal auf die Seite der Sparkasse zu – allein im Jahr 2019 habe es über 3000 neue Freischaltungen gegeben. Fast 12.000 Kunden nutzen die Sparkassen-App.
Klar, dass das auch etwas mit den Geschäftsstellen macht.
Online- und Handybanking
„Hier sitzen Mitarbeiter, die mich anrufen und sich beklagen, dass sie Langeweile haben“, sagt Sittig.
Attraktive Jobs für junge Leute sehen anders aus. Ohnehin hat die Sparkasse neben den vier Hauptstellen in Neheim, Arnsberg, Hüsten und Sundern nur noch fünf personalbesetzte Filialen – der Publikumsverkehr dort hält sich in Grenzen. „Das müssen wir natürlich im Auge behalten“, sagt Jürgen Schwanitz, „wir müssen den Bedarf prüfen“. Das Online- und Handybanking hat das Geldgeschäft verändert. „Jeder kann doch heute seine Sparkassenfiliale in der Hosentasche haben“, sagt Jürgen Schwanitz, „das Smartphone ist ein Körperteil von uns geworden“. Das verändere auch die Abläufe bei der Bank.
Studenten müssen nicht Bank wechseln
Die Digitalisierung wird von den regionalen Geldinstituten wie der Sparkasse Arnsberg/Sundern als große Herausforderung gesehen. „Sie hat aber auch echte Vorteile“, sagt Vorstand Ernst-Michael Sittig. So würden viele Studenten oder in der Nachbarorte verzogene Kunden ihre Bank nicht wechseln müssen, weil sie ja digital gut bedient werden können.
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Dennoch ist der Vorstand des heimischen Geldinstituts auch nicht traurig, dass trotz der Digitalisierung der allergrößte Teil der Kundschaft aus Arnsberg und Sundern stammt. Zwar könnten Kunden theoretisch quasi aus allen Regionen der Republik kommen oder gar im Ausland betreut werden, doch wolle man gar nicht aktiv die ja fast nur noch auf der Landkarte bestehenden Gebietsgrenzen der Sparkassen aufweichen. „Dann nehmen wir uns ja selber unser Alleinstellungsmerkmal als regionale Bank“, weiß Sittig.
98.500 Kunden bei Sparkasse Arnsberg/Sundern
Derzeit zählt die Sparkasse 98.500 Kunden allein im Geschäftsgebiet - davon gelten 13.500 als Firmen- und Gewerbekunden. Hinzu kommen auch vereinzelte auswärtige Kunden wie die oben genannten Studenten oder ortsnahen „Auswanderer“. Von den 85.00 Privatkunden haben 42.600 Kunden mindestens ein Girokonto bei der Sparkasse Arnsberg/Sundern - viele auch mehr. Von den Gewerbe- und Firmenkunden haben 13.000 mindestens ein gewerbliches Girokonto.
Symbiose Nähe und Digitalisierung
Das Problem: Die demografischen Gegebenheiten sorgen auch für eine alternde Sparkassen-Kundschaft, die eben heute zu einem weiterhin relevanten Anteil gerade bei Geldangelegenheiten noch nicht auf den digitalen Kanälen unterwegs sein will. Die große Herausforderung sei, so Ernst-Michael Sittig, die „Symbiose zwischen Nähe und Digitalisierung“ hinzukriegen. Denn die allein mache das regionale und lokal verankerte Geldinstitut zu etwas besonderem. . „Wir können im Gegensatz zu den Online-Wettbewerbern digital und persönlich vor Ort“, ergänzt Jürgen Schwanitz. Themen wie Altersvorsorge, Vermögensaufbau, Eigentum und Geldanlage seien am besten immer noch von Angesicht zu Angesicht zu erörtern. „Da gibt es viel zu besprechen“, sagt Ernst-Michael Sittig.