Arnsberg. Die Westnetz-Niederlassung in Arnsberg ist jetzt Teil eines wichtigen Projektes, das Bausteine für die angestrebte Energiewende liefern soll.
Die Energiewende als unverzichtbares Fundament für optimalen Klima- und Umweltschutz ist das beherrschende Thema schlechthin.
Und auf dem Weg in die optimale energetische Zukunft mischt nun auch das Regionalzentrum Arnsberg der Westnetz GmbH mit: Seit Dienstag ist die Niederlassung an der Hellefelder Straße offiziell eine „Haltestelle“ der „Route der Energie“ und damit, freut sich Regionalzentrumleiter Thomas Niemand, „ein Teil der Energiewende“.
Region wurde bislang bei innovativen Projekten eher stiefmütterlich behandelt
Und kein unwichtiger Teil. Denn das Arnsberger Regionalzentrum wird im Rahmen des Energiewende-Projektes „DESIGNETZ“ und dem darin integrierten Teilprojekt „WiLT“ zur Entwicklung eines Gesamtenergiesystem der Zukunft und den Forschungen zur Optimierung des Hochspannungsnetzes beitragen.
Damit, so Thomas Niemand, werde endlich auch der sonst bei innovativen Projekten eher stiefmütterlich behandelte Ostteil des Landes mit ins Boot geholt.
Es werden Wege für die Energieflüsse der Zukunft gesucht
Immerhin: Neben Nordrhein-Westfalen arbeiten die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland in einer Modellregion eng zusammen - eben entlang der so genannten „Route der Energie“.
Aus den in diesem Projekt gesammelten Erkenntnissen, erläutert Lothar Ahle (innogy) als Projektleiter „DESIGNETZ“, werden Wege für die Energieflüsse der Zukunft gesucht beziehungsweise aufgezeigt, die die angestrebte Energiewende „orchestrieren, ohne sie zentral zu organisieren“.
Das Ziel ist eine Blaupause für die Energiewende
Ziel sei es, so Ahle weiter, „mit DESIGNETZ die Blaupause für die Energiewende zu entwickeln. Wir wollen einen Rahmen schaffen, der die Erneuerbaren Energien optimal in das Energiesystem integriert und gleichzeitig den Netzausbau vermeidet.“
Eben mit intelligenten Lösungen und als dezentral organisiertes Energie-Gesamtsystem. Lothar Ahle: „So wollen wir die klimafreundliche und kosteneffiziente Energieversorgung der Zukunft schaffen.“
Den wachsenden Stromanteil aus Erneuerbaren Energien effektiv ins Netz einspeisen
Und da stehen die Ingenieurinnen und Ingenieure vor großen Herausforderungen, gilt es doch, den ständig wachsenden Stromanteil aus Erneuerbaren Energien effektiv ins Netz einzuspeisen. Aber es ist schon vieles geschafft.
Nämlich im Rahmen des Teil-Projektes „Witterungsabhängiges indirektes Leiterseiltemperatur-Monitoring“ - kurz WiLT -, das eine flexible Erhöhung der Strom-/Übertragungskapazität im Hochspannungsnetz zum Ziel hat.
Der Faktor Witterung nimmt eine wichtige Rolle ein
Und das funktioniert - einfach ausgedrückt - so:
Je heißer eine Leitung wird, umso stärker hängt sie durch. Doch hinsichtlich des Durchhangs sind aus Sicherheitsgründen bestimmte Höhenwerte nicht zu unterschreiten. Damit dies nicht passiert, wird die ebenfalls Wärme erzeugende Stromzufuhr zum Beispiel aus Wind- oder Solarparks gedrosselt, um eine solche Überlastung zu vermeiden.
Doch - und jetzt kommt WiLT ins Spiel - auch die Witterung hat großen Einfluss auf die Leitungstemperatur: durch u. a. Sonneneinstrahlung und Wind. Diese Faktoren sind jedoch entlang des Netzes topographisch bedingt sehr unterschiedlich: durch Schattenwurf oder veränderte Windgeschwindigkeiten.
Im Rahmen von WiLT aber werden entlang eines Netzes an Teilabschnitten permanent die jeweiligen Wetterdaten ermittelt und weitergeleitet. Auf deren Basis wird dann in Echtzeit automatisch von einem Algorithmus in der Leitzentrale - also jetzt auch in Arnsberg - die jeweils mögliche Nutzlast einer Leitung berechnet und für höhere Transportkapazitäten freigeschaltet.
„Die Abschaltung von Windanlagen kann vermieden werden“
So wird die für die Leitung zulässige Höchsttemperatur - und damit die Durchhanggrenze - nicht überschritten, sondern gesenkt und es kann mehr Strom transportiert werden. Der wichtigste Effekt aber, zeigt WiLT-Ingenieurin Wibke Böving auf:
„Die Abschaltung von Windanlagen kann so vermieden werden.“ Weil die Einspeisekapazitäten stets optimal den aktuellen Gegebenheiten angepasst werden können.
Durch WiLT kann der Neubau von Leitungsnetzen langfristig verschoben werden
Zudem wird durch WiLT noch kräftig Geld gespart: Denn durch dieses Optimieren der bestehenden Netzinfrastruktur sei der Neubau neuer Trassen vielfach erst langfristig erforderlich. Wenn die Anlagen ihr „natürliches Lebensalter“ erreicht haben.
Eine Stele am Ruhrtalradweg informiert über Energiewende und Projekte
Die Verantwortlichen des Gesamtprojektes „DESIGNETZ“ setzen übrigens auf Akzeptanz und Beteiligung: „Denn ohne Menschen ist das alles nicht machbar“, sagt Lothar Ahle. Deshalb sollen die einzelnen Bausteine erlebbar werden.
So können sich ab sofort alle Interessierten am Ruhrtalradweg direkt hinter der Arnsberger Westnetz-Niederlassung an einer dort errichteten Stele über Fragen der Energiewende sowie die Projekte DESIGNETZ und WiLT per App (Google Play Store) spielerisch informieren. Von zu Hause lässt sich das „Spielfeld“ unter www.designetz.de herunterladen.
Und dann ist man mittendrin - in der Zukunft.