Neheim. Barbara Mai gibt die Kneipe „Im Möhnetal“ weiter. Die 75-jährige Neheimer Wirtin erinnert sich gerne an die Zeiten im „PeMü“ zurück.

Sie ist eine der bekanntesten Kneipen-Wirtinnen in Neheim und mit Sicherheit auch über die Stadtgrenzen hinaus: Doch am 28. Dezember ist für Barbara Mai Feierabend, sie dreht den Zapfhahn hoch. Die 75-Jährige will sich zur Ruhe setzen.

Bis 1976 hatte sie nichts mit dem Gaststättengewerbe zu tun. „Nee, wirklich nicht. Ich habe mein Geld auf der Straße verdient“, lacht Mai. Sie war bei der Stadt Dortmund beim Vermessungs- und Katasteramt beschäftigt. An den Wochenenden hat sie damals im Tennisclub in Lütgendortmund das Vereinsheim bewirtschaftet.

„Dann kam die Brauerei auf mich zu und sagte, dass ich eine richtig gute Gaststättenwirtin bin. Aber ich wollte das alles gar nicht“, erinnert sich Mai. Sie hat von der Brauerei Ritter mehrere Gaststätten angeboten bekommen, die hätte sie sofort übernehmen können. Doch dann kam ein Moment in ihrem Leben, der sie wieder daran erinnerte, dass sie das Kneipenwesen sehr gut be-herrscht.

Von Dortmund ins Sauerland

Mai übernahm am 1. Dezember 1989 in Neheim das „PeMü“ an der Mendener Straße. „Als ich von Dortmund nach Neheim kam, wurde ich Mitglied beim TC Neheim-Hüsten. Wie vorher in Dortmund. Bei der Eröffnung des PeMüs hat mir die gesamte Damenmannschaft geholfen. Das war super“, betont Mai. Die Kneipe „PeMü“ war damals frei und für Barbara Mai ein willkommener Neuanfang.

Neueröffnung im Januar

Barbara Mai wird auch im Ruhestand noch ab und zu „Im Möhnetal“ vorbeischauen.

Denn am 9. Januar 2020 wird die Kneipe wieder eröffnet.

Neuer Kneipenwirt ist der Moosfelder Treffpunkt-Wirt Erhard Sydow.

Es gab die Biersorte Thier und danach Krombacher. „Das hat keinen gestört. Die Kneipe war eigentlich immer voll“, bestätigt die Kneipenwirtin. Prügeleien gab es in ihrer Zeit nicht. „Wenn es mal lauter wurde bin ich mit meinen 1,61 Meter dazwischen und habe sie richtig zur Ordnung geschrien. Dann war Ruhe und man trank wieder ein Bier zusammen“, lacht Mai. Wie eine richtige Kneipenwirtin eben ist, sie kennt ihre Gäste. Mai meint: „In einer Kneipe ist man an der Theke eine Familie.“ Leider hat sie in ihrem Kneipenleben erleben müssen, dass einige ihrer treuen und liebgewordenen Stammkunden krank wurden oder verstorben sind.

„Das war schon schwer. Da hast du ihm oder ihr ein paar Tage zuvor noch ein Bier gezapft und dann kommt er oder sie nicht mehr“, so Mai. Ganz toll waren immer die Frühschoppen, die Jazz-Veranstaltungen sowie der Karneval sowie das Jäger- und Schützenfest.

Treue Gäste beim Dämmerschoppen

In 2012 musste sie von ihrem geliebten „PeMü“ abschied nehmen. „Ich wollte noch nicht aufhören. Damals habe ich mir vorgenommen bis zu meinem 90. Lebensjahr hinter der Theke zu stehen“, grinst Mai. Sie übernahm die Kneipe „Zum Möhnetal“. Im Volksmund „Blutige Axt“ genannt. Es war erst etwas anders als im „PeMü“. Aber viele Stammkunden sind ihr treu geblieben.

„Im PeMü kamen Gäste vom 18. bis zum 90. Lebensjahr. Im Möhnetal sind es mehr die älteren Gäste. Kneipenkultur und die jungen Familiengenerationen haben sich im Laufe der Zeit geändert“, stellt Mai fest. Der Dämmerschoppen von 17 bis 19.30 Uhr ist immer noch gut besucht. Danach kommen die Gäste zum Knobeln und Skatspielen. Das sind meistens Freundschaftsclubs schon seit 30 Jahren.

Frikadellen und Gulaschsuppe

Wie es sich für eine Kneipe gehört gibt es Frikadellen oder Gulaschsuppe. Damals im „PeMü“ noch hausgemachte Bratheringe, Koteletts und Zwiebelsuppe. „Ich glaube, ich habe in der ganzen Zeit Millionen von Frikadellen gebraten“, meint Mai. Geschichten aus dem „PeMü“ könnten drei Bücher füllen, aber nur eins über „Zum Möhnetal“.

Wenn sie die Kneipentür am 28. Dezember 2019 abschließt, werden ihr die vielen Gespräche mit den liebgewonnenen Menschen fehlen. Barbara Mai wird in ihrem Ruhestand aber keinen langen Urlaub buchen. „In den ganzen Jahren dauerte mein längster Urlaub gerade mal eine Woche. Da war ich an der Ostsee. In der Zeit standen mir immer gute Freunde zur Seite und haben mir geholfen“, so Mai.

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Sie weiß, dass in der Zukunft Wirtschaften mit einem echten Kneipen-Charakter weniger werden. Bei Peter Alexander sah es in seinem Lied „Die kleine Kneipe“ in 1976 noch ganz anders: „Die kleine Kneipe in unserer Straße, da wo das Leben noch lebenswert ist. Dort in der Kneipe in unserer Straße. Da fragt dich keiner was du hast oder bist.“