Herdringen. Richard Eickel, Geschäftsführer von Comet-Feuerwerk, hält ein zentrales Arnsberger Großfeuerwerk in der Silvesternacht für nicht praktikabel.
Auf großes Leserinteresse stößt die Diskussion über das Thema „Silvesterfeuerwerk - ja oder nein? Und falls ja: Soll es ein zentrales Feuerwerk in der Stadt Arnsberg geben?“. Auf Anfrage unserer Zeitung erläutert nun der Herdringer Feuerwerks-Experte Richard Eickel die organisatorischen Voraussetzungen für ein Großfeuerwerk. Als Geschäftsführer der in Bremerhaven ansässigen Firma Comet Feuerwerk kann Richard Eickel einschätzen, ob ein zentrales Silvesterfeuerwerk im Arnsberger Stadtgebiet realisierbar ist. Eickel hält ein solches Vorhaben je nach angestrebter Ausführung für „leider nicht praktikabel“ bis „leider sehr schwierig“ und nennt dafür zahlreiche Gründe.
Sicherheitskonzept
Eickel verweist auf viele notwendige Sicherheitsvorkehrungen. „In der Silvesternacht sind Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste bereits stark gefordert, weil sie zu diversen Einsätzen gerufen werden. Hier noch eine Großveranstaltung mit mehreren Tausend Gästen beizufügen, wäre für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste eine zusätzliche personelle Belastung. Ich weiß nicht, ob dies gestemmt werden könnte .
Fachpersonal
Für ein großes Feuerwerk benötigt man ausgebildete Pyro-Techniker, die das Feuerwerk entzünden. „Hierfür in der Silvesternacht geeignetes Fachpersonal zu finden, könnte schwierig werden“, so Richard Eickel.
Standortfrage
Abhängig von der Höhe, in der die Kugelbomben explodieren, sind Sicherheitsabstände zu Besuchern und Gebäuden einzuhalten. „Je höher die Feuerwerkskörper explodieren, desto mehr Sicherheitsabstand ist einzuhalten. Bei der Hüstener Kirmes explodieren die Comet-Kugelbomben in etwa 100 Metern Höhe, der Mindestsicherheitsabstand beträgt 200 Meter zu Publikum und Gebäuden. Man sollte nicht zu weit vom Festplatz das Feuerwerk entzünden, weil dann die Effekte zu klein sind. Der Veranstaltungsort sollte auch verkehrstechnisch gut erschlossen sein. An- und Abreise sollte organisiert sein. Jeder Bürger, der Silvester feiert, kennt die Herausforderung, am Neujahrsmorgen ein Taxi zu bekommen.
Veranstalter und Kosten
„Wer ein Silvesterfeuerwerk veranstalten will, sollte zum Fest auch Live-Musik sowie Essen und Trinken organisieren“, betont Eickel und weist mit seiner anschließenden Frage auf die wichtige offene Frage hin: „Wer soll Veranstalter eines zentralen Feuerwerks in Arnsberg sein? Ich kennen keinen.“ Zu den Aufgaben des Veranstalters würde es gehören, Sponsoren zu finden.
116 Millionen Euro für Silvester-Feuerwerk ausgegeben
Der Herdringer Richard Eickel ist Geschäftsführer des 130 Mitarbeiter starken Betriebs „Comet-Feuerwerk“in Bremerhaven. Von den 130 Mitarbeitern sind 80 Beschäftigte in riesigen Lagerhallen tätig, weitere 50 Beschäftigte gibt es in der Verwaltung. In der jetzt laufenden geschäftlichen Hochsaison vor Silvester beschäftigt Comet noch weitere 60 Mitarbeiter.
Richard Eickel berichtet: „2018 wurden in Deutschland 116 Millionen Euro für Silvesterfeuerwerk ausgegeben. Zum Vergleich: Für Weihnachtsbäume (natürliche Bäume, nicht aus Kunststoff) gaben Bundesbürger im Jahr 2018 rund 700 Millionen Euro aus.“
„Gute Großfeuerwerke für Massenveranstaltungen sind nicht unter 10.000 Euro erhältlich“, berichtet Eickel. Kleinere Feuerwerke, zum Beispiel für ein fünf- bis achtminütiges Spektakel bei einer Hochzeit, gibt es ab 500 Euro aufwärts. Eickel betont, dass Comet nicht ein Silvesterfeuerwerk in Arnsberg veranstalten würde. „Wir sind ein Handelsunternehmen, das Lebensmittelketten, Warenhäuser, Drogerien und Baumärkte mit Silvesterfeuerwerk beliefert.“ Auf Kundenwunsch könne Comet aber mit einem Kooperationspartner, z. B. zu einer Markteröffnung, ein Feuerwerk organisieren.
Feinstaub
„Überall, wo etwas verbrannt wird, entsteht Feinstaub, der aber nicht wie Kohlendioxid für das Klima relevant ist“, betont Eickel. Die Belastung durch Feinstaub wegen Silvesterfeuerwerks sei bei weitem nicht so groß, wie es die Deutsche Umwelthilfe darstelle. Die Umwelthilfe lege für Deutschland einen Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation zugrunde, doch der maßgebliche EU-Grenzwert sei doppelt so hoch. „In Deutschland hat es bisher an keinem Ort zu Silvester durch Feuerwerk eine Feinstaubbelastung über dem Grenzwert gegeben“, so Richard Eickel.
Spenden statt knallen
Müssen Feuerwerk-Fans angesichts der Spendenaktion „Brot statt Böller“ ein schlechtes Gewissen haben? Dazu meint Comet-Geschäftsführer Richard Eickel: „Jeder sollte für sich entscheiden, wie er Silvester verbringt.Jedem steht es frei, sein Geld für einen guten Zweck zu spenden oder für Feuerwerksartikel auszugeben. Feuerwerk gehört zu Silvester wie der Weihnachtsbaum zu Weihnachten.“
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