Sundern/Arnsberg. „Im Gespräch“ berichtet Friedhofsgärtner-Meister und Betriebswirt Wilhelm Klute aus Sundern-Stockum über seine vielseitige Arbeit.

Am kommenden Freitag steht uns Allerheiligen ins Haus, der erste „stille Feiertag“, mit denen der November reichlich gesegnet ist. Im Interview „Im Gespräch“ berichtet Friedhofsgärtner-Meister und Betriebswirt Wilhelm Klute über seine vielseitige Arbeit, die ihn schon bald nicht nur in Sundern, sondern auch in Arnsberg fordern wird.

Der November ist der Monat der „stillen Feiertage“ – gibt es in dieser Zeit für Friedhofsgärtner besonders viel zu tun?

Wilhelm Klute An einem besonderen Stichtag ja, die meiste Arbeit fällt aber bereits in den Monaten zuvor an. Derzeit geht es vor allem darum, für die Winterabdeckung zu sorgen. Weil der Frost dieses Jahr spät dran ist, verschiebt sich alles etwas nach hinten. Generell lässt sich sagen, dass wir inzwischen das ganze Jahr über gleichmäßig gut zu tun haben.

Wie kommt man zu diesem Beruf, erzählen Sie unseren Lesern bitte über ihren Werdegang?

Ich bin sicherlich familiär geprägt, unseren Gärtnereibetrieb in Sundern-Stockum gibt es seit 1950. Meine Eltern haben mir und meinen Schwestern aber völlig freie Hand bei der Berufswahl gelassen. Meine Schwestern leben heute in San Francisco und in der bayrischen Provinz, aber ich habe mir nach der Schulzeit gesagt, ‘Warum eigentlich nicht?’ – und eine Ausbildung zum Gärtner in einem Betrieb in Meschede begonnen – Fachrichtung Zierpflanzenbau. Im Anschluss habe ich als Geselle in der Kreisstadt weiter gearbeitet, mich dann aber schnell entschlossen, den Meister zu machen – in der Fachrichtung Friedhofsgärtnerei; weil diese Sparte am vielseitigsten ist. Nach zwei Jahren Meisterschule in Essen habe ich gleich noch den Betriebswirt dran gehängt. Inzwischen arbeite ich wieder in Sundern und bin seit 1. Januar 2019 selbstständig. In Kürze übernehmen wir übrigens zusätzlich eine Gärtnerei in Arnsberg; die Verträge sind unterschrieben – und die Perspektive dort ist sehr gut.

Wilhelm Klute im „Steckbrief“

Geboren in Arnsberg, 27 Jahre alt, wohnhaft in Sundern-
Stockum, verheiratet; Hobbys: Ski fahren, Mountainbiking und Fußball.

Berufliche Laufbahn:
•Fachoberschulreife Realschule Sundern 2009;
•Ausbildung zum Gärtner, Fachrichtung Zierpflanzengartenbau, in Meschede;
•Gesellenjahre 2012 bis 2014;
•Meisterschule in Essen 2014 bis 2015, Meister in der Fachrichtung Friedhofsgartenbau;
•Agrarbetriebswirt in Essen 2015 bis 2016 – Fachrichtung Friedhofsgartenbau;
•Anschließend Angestellter im elterlichen Betrieb bis 2018, seit 2019 Mitgeschäftsführer des elterlichen Betriebs.

Wo liegen, über das ganze Jahr verteilt, die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?

Bei Grabgestaltung und -pflege sowie Beratung. Saisonal gilt u. a. : Bepflanzung im Frühjahr, Neuanlage im Mai, Sommergestaltung im Juni, Winterabdeckung ab Oktober. Das breite Spektrum an Leistungen sorgt, wie gesagt, das ganze Jahr über für Arbeit.

Grabpflege ist für Angehörige wichtig, oft aber aus Zeitgründen auch schwierig – haben Sie Tipps, wie man effektiv und zügig tätig wird?

Hauptproblem ist der Gang zum Grab: regelmäßiger Besuch bedeutet wenig Arbeit, wer nur selten den Friedhof besucht, hat irgendwann reichlich zu tun. Ein Tipp: Bodendecker pflanzen, sieht ordentlich aus und ist leicht zu pflegen.

Stichwort Grabgestaltung, Wahl der Bestattungsart, wie erleben Sie als Fachmann die Entwicklung auf diesem Gebiet?

Der Friedhof ist im Wandel, und zwar sehr zügig. Viele Kommunen springen schnell auf die Entwicklung auf, vor allem pflegefreie Angebote werden gesucht. Meiner Meinung nach wird jedoch oft zu schnell beraten – und nicht ausgiebig genug. Aus Sicht des Gärtners brauchen Angehörige einen Ort, an dem sie ihre Verstorbenen besuchen können. Mit einem Friedhof verbinden viele Menschen zunächst nur Stille und Trauer. Ein Friedhof ist aber noch viel mehr: ein Ort, an dem sich die Menschen erinnern und sich besinnen können. Die Grabstätte eines geliebten Angehörigen wird dabei zu einem Zufluchtsort. Und obgleich der Friedhof ein Ort der Ruhe ist, gibt es dort auch die Möglichkeit zur Begegnung: mit sich selbst und mit anderen. Dieser Charakter entsteht u. a. durch die Gestaltung der Grabstätte. Diese kann auch ein Urnengrab sein, ich betreue inzwischen zu gut 80 Prozent solche Gräber. Wir Friedhofsgärtner übernehmen die Gestaltung von Grabstätten meist im Auftrag von Angehörigen: Die Persönlichkeit des Verstorbenen kann bei der Grabgestaltung mit einfließen. Wenn ein Mensch in seinem Leben beispielsweise sehr geradlinig und zielstrebig war, würde ich das Grab symmetrisch anlegen.

Die Zahl der Erdbestattungen ist rückläufig, hat das Auswirkungen auf Ihren Beruf?

Ja, es gibt immer weniger klassische Erdbestattungen; vor allem in Ballungsräumen sind die Menschen auf diesem Gebiet sehr innovativ, das habe ich während meiner Zeit in Essen gemerkt. Auch bei uns auf dem Land tut sich gerade viel. Alternativen werden vom Gärtner geschaffen, Stichworte sind z.B. gärtnergepflegte Grabfelder, Memoriam-Gärten oder Urnengemeinschaften. Wir Friedhofsgärtner suchen passende, stimmige und pietätvolle alternative Bestattungsformen. Individuelle Beratung und Betreuung sind die Basis für unsere Arbeit.