Oelinghauser Heide. Nach Jahrzehnten des Stillstands könnte in Oelinghauser Heide neues Wohnbauland entstehen. Stadt erkundet nun Interesse von Anwohner-Familien.
Wie stark ist der Bedarf an neuem Wohnbauland in Oelinghauser Heide? Zur Klärung dieser Frage hat die Stadt Arnsberg Briefe an die Einwohner der Oelinghauser Heide geschickt. Die Verwaltung will wissen, ob der angeschriebene Einwohner oder dessen Familienangehörige den Wunsch oder sogar schon die konkrete Absicht haben, bis Ende 2022 ein neues Wohnhaus in einem bestimmten Bereich von Oelinghauser Heide zu errichten.
Die angeschriebenen Anwohner werden gebeten, diese Frage telefonisch beim zuständigen städtischen Mitarbeiter zu beantworten. Die vertrauliche Behandlung der gegebenen Information sichert die Stadt Arnsberg in dem Brief zu.
Im Jahr 2009 wird Flächennutzungsplan geändert
Die Umfrage basiert baurechtlich auf dem im Jahr 2009 geänderten Flächennutzungsplan, der nach Jahrzehnten des Baustillstands in Oelinghauser Heide zumindest die Neuaufstellung eines Bebauungsplans für Oelinghauser Heide ermöglicht. Diese Option bestand vor 2009 nicht, weil Neubebauung im Außenbezirk - ohne Ausweisung im Flächennutzungsplan - unzulässig war. Kommunalpolitische Initiativen, die vor 20 bis 30 Jahren gestartet wurden, scheiterten an der Rechtslage bzw. Versuche, andere planungsrechtliche Grundlagen zu schaffen, liefen ins Leere. Anwohner gaben ihrem Ärger in Leserbriefen Luft. Bauwillige Söhne und Töchter von Heidebewohnern erhielten keinen Bauplatz im Dorf und zogen fort.
„Die Änderung des Flächennutzungsplans vor zehn Jahren hatte allerdings nicht zu einer verstärkten Nachfrage nach Baugrundstücken in Oelinghauser Heide geführt“, berichtet rückblickend der städtische Planungs- und Baudezernent Thomas Vielhaber auf Anfrage unserer Zeitung. Nun will die Stadt erfahren, wie aktuell der Bedarf aussieht. Sollte jetzt kein oder nur ein sehr geringes Interesse an Eigenheimbau in Oelinghauser Heide bestehen, könnte dies ernsthafte Konsequenzen für das Heidedorf haben.
Interessenbekundung für Dorf wichtig
Die Stadtverwaltung könnte die Option auf Wohnbauland in Oelinghauser Heide nicht mehr verfolgen. Denn planungsrechtlich ist es so, dass es mit Blick auf das gesamte Arnsberger Stadtgebiet ausreichend bebaubare Flächen für Wohnbebauung gibt. Das Angebot in den Stadtteilen deckt sich aber nicht mit der örtlichen Nachfrage, das heißt: In Neheim gibt es deutlich zu wenig bebaubare Flächen. Wenn also die Stadt Arnsberg, für eine bebaubare Fläche aus dem Neheimer Flächennutzungsplan einen Bebauungsplan aufstellen würde, müsste sie woanders bebaubare Flächen aus dem Flächennutzungsplan rausnehmen. So sind die rechtlichen Vorgaben, die die Stadt erfüllen muss.
Von der Rücknahme bebaubarer Flächen könnte Oelinghauser Heide betroffen sein, wenn hier ein zu geringes Bauinteresse bestünde. „Eine mögliche Wohnbebauung des Neheimer Binnerfeld-Sportplatzes spielt in diesem Zusammenhang allerdings keine Rolle. Denn baurechtlich ist die Fläche des Binnerfeld-Stadions ein Sonderfall“, betont Vielhaber auf Nachfrage.
Der Vorsitzende des Bezirksausschusses Holzen, Theo-Josef Nagel, geht aber nicht davon aus, dass es in Oelinghauser Heide ein zu geringes Bauinteresse gibt. Auf Anfrage unserer Zeitung sagte der CDU-Ortspolitiker: „Es gibt junge Leute in Oelinghauser Heide, die an Wohnungsbau interessiert sind. Wir müssen auch dieser Generation Angebote machen. Die Initiative hierzu habe ich angeschoben, um nach 30 Jahren Stillstand endlich Bewegung in die Thematik zu bringen. Wir brauchen für die Zukunft auch in der Oelinghauser Heide junge Menschen, die den Ort lebenswert erhalten.“
Es geht um etwa 15 Baugrundstücke
Der städtischen Planskizze für mögliche Wohnbebauung in Oelinghauser Heide ist zu entnehmen, dass je nach Art der Bebauung etwa 15 Baugrundstücke entstehen könnten. Die meisten davon könnten auf der Freifläche gegenüber dem Straßenzug Oelinghauser Straße 26-56 entstehen. Auch gegenüber den Gebäuden Oelinghauser Heide 94 und 96 könnte es Bauland geben sowie an der Ortsdurchgangsstraße.
Im Jahr 2008 gab es einen Ortstermin der Kommunalpolitiker, der mit dazu führte, dass 2009 der Flächennutzungsplan geändert wurde
Allerdings fehlte es wohl seit 2009 an intensiven Gesprächen mit den privaten Grundeigentümern des Wiesenstücks, das den Häusern Oelinghauser Heide 26-56 vorgelagert ist. „Ich bin auf die Grundeigentümer zugegangen und habe nach ihrer Verkaufsbereitschaft gefragt“, erklärte Theo- Josef Nagel, der somit neuen Schwung in die Baulandentwicklung brachte, weil er von der grundsätzlichen Verkaufsbereitschaft der Grundeigentümer erfuhr.
Das Verfahren zur Ermittlung von Kaufinteressenten läuft aus Sicht des Heide-Anwohners Franz Kannengießer aber nicht gerade glücklich. „Einige Anwohner von Oelinghauser Heide haben von der Stadt gar keinen Brief bekommen. Auch halte ich die Frist, Bauinteresse bis 1. November 2019 zu bekunden, für zu kurz, zumal auch noch Herbstferien im Oktober sind und einige mögliche Bauwillige eventuell verreist sind“, so Kannengießer. Bei der Entwicklung von Bauland solle die Stadt nicht nur die Familien ortsansässiger Anwohner im Auge haben. „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Leute auch aus anderen Orten, zum Beispiel aus Hüsten, Interesse an einem neuen Wohnhaus in der Heide haben könnten. Sie könnten sich ja auch bei der Stadt unter Telefon 02932/201-1594 melden.“
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