Arnsberg. Flucht vor dem Chaos: Franz Josef Schlinkmann und Tochter waren von Thomas-Cook-Pleite betroffen. Ihr Hotel auf Mallorca setzte sie vor die Tür.

Es sollte ein schöner Urlaub im Herbst werden - noch einmal Sonne und Ruhe tanken auf Mallorca. Nach zwei Tagen Verunsicherung war die Ferienfreude für Franz-Josef Schlinkmann aber restlos vergangen. In der Nacht zu Mittwoch kehrte der Wennigloher nach Arnsberg zurück. Das Hotel hatte ihn und seine Tochter quasi vor die Tür gesetzt.

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„Hotel bis 11 Uhr räumen“

Quasi, denn theoretisch hätten der Wennigloher und seine 31-jährige Tochter Aline auch noch bleiben können. Dann aber hätten sie 561 Euro für zwei Personen an der Rezeption zahlen müssen. Informiert worden waren sie über einen Zettel unter der Tür des Appartements ihres Hotel in Can Picafort. „Auf englisch!“, erzählt Franz Josef Schlinkmann. Den beiden Reisenden wurde mitgeteilt, dass sie ihr Hotel ansonsten bis 11 Uhr am nächsten Tag verlassen müssten.

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„Wir hatten Panik“

Der Schock saß. „Wir kamen ja gerade vom Strand“, erzählt der Wennigloher. Und dann ging alles sehr schnell. Schlinkmann ging zur Rezeption und suchte den Kontakt zu seinem Reisebüro in Neheim am Dom. „Da war zum zum Glück noch jemand zu erreichen!“, erzählt. Von Neheim aus wurde ein Flug gebucht, der noch in der Nacht zu Mittwoch von Palma zum Flughafen Münster/Osnabrück ging, wo auch das Auto stand. „Wir hatten einfach nur Panik und hatten Angst, dass wir gar nicht mehr nach Hause kommen“, erzählt Franz-Josef Schlinkmann. Sein Eindruck: „Viele Touristen haben das offenbar noch gar nicht so ernst genommen“. Er und seine Tochter wollten aber so schnell wie möglich nach Hause, um höheren Schaden zu verhindern.

Die Schlinkmanns kamen gerade vom Strand in Can Picafort, als sie vom Hotel die Aufforderung zur Abreise erhielten.  
Die Schlinkmanns kamen gerade vom Strand in Can Picafort, als sie vom Hotel die Aufforderung zur Abreise erhielten.   © privat

Rückflug aus eigener Tasche

Die Reise hatte er über das Reisebüro in Neheim bei Bucher Reisen - einer Thomas-Cook-Tochter - gebucht. 680 Euro pro Person von Sonntag bis Freitag im Appartement bei Halbpension. Der Hinflug lief über Eurowings. „Wer weiß, ob die uns noch zurückbefördert hätten?“, fragt sich Schlinkmann. Von den bezahlten Leistungen hatten er und seine Tochter nur den Hinflug sowie die Übernachtungen von Sonntag auf Montag und Montag auf Dienstag in Anspruch genommen. Das Geld ist weg. Aus eigener Tasche bezahlte er nun den Rückflug in Höhe von 280 Euro (für beide) und den Taxi-Transfer zum Flughafen nach Palma.

Reiseleitung vor Ort abgetaucht

Schon am Montag hatte die Tochter auf dem Online-Portal unserer Zeitung von den Problemen von Thomas Cook gelesen. Als am Montag die Reiseleitung ins Hotel kam, beruhigte diese noch die Gäste. „Keine Sorge, alles in Ordnung, ihre Reise ist gesichert“, sagte sie. Nachdem dann aber die Zettel an die betroffenen Gäste verteilt worden sind, war die Reiseleitung abgetaucht. „Da ging niemand mehr ans Telefon. Sie war nicht mehr zu erreichen“, erzählt Schlinkmann. Er war froh, dass er wenigstens das Neheimer Reisebüro als kompetente Hilfe hatte. Dort brennt aktuell der Baum: „Unser Team kümmert sich jetzt um so viele Fälle“, sagt Inhaberin Franka Siepmann vom Reisemarkt am Dom am Mittwoch. Sie gibt allen Betroffenen einen Rat: „Alle Quittungen von Zahlungen und entstandenem Schaden aufbewahren und dann an sein Reisebüro wenden!“ Dort werde man versuchen, alles bei den Insolvenzversicherungen einzureichen.

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Wer zahlt den Schaden?

Ob Franz-Josef Schlinkmann jetzt auf dem Schaden sitzen bleibt? „Sieht wohl schlecht aus!“, meint er. Da müsse er noch einmal mit dem Reisebüro sprechen. Am Mittwochmorgen vermeldet der Reiseverband DRV, dass sich der Insolvenzversicherer Zurich um betroffene Pauschalreisende kümmere. „Dem DRV wurde bestätigt, dass die Zurich Versicherung die Kosten für zwischen Thomas Cook Deutschland und Leistungserbringern wie zum Beispiel Hotels und Fluggesellschaften vereinbarten Leistungen übernimmt“, teilte der Verband am Mittwoch mit. Hotels in den Urlaubsgebieten hätten daher keinen Grund, Urlauber aus Angst vor Zahlungsschwierigkeiten des Reiseveranstalters zur Kasse zu bitten. Der Insolvenzversicherer sei zudem verpflichtet, die Reisenden zurückzubringen. Die Schlinkmanns hatten da längst ihren „Rauswurf“ vom Hotel mitgeteilt bekommen, waren bereits zur Kasse gebeten worden und deshalb schon wieder ins Sauerland zurückgekehrt. Urlaub sieht anders: „Erst einmal aber sind wir froh, dass wie wieder zu Hause sind“, so Franz-Josef Schlinkmann.