Sundern/Arnsberg. Im Sunderner Kompostwerk Hellefelder Höhe wird aus Bio-Müll Biogas, aus dem in Blockheizkraftwerken dann Strom gewonnen wird
Die Testläufe sind abgeschlossen, die neue Anlage zur Vergärung von Bioabfall am Kompostwerk auf der Hellefelder Höhe läuft bereits im Normalbetrieb. Am Samstag war dort Tag der offenen Tür und zahlreiche Gäste ließen sich aus erster Hand über Prozesses und die Vorteile für die Umwelt informieren.
Bio-Müll aus Privathaushalten
Die Bioabfallvergärungsanlage nimmt pro Jahr 22.000 Tonnen Biomasse zur Gas-Produktion auf.
90 Prozent des Bioabfalls für das Kompostwerk Hellefelder Höhe stammt aus Privathaushalten im HSK. Durch die neue Anlage kommt eine Biotonne mit 120 Litern auf einen Ernergieäquivalent, der vier bis fünf Litern Heizöl entspricht
Über Stunden gab es mehrere Rundgänge, bei denen die Fachleute die Besucher durch alle Bereiche führten. Über das große Interesse freute sich nicht nur die Familie Klute als Betreiber der Anlage, sondern auch die Vertreter des Anlagenherstellers. 1.110 Haushalte sollen künftig von der Hellefelder Höhe aus in Arnsberg mit Strom versorgt werden können. Das ist das erklärte Ziel der im Fachjargon „Feststoffvergärungsanlage“ genannten Technik.
In den vergangenen Monaten war die Anlage neben dem Kompostwerk geplant und gebaut worden und befindet sich jetzt schon seit rund zweieinhalb Wochen am Netz. „Die Anlage folgt den neuen Vorgaben des Kreislaufwirtschaftsgesetzes“, erklärt Stefan Krämer vom Anlagenbauer „renergon“ aus der Schweiz. Das sehe die mehrfache Nutzung der Bioabfälle durch stoffliche und energetische Nutzung vor.
Rein stofflich sind die Bioabfälle beim Kompostwerk auf der Hellefelder Höhe schon lange genutzt werden. Aus den Biotonnen und Grünabfälle, die das Werk von den Städten Arnsberg und Sundern, aber auch aus Meschede und Eslohe angeliefert bekommt, ist in einem biologischen Prozess Kompost entstanden. Die neue Anlage setzt jetzt den Rohstoff aus Privathaushalten für die Erzeugung von Biogas ein, das in zwei Blockheizkraftwerken durch Verbrennen zu Strom wird. Dabei, so erklärt der Anlagenbauer weiter, müssten beide Kraftwerke im Flex-Betrieb arbeiten, d.h. für die Stromerzeugung können sie flexibel eingesetzt werden.
Dabei werde die Biomasse zunächst für die Gaserzeugung und im weiteren Prozess dann als Bio-Kompost weiter genutzt. Die Besucher am Tag der offen Tür erfuhren von Geschäftsführer Reimund Klute beim Rundgang über das Kompostwerk, welcher Arbeitsschritte es bedarf, um der Anlage gereinigtes Biomaterial zu liefern. Das wird in Fermentboxen durch zugeführte Mikrobakterien so weiterverarbeitet, dass die Masse dann zu Biogas mit einem Anteil von 55 Prozent Methan wird. „Diese Anlage ist geeignet, Spitzenlasten bei der Stromversorgung abzudecken“, so Krämer. Ein Grund, warum sich auch der Stromversorger bzw. Netzbetreiber dafür interessiert. Denn in den Gemeinschaftsprojekt wurde von der „Westnetz“ als Leitungsbetreiber eine Trafostation vor Ort geplant, die den Strom aufnimmt und in das örtliche Netz speist.
25 Jahre Nutzungsdauer
Die Stromerzeugung könne dabei punktgenau und in Abstimmung mit der Strombörse erfolgen. Für Anlagenbauer Stephan Krämer ist das Projekt sehr interessant für die Region und soll dem Hersteller „renergon“ auch künftig als Vorzeige-Projekt dienen. „Eine Delegation aus Japan wird für Ende September erwartet“, so Krämer. Zudem hab die Anlage auf der Hellefelder Höhe Seltenheitswert, in ganz Deutschland gebe es erst rund 50 dieser Anlagen. Ursprünglich habe man geplant, das Gas einzuspeisen, aber der Logistik nach sei Strom dann günstiger gewesen. Anlagenbauer Krämer rechnet mit rund 25 Jahren Nutzungsdauer und einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz und zur Energiewende. 22 Jahre nach der Nutzung des alten Mineralöl-Lagers der Belgischen Armee als Kompostanlage gebe es jetzt einen neuen wichtigen Schritt.