Sundern. Wocheninterview „Im Gespräch“: dieses Mal mit Anne Knapstein aus Sundern über das Freizeit-Projekt „krass & clever“.

„Krass & clever“ ist seit Jahren Garant für sinnvolle Freizeitbeschäftigung von Kindern und Jugendlichen in Sundern – spezielle Ferienaktionen inklusive. In unserem Mittwochsinterview „Im Gespräch“ berichtet Anne Knap­stein, wie alles begann – und was die Zukunft für ihr Projekt mit sich bringt.

Wie ist die Idee zu „Krass & clever“, speziell zu den Sommerferien-Aktionen, entstanden – und seit wann wird das Angebot gemacht?

Anne Knapstein: Die Idee dazu kam von der Kulturbeauftragten Uta Koch, die damals noch im Jugendbüro der Stadt Sundern verortet war. Sie wollte unter dem Dach der Stadt Sundern einen Creativ-Club für Kinder und Jugendliche installieren und sprach dazu die damalige Kultur-Nanny Melina Struwe und mich an. Wir beide waren begeistert und sind 2009 in das Projekt gestartet. Seitdem steht für krass & clever, mit Unterbrechung in diesem Jahr, die Kreativwerkstatt in der Stadtgalerie zur Verfügung. Sie bringt ein wesentliches Allein­stellungsmerkmal für krass & clever mit sich. Krass & clever ist kein herkömmliches Betreuungsprogramm, sondern ein von Kunst und Kultur getragener, offener Creativ-Club für Kinder und Jugendliche, der zudem noch im verlängerten Arm einer Galerie stattfinden kann, in der die Kunst naturgemäß zu Hause ist. An dieser Stelle herzlichen Dank an Bürgerstiftung Sundern, Kulturring Sundern und Stadt Sundern. Sie alle machen es möglich, dass krass & clever jetzt bereits im zehnten Jahr für alle Teilnehmer kostenlos und unverbindlich stattfinden kann. Schnell kam der Wunsch mit den Sommerferien, und so startete 2011 das erste Sommerferienprogramm mit festem Thema. Gemeinsam mit den Kindern haben die Künstlerin Olga Shabanova und ich die Moritat „Das verschwundene Morgen“ erarbeitet und zum Abschluss am Brunnen in der Innenstadt aufgeführt. Seitdem sind die Sommerferienprogramme gute krass & clever Tradition.

Wie viele Helfer sind außer Ihnen dabei – ist es schwierig, jedes Jahr ein tolles Programm auf die Beine zu stellen?

Im Regelfall wird krass & clever von mir durchgeführt. Aber das jeweilige Sommerferienprogramm ist so aufwändig, dass ich es alleine nicht durchführen kann. In diesem Jahr arbeite ich mit Margret Koch und Gabi Schmoll zusammen. Beide sind im Kreativbereich sowie in der Kinder- und Jugendarbeit langjährig erfahren. Es ist nie leicht, ein tolles Programm auf die Beine zu stellen. Es erfordert die Einbeziehung der Interessen und Gewohnheiten, kurz der Lebensbedingungen, unter denen die Teilnehmer heute stehen.

Steckbrief Anne Knapstein

„Sundern ist mein Geburtsort und auch mein Wohnort, in dem ich sehr gerne lebe“, sagt Anne Knapstein.

Ihre Ausbildung im Bereich Gestaltungstechnik liegt schon ein Weilchen zurück, doch obwohl viele unterschiedliche Dinge ihren Lebenslauf begleiten, landet sie unweigerlich immer wieder in irgendeiner Form bei der Kunst.

„Mich stört es überhaupt nicht, dass ich nicht verheiratet bin“, sagt sie über ihren Familienstand.

Nur vereinzelt stelle ein Kind die ungläubige Frage: „Hast du überhaupt keine Kinder?“ „Dann freue ich mich über die unverstellte, selbstverständliche Einschätzung des eigenen Selbstwertes und sehe, dass die Welt da noch ein Stückchen in Ordnung ist...“

Jedes Jahr gibt es ein neues Motto – wer denkt sich die Themen aus und nach welchen Kriterien?

Die Welt ist voller interessanter Themen. Alle Lebensbereiche können Ideengeber sein. Dabei spielen Umwelt und Natur, Aktualität und Brisanz, letztlich aber immer Kunst und Kultur eine große Rolle. Oft spukt mir eine Idee schon eine ganze Weile durch den Kopf, bis sie irgendwann eine krass & clever gerechte Gestalt annimmt. Das Thema muss grundlegend so aufgebaut sein, dass die kreative, und gerne durchaus kritische Auseinandersetzung mit dem Thema für jedes Kind, oder auch Jugendlichen gleichermaßen möglich ist.

Oft sind es Kunst-Themen; dieses Jahr „Bauhaus“ – bewusst anspruchsvoll?

Jetzt lassen Sie mich schmunzeln. Ich könnte sagen, die krass & clever Themen sind natürlich immer anspruchsvoll. Aber in der Tat sind es oft Kunstthemen, die behandelt werden. Einfach aus dem Anspruch heraus, dass vieles, was uns im täglichen Leben begegnet, seine Ursprünge in der Kunst hat. Das Bauhaus ist ja geradezu exemplarisch dafür, und „100 Jahre Bauhaus“ passt augenzwinkernd doch super zum zehnten Geburtstag von krass & clever.

Wie haben sich die Anmeldezahlen entwickelt – und wie viele Teilnehmer sind dieses Mal dabei?

Anmeldezahlen gibt es in der Form nicht, da krass & clever ja ein jederzeit offenes Angebot ist. Über das Jahr gerechnet, schwanken die Teilnehmerzahlen. Im Moment macht es sich noch bemerkbar, dass die Stadtgalerie während der ersten Jahreshälfte nicht zur Verfügung stand, und es sich erst langsam, auch mit Hilfe des diesjährigen Sommerprogramms, herumspricht, dass krass & clever wieder stattfindet. Über die Jahre verteilt, haben aber mehrere 100 Kinder teilgenommen.

Was hat sich im Laufe der Zeit mit Blick auf Organisation und Ablauf verändert?

Gar nicht viel. Während der ersten Zeit haben wir zu jedem Termin ein Thema gestellt und dabei aber die Gefahr der Überfrachtung gesehen. Die Kinder wollen sich kreativ malerisch und gestalterisch ausdrücken. Eigene Wünsche und Ideen werden auf jeden Fall akzeptiert und freies Arbeiten auf jeden Fall gefördert.

Was macht für Sie persönlich den Reiz dieser Aktion aus?

Es ist sehr reizvoll zu sehen, wie die Teilnehmer auf das „Bauhaus“-Thema einsteigen. Für sie sind 100 Jahre ein schwer vorstellbarer Zeitraum. Ihre Großeltern sind jünger, und die sind aus ihrer Betrachtung heraus auch schon nicht mehr so ganz jung. Unfassbar für sie, dass das zeitlos moderne Design einer Karl Wagenfeld-Lampe fast 100 Jahre alt ist, oder die zeitlosen Holzbauklötze auf die Bauhauskünstlerin Alma Siedhoff-Buscher zurück gehen. Aber der eigentliche Reiz liegt für mich darin, die Sensibilisierung der Kinder für die vorgestellte Kunst, und damit ja auch für Kultur während des Projektes zu sehen.

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Was erwartet die Kids in diesem Sommer, kann man vielleicht noch einsteigen?

Die Kinder erwartet dieses Jahr jede Menge Straßenmalerei und Kostüme in Anlehnung an Entwürfe von Oskar Schlemmer, die am Abschlusstag, Donnerstag, 22. August, um 10 Uhr in der Innenstadt vorgestellt werden. Jeder kann noch einsteigen. Die Sommerferienprojekte sind bewusst so konzipiert, dass jedes Kind aus- und einsteigen kann. Die meisten Kinder sind während der Sommerferien natürlich eine Zeit lang im Urlaub. Jedes Kind kann in den Ferien mittwochs von 10 bis 14 Uhr, teilnehmen, Treffpunkt ist immer die Stadtgalerie Sundern, Lockweg 3.