Arnsberg. Die Arnsberger Autorin Nici Hope liebt Tarotkarten und Okkultismus. Warum es schwierig ist, als Fantasy-Horror-Autorin Fuß zu fassen.

Düster und verrückt geht es in ihren Büchern zu: Die Arnsberger Autorin Nici Hope hat im Februar ihr erstes Buch veröffentlicht. „Eine Freundin hat mich damals gefragt: Was für einen kranken Mist schreibst du da eigentlich?“, erzählt sie lachend. „Was soll ich sagen? Die meisten Leute wissen, dass ich einen an der Klatsche habe.“

Schon ein erster Blick in die Wohnung von Nicole Hoffmann und ihrem Freund Ralf Oberhaus verrät, dass hier kein gewöhnliches Pärchen wohnt. Actionfiguren von He-Man und Wonderwoman reihen sich aneinander, neben den Fantasy- und Horrorromanen in den Regalen stehen Cthulhu-Plüschfiguren, Totenköpfe und andere okkulte Gegenstände. „Von mir sind hier vor allem die Totenköpfe“, betont die 34-Jährige lachend. „Tarotkarten und Okkultismus hat mich schon immer fasziniert.“

Diese Leidenschaft hat sich nun auch in ihren Büchern niedergeschlagen. Der Klappentext von „Demon Rookie“ fasst gut zusammen, worum es in ihrem Roman geht: „Moderner Satanismus, ein ordentlicher Schuss Occult-Fantasy sowie jede Menge Blut und Sex. Abgedreht und doch bloß der Auftakt ...“

Positive Rückmeldungen

Klingt sehr schräg, ist es auch. „Es trauen sich nicht viele an diese Mischung heran“, verrät sie. Trotzdem seien die Rückmeldungen bisher positiv gewesen. Werbung macht Hope vor allem über soziale Netzwerke und Online-Leserunden.

In den lokalen Buchhandlungen stieß sie eher auf Skepsis. „Meine Bücher sind eben keine Sauerlandkrimis. Da wird es schon düster und blutig.“ Getraut hat sich am Ende keine Buchhandlung, was Hope sehr schade findet. Das Ansehen der Fantasy- und Horrorszene leide an vielen Stellen aber noch immer spürbar unter dem Schundroman-Stempel, dabei sind Autoren wie Bernhard Hennen, Markus Heitz oder international auch Stephen King oder H.P. Lovecraft mittlerweile den meisten Leuten ein Begriff.

Aufgeben will Hope deswegen aber nicht. „Vielleicht schaffen wir Fantasyautoren im Sauerland es ja, uns besser zu vernetzen und was auf die Beine zu stellen.“ Sie selbst wünscht sich so etwas wie den früheren Literatursommer in Arnsberg oder eine Fantasyvariante von „Mord am Hellweg“.

Morgens Autorin, abends Fitnesscoach

Doch wie viel von dem klischeehaften, kaffeesüchtigen Autoren, der nie sein kleines Kämmerchen verlässt, steckt in der Arnsberger Autorin? „Wenn ich schreiben will, dann ziehe ich mich in mein Zimmer zurück und lasse die Rollläden herunter – auch bei schönem Wetter“, verrät sie. Was nicht fehlen darf: Ein Kaffee und ein Energydrink, ohne den kann sie nicht loslegen.

Ihre alte Lampe, das überarbeitete Manuskript in Rohform, ein Notizbuch und ein alter Helm: So sieht der Schreibtisch von Autorin Nici Hope aus.
Ihre alte Lampe, das überarbeitete Manuskript in Rohform, ein Notizbuch und ein alter Helm: So sieht der Schreibtisch von Autorin Nici Hope aus. © Lisa Dröttboom

Aber: Raus geht sie dann doch. Hope schreibt nur morgens, nachmittags arbeitet sie als Fitnesstrainerin der Crossbox in Arnsberg. Denn ihr ergeht es nicht anders als rund 95 Prozent der Autoren: Vom Schreiben leben – ein Wunschtraum.

Doch wie kommt sie an ihre Ideen? „Ach, die habe ich eigentlich immer“, sagt Hope. „Manchmal werde ich nachts mit einer Idee wach und diskutiere dann mit meinem Freund darüber.“ Der ist ihr Ansprechpartner Nummer eins, wenn es darum geht, ihre fixen Gedanken auf Herz und Nieren zu prüfen. „In meiner Schublade warten so viele Projekte auf mich, die ich gerne in Angriff nehmen möchte.“

Den Beginn macht aber immer eine spontane Idee oder Szene. „Die halte ich fest und fange dann an, grobe Anhaltspunkte zu entwickeln. Beim Schreiben schmeiße ich dann aber wieder alles um.“ Hope lacht. Sie bevorzuge eine Mischung aus Bauch- und Kopfschreiben, lässt sich gerne von ihren Ideen führen und guckt, was dabei herauskommt.

Kuriose Begegnung auf der Buchmesse

Aber wie kam es eigentlich zum Verlagsvertrag? „Das kam ganz unerwartet“, erzählt Hope. „Dieses Jahr war ich das erste Mal auf der Leipziger Buchmesse. Ich hatte mein Buch im Februar selbst verlegt und wollte mir die Messe einfach mal angucken. Der Blutwut-Verlag hat mich angesprochen und wollte mein Buch lesen. Am letzten Tag der Buchmesse hat er mir dann gesagt, dass er mich gerne verlegen möchte.“ Hope lacht. Noch heute kann sie kaum in Worte fassen, was ihr damals durch den Kopf ging. „Mein Freund hat sich total gefreut, ich musste das aber erstmal ein paar Tage sacken lassen.“

So sieht die Arbeitsverteilung bei Autorin Nici Hope aus. Das Schreiben selbst nimmt dabei gerade mal zwei Fünftel der Zeit in Anspruch.
So sieht die Arbeitsverteilung bei Autorin Nici Hope aus. Das Schreiben selbst nimmt dabei gerade mal zwei Fünftel der Zeit in Anspruch. © funkegrafik nrw | Marc Büttner

Und warum hat sie es nicht vorher schon bei einem Verlag versucht? „Ich dachte mir, Selfpublishing wäre ein guter Anfang. Außerdem habe ich gerne alles unter Kontrolle“, gesteht sie mit einem Augenzwinkern. „Jetzt mit dem Verlag sieht das ein wenig anders aus. Da wird derzeit viel diskutiert.“ Das Selfpublishing würde sie aber jederzeit wieder machen, auch wenn sie derzeit einen Verlag gefunden hat.

Eine Sache, die Hope an ihrem Autorendasein sehr gut gefällt: „Die Horror- und die Fantasy-Autorenszenen sind klein und familiär, man ist dank des Internets im ständigen Kontakt und irgendwie kennt jeder jeden. Ich fühle mich da wirklich gut aufgehoben.“

Der lange Weg von der ersten Idee zum fertigen Buch

Von der ersten Idee bis zum fertigen Buch braucht es mehr als ein Blatt Papier. „Das ist nicht nur mal eben schreiben“, sagt Hope. „Da steckt so viel mehr dahinter.“ Sie zählt die einzelnen Schritte auf:

Die erste Idee bringt sie in Stichpunkten aufs Papier. „Sofort.“ Zum Schreiben bevorzugt sie den Computer. „Ich habe eine fürchterliche Klaue“, gesteht Hope.

Später nähert sie sich der Idee nochmal in Ruhe und guckt, ob da wirklich Potenzial drinsteckt. „Ich fange dann an zu recherchieren, was dazu passt, wie die Geschichte aussehen könnte.“

Sobald ein grobes Gerüst steht, fängt Hope an zu schreiben. „Ich recherchiere dabei weiter. Ich gucke, wie ich von Szene A nach Szene B komme. Das macht für mich den Reiz des Schreibens aus.“ Die ganze Geschichte hat sie nicht im Kopf, oft ist sie selbst überrascht und begeistert von den Ideen, die sich beim Schreiben ergeben.

Dann wird jeden Tag zwei bis vier Stunden geschrieben. „Dafür mache ich das Handy aus und die Rollladen runter, damit mich möglichst wenig ablenkt.“ Wie lange es dauert, bis die erste Fassung fertig ist, unterscheidet sich von Buch zu Buch. „Für den zweiten Band habe ich vier Monate gebraucht.“

Und dann? „Ich versuche das Rohmanuskript ein paar Tage liegen zu lassen, aber meistens schaffe ich das nicht“, sagt Hope lachend. „Nach spätestens zwei Tagen bin ich zu neugierig und will lesen, was ich da geschrieben habe.“

Nach dem ersten Lesen beginnt die Überarbeitung: Fehler ausmerzen, Absätze einbauen, den Text optisch aufhübschen. Danach geht das Buch an die Testleser: Drei bis vier Freunde, die das Buch lesen und auf Herz und Nieren prüfen dürfen.

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Mit der Rückmeldung beginnt die zweite Überarbeitungsrunde, bevor das Buch (wie im Fall von „Demon Rookie“ derzeit) zum Verlag wandert. Dort wartet nun das Lektorat auf die Geschichte, in der es darum geht, letzte Logiklöcher und Rechtschreibfehler zu finden.

Die restlichen Serienteile finden Sie hier.