Seidfeld. Auf dem Hof Greitemann in Seidfeld warten die Landwirte auf ausreichend Regen – ansonsten sind die Futtervorräte für die Milchkühe gefährdet.

Rekordtemperaturen und anhaltende Dürre machen auf dem Hof Greitemann Mensch und Tier zu schaffen. Im Stall dreht sich sich ein großer Ventilator, um die Luft zirkulieren zu lassen, eine Sprenkelanlage soll den Milchkühen zusätzlich etwas Abkühlung verschaffen. „Wir tun alles, was wir können, um es den Tieren etwas angenehmer zu machen“, erklärt Landwirt Franz Greitemann. „Wenn solche Hitzephasen länger anhalten, fressen sie weniger und die Milchleistung sinkt.“

Ein großer Ventilator unter dem Stalldach soll die Luft zirkulieren lassen.
Ein großer Ventilator unter dem Stalldach soll die Luft zirkulieren lassen. © Katrin Clemens

Der Landwirt, der den Hof gemeinsam mit seinem Sohn Johannes in dritter und vierter Generation bewirtschaftet, hat schon viele trockene Sommer verkraften müssen. Doch in diesem Jahr ist etwas anders: Die jetzige Trockenheit folgt direkt auf den Rekordsommer 2018. „Dass nach einem so trockenen Jahr direkt das nächste folgt, daran kann ich mich nicht erinnern“, sagt Greitemann. In einem Sommer könne ein landwirtschaftlicher Betrieb so etwas noch verkraften, bei mehreren trockenen Jahren in Folge werde es kritisch.

Starkregen dringt nicht in den Boden ein

Wenn es Regenfälle gibt, dann fallen sie derzeit oft zu stark aus – die Niederschlagsmengen so groß, dass das Wasser nicht in den Boden eindringen kann. Es fließt auf der Oberfläche ab, füllt kurzzeitig Bäche und Flüsse. Dieses Phänomen sorgt auch in Sundern für Kontraste.

Keine sieben Kilometer Luftlinie entfernt vom Hof Greitemann genießen Urlauber und Einheimische eine Abkühlung im Sorpesee. Die Talsperre ist nach dem historischen Niedrigstand im vergangenen Jahr wieder gut gefüllt. Die Böden in der Umgebung jedoch, auch auf dem Seidfelder Hof, sind extrem trocken.

Zusammenschluss zur „Seidfelder Milch KG“

Den Hof in Seidfeld bewirtschaften Franz und Johannes Greitemann in dritter und vierter Generation.

Anfang 2018 haben sie sich mit einem benachbarten Landwirt zur „Seidfelder Milch KG“ zusammengeschlossen.

Zur Gesellschaft gehören nun rund 400 Tiere und 220 Hektar Land.

Davon werden nur rund 30 Hektar zum Getreideanbau genutzt, der größere Teil sind Maisfelder und Grünland zur Futterproduktion.

„Der Boden ist pulvertrocken, wenn man etwas gräbt“, erklärt Greitemann. „Unser großes Problem wird in den kommenden Jahren das Grundwasser sein.“ Die Milchkühe werden mit Wasser aus dem hofeigenen Brunnen getränkt, aus ihm kommt auch das Wasser für die Sprenkelanlage im Stall. Greitemann fürchtet, dass der Brunnen irgendwann trocken fallen könnte. Dann müsste er Leitungswasser nutzen – ein zusätzlicher Kostenpunkt in der ohnehin schwieriger werdenden Milchwirtschaft.

Ernte fällt geringer aus als in Vorjahren

Und die trockenen Böden gefährden auch die Ernte. Der Weizen für dieses Jahr steht noch, es sei aber schon abzusehen, dass das Korn kleiner sein wird als in vorigen Jahren, sagt Greitemann. Gefüttert werden die Milchkühe mit einer Mischung aus Getreide, Gras- und Maissilage. Drei Grünschnitte haben die Landwirte schon gemacht in diesem Jahr, ein vierter muss noch gut gelingen, damit die Futtervorräte für den Winter aufgefüllt werden können.

Noch kommen die Seidfelder aus mit dem Futter, sie warten aber auf einen baldigen Wetterumschwung. „In den kommenden Wochen brauchen wir dringend Regen“, sagt Greitemann. Vor allem der Futtermais soll sich bis zur Ernte im Herbst noch gut entwickeln können. Die Pflanzen kommen zwar eher mit Trockenheit klar, ist es aber auch für sie zu trocken, bilden sie nur kleine Kolben. „Der Kolben liefert Masse und Energie – das, was wir für das Futter brauchen“, erklärt Sohn Johannes Greitemann.

Während die Greitemanns optimistisch bleiben, dass sie ihre Futtervorräte vor dem Winter auffüllen können, kennen sie auch andere Landwirte in Nordrhein-Westfalen, die bereits jetzt zu kämpfen haben. Und Silage zukaufen ist schwierig, denn kaum jemand ist aktuell bereit zu verkaufen. Zu unsicher sind die Aussichten, jeder lagert erst einmal für die eigenen Tiere ein, soviel er kann.