Neheim. . Johana Marcela Lopez Parra verlässt Südamerika nach Studium und bezieht ihren Arbeitsplatz beim IT-Unternehmen Nexoma im Möhneturm.

Eine schöne Geschichte, weil doch ebenso besonders wie in einer vernetzten Welt eigentlich so herrlich normal. Seit etwas über einer Woche hat Johana Marcela Lopez Parra aus Kolumbien ihren Arbeitsplatz im Neheimer Möhneturm beim Software- und IT-Unternehmen Nexoma. Für die Firma tätig aber ist sie schon seit 2017 - aus einer Art „Home Office“ in ihrer südamerikanischen Heimat.

Zimmer in Neheim

Jetzt aber ist sie hier im Sauerland. Gekommen mit ein paar Koffern und ihrem Kater. „Santiago“ begleitete die 27-Jährige aus dem kolumbianischen Armenia nach Deutschland. Nicht weit entfernt vom Möhneturm hat sie eine kleine Wohnung bezogen. „Erst mal ankommen!“ heißt es für sie. Die Eindrücke im Sauerland sind neu: Die Ruhe und die kurzen Wege in Neheim schätzt sie. Größere Erkundungen hat sie noch nicht gemacht. Zeit genug dafür wird sie aber haben: Der Plan ist, dass sie zunächst eineinhalb Jahre bei „Nexoma“ in Neheim bleibt.

Armenia liegt in den kolumbianischen Anden

Armenia ist die Hauptstadt des kolumbianischen Departemento Quindio.

Der nach dem gleichnamigen Fluss benannte Distrikt hat 302.000 Einwohner und liegt rund 1450 Meter über dem Meeresspiegel.

Stadt und Distrikt liegen in der kolumbianischen Kaffeeanbauregion „Eje Cafetero“ im Zentrum der kolumbianischen Anden. Die Hauptstadt Bogota ist 200 Kilometer entfernt.

Die Stadt Armenia hat einen eigenen Flughafen und gleich mehrere Universitäten.

Das Unternehmen hat sich mächtig ins Zeug gelegt, um Johana nach Deutschland zu holen. „Nicht als besonderes Projekt, sondern einfach weil wir qualifizierte Mitarbeiter suchen“, sagt Geschäftsführer Guido Sauerland. Vor drei Jahren war die Kolumbianerin dem „Nexoma“-Mitarbeiter Hauke Coltzaut im Rahmen dessen Tätigkeit an der Fern-Universität Hagen aufgefallen. Johana Marcela hatte da im Jahr 2016 ein zweimonatiges Studienpraktikum absolviert. Seitdem besteht der Kontakt: Noch während ihres Bachelor-Studiums in Technischer Informatik arbeitete sie von Kolumbien aus für „Nexoma“. Vernetzte Welt: „In unserem Beruf kann man ja eigentlich von überall aus arbeiten“, sagt die junge Frau. Nach Neheim kommen konnte sie aus Visagründen ohnehin erst nach dem Studienabschluss.

Den schaffte sie im Dezember 2018. Erst da konnte das komplette Verfahren mit Arbeitsvisum, Genehmigungen und sämtlichen Formalitäten in Angriff genommen werden. Johana Marcela Lopez Parra zögerte nicht lange. „Ich wollte immer gerne einmal nach Deutschland, um zu arbeiten“, erzählt sie, „und das war jetzt eine große Chance“.

„Wir brauchen gute Leute“

Die Südamerikanerin lacht viel. „Wer bei uns arbeitet, muss auch etwas verrückt sein“, sagt Hauke Coltzaut. Er ist Solution-Architekt bei „Nexoma“. Das Unternehmen, das seit zehn Jahren Produktdatensteuerung, App-Entwicklung und Shop-Lösungen anbietet, hat inzwischen 15 Mitarbeiter - darunter einen Auszubildenden zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. Im Sommer kommt eine weiterer Auszubildender hinzu.

„Wir brauchen gute Leute“, sagt Guido Sauerland. Und deshalb wollte „Nexoma“ die Kolumbianerin gerne an sich binden. „Es ist nicht so einfach, eine freidenkende Expertin zu finden!“. In der Neheimer Firma ist Johana nun in der Software-Entwicklung tätig.

Draußen scheint die Sonne. „Ist aber ganz schön kalt!“, sagt Johana beim Blick aus dem Fenster. Daran, das gibt sie zu, müsse sie sich noch gewöhnen. In ihrer Heimatstadt Armenia in einer von Bergen umgebenen Kaffeeanbauregion im Herzen von Kolumbien - geht es nahezu ganzjährig deutlich sommerlicher mit Temperaturen über 25 Grad zu.

Familie soll zu Besuch kommen

Ein wenig umstellen muss sie sich also doch. Das Wetter Südamerikas fehle ihr derzeit ein wenig. Die Vielfalt der Früchte im Supermarkt im Sauerland könne auch nicht ganz mithalten. Und natürlich hängt das Herz an ihrer Familie. „Aber es ist geplant, dass sie mich auch in Deutschland besuchen kommt“, sagt Johana.

Im Möhneturm hilft man ihr, wo es geht. Ihr Deutsch wird zunehmend besser, englisch aber geht sowieso. Und die Arbeit verbindet immer. „Ich habe mich hier gleich wie zu Hause gefühlt“, sagt die Kolumbianerin. Besonders, und halt doch schon fast normal.