Oelinghausen. . Aachener Künstlerin hat die Qualen des Kreuzwegs in Szene gesetzt. 50 Jahre alte Skulpturen nun gereinigt. Karfreitag wird Kreuzweg gebetet
Seit mittlerweile mehr als 50 Jahren ergänzt ein Wald-Kreuzweg das Kloster Oelinghausen. Der Kreuzweg besteht aus 15 künstlerisch eindrucksvoll gestalteten Skulpturen, die insbesondere zu Karfreitag zum Beten des Kreuzwegs einladen.
So besteht auch am Karfreitag, 19. April, um 9 Uhr Gelegenheit, mit Schwester Lucia Maria Schiefner vom Oelinghauser Konvent der Schwestern der Heiligen Maria Magdalena Postel den Kreuzweg in Oelinghausen zu beten. Alle Interessierten treffen sich hierzu direkt am Eingang des Waldwegs, der sich nur etwa 20 bis 30 Meter vom Kloster-Parkplatz entfernt (direkt an der Klosterzufahrt) befindet. Der Eingang zum Kreuzweg ist auch mit „Kreuzweg“ beschildert.
Viele Besucher
Schwester Lucia Maria berichtet, dass der Wald-Kreuzweg das ganze Jahr über von Einzelpersonen oder auch Gruppen besucht wird. Am Karfreitag um 10 Uhr wird sogar eine 80-köpfige Gruppe aus einer polnischen Gemeinde aus Dortmund erwartet. In der Klosterkirche wird darüber hinaus am Karfreitag um 15 Uhr die Karfreitagsliturgie gebetet. „Vorher oder nachher kann man natürlich individuell den im Wald ringförmig angelegten Kreuzweg gehen, dessen letzte Station sich nur wenige Meter oberhalb des Eingangs zum Oelinghauser Friedhof befindet.
Steine wurden vor einem Jahr gereinigt
„Die mittlerweile über 50 Jahre alten Steinskulpturen wurden im vergangenen Jahr generalüberholt und gereinigt“, erzählt Schwester Lucia Maria. Einen absolut sauberen und damit auch unverfälschten Eindruck vermitteln daher die Kalksteinblöcke, in denen Halbreliefs von Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu Christi zeugen. Um die Pflege der Kreuzwegstationen hatte sich jahrzehntelang Fritz Böckenhoff gekümmert, mittlerweile übernahm diese Aufgabe Familie Weingarten. Die Besucher des Kreuzwegs merken sofort: Hier ist alles tipptopp in Ordnung! Aber nicht nur das: Die von tiefem christlichen Glauben geprägten und dabei sowohl künstlerisch als auch religiös sehr durchdachten Darstellungen ziehen viele Besucher in den Bann, wenn sie sich die Stationen genau anschauen.
Steine in Kreuzesform angeordnet
Der Hüstener Heimatforscher Werner Saure (89) hat sich mit der der Entstehungsgeschichte des Wald-Kreuzwegs intensiv befasst und hierzu im „HSK-Jahrbuch 2019“ einen Artikel verfasst. Saure berichtet, dass der Kreuzweg 1967 angelegt wurde. Die Marianhiller Missionare, die von 1953 bis 1991 im Kloster Oelinghausen tätig waren, hatten die Aachener Künstlerin Erika Vonhoff (*1924, † 2011) mit der künstlerischen Gestaltung der Kreuzwegstationen beauftragt. Den Anlass für die Neuschaffung des Waldkreuzwegs bildete der Umstand, dass damals der bestehende neugotische Kreuzweg in der Klosterkirche vor der Restaurierung des Kirchenschiffs beseitigt werden musste.
Grundeigentümer Fürstenberg stimmte zu
Mit Zustimmung des Grundstückseigentümers Freiherr von Fürstenberg durfte dann in dem Waldstück beim Oelinghauser Friedhof ein Kreuzweg angelegt werden. Zur Gestaltung der Skulpturen schreibt Werner Saure: „Die Steinblöcke sind in Kreuzesform angeordnet, wobei der aufrecht stehende mittlere Block der Person Jesu vorbehalten ist. (...) Die Last der Steine wird im Verlauf des Geschehens auf dem Weg nach Golgotha durch immer schwerere und größere Blöcke anschaulich.“ An der 9. Station „Jesus fällt zum dritten Male unter dem Kreuz“ drückt eine Riesensteinlast auf den am Boden liegenden Jesus. Dazu steht im Kontrast die 15. und letzte Station: „Der Auferstandene mit Gloriole in einer Siegespose“. Diese Station ist die einzige Station, in der die Blöcke nicht in Kreuzesform aufgeschichtet sind.
>> Zur Historie des Kreuzweg-Baus
Der Bau des Waldwegs sowie die Anschaffung von 15 menschengroßen, künstlerisch gestalteten Kreuzwegstationen war 1967 eine große Kraftanstrengung - sowohl körperlich beim Arbeitseinsatz als auch finanziell bei der Spendensammlung.
In einem Artikel der Westfalenpost vom 27. Mai 1967 zur Schaffung des neuen Kreuzwegs heißt es: „Hilfsbereite Arbeiter und sogar eine Kolonne der Bundeswehr vom Standort Hemer haben ihre Kräfte für den Ausbau des Weges eingesetzt. Namhafte Wohltäter haben großherzig und opferwillig zur Bestreitung der Kosten beigesteuert.“