Arnsberg/Aachen. . Zum Schutz der Weltmeere vor Plastikmüll setzen Marcella Hansch und ihr Team verstärkt auf Umweltbildung. Datensatz für Prototyp ist in Arbeit.
„Alles Müll – oder was?“ An vielen Küsten dieser Welt scheint der Titel unserer Serie bereits traurige Realität zu sein, wie unser Aufmacherfoto dokumentiert. Doch zum Glück gibt es Menschen wie Marcella Hansch. Wie berichtet, hat es sich die aus Hüsten stammende gelernte Architektin zur Lebensaufgabe gemacht, die Gewässer der Erde von Plastikmüll zu befreien. Ihr Projekt Pacific Garbage Screening (PGS, siehe Infobox) wächst von Tag zu Tag.
„Basel, Kairo, Lissabon“
Derzeit ist die inzwischen hauptberuflich für PGS tätige Wahl-Aachenerin mal wieder unterwegs, um ihre Pläne in der Öffentlichkeit und bei Entscheidungsträgern zu erläutern. „Basel, Kairo, Lissabon“, gibt eine „echte“ Aachenerin Auskunft über Marcellas Aufenthalt: Tessa Böttcher ist Meeresbiologin – und seit Kurzem dritte „Vollzeitkraft“ beim Meeresprojekt, neben der Gründerin/Vorstandsvorsitzenden Marcella und Dr. Tilman Flöhr, dem Leiter der Abteilung Forschung/Entwicklung.
Pacific Garbage Screening
Pacific Garbage Screening (PGS): eine schwimmende Plattform, deren Bauweise es ermöglicht, Plastik aus dem Wasser zu filtern. Der Ansatz funktioniert ohne Netze – Fische und andere Lebewesen sind nicht gefährdet.
Vision: Realisierung der Technologie, die dem PGS-Konzept zugrunde liegt. Um die notwendigen Forschungsarbeiten umzusetzen, wurde Ende 2016 ein gemeinnütziger Verein gegründet; Info: https://pacific-garbage-screening.de/
Klingt nach professionellen Strukturen; ebenso wie das „feste“ Büro in Aachen, das spätestens Ende April bezogen wird. Tessa wird die Räumlichkeiten allerdings nicht allzu häufig nutzen, wie ihre „Chefin“ ist die 37-Jährige viel unterwegs. „Umweltbildung“ ist ihr Spezialgebiet, ein ganz wichtiger Ansatz, gilt es doch, das „Plastik-Übel“ bei der Wurzel zu packen, sprich, das Bewusstsein dafür zu schärfen, besser ganz auf diesen „Wertstoff“ zu verzichten. „Ich halte zahlreiche Vorträge an Schulen“, berichtet Tessa Böttcher über ihren Job. Ansprechpartner sind neben den Schülern auch die Lehrer, denn die komplexe Thematik steht (noch) in keinem Lehrplan. „Ich kann Hintergrundinfo liefern“, sagt die Meeres-Fachfrau, „zum Beispiel, welchen Einfluss Kaffee-to-go-Becher auf Meereswirbel haben...“
Immer mehr Schulen zeigen Interesse, PGS entwickelt aktuell einen „Bildungskoffer“ voller Unterrichtsmaterialien zum Thema Meeresverschmutzung. Schließlich sollen zügig mehr und mehr Schulen in ganz Deutschland Aufklärungsarbeit leisten können. Natürlich irgendwann auch in ganz Europa. „Unser Standort in der Euregio ist optimal“, meint Tessa, „wir wurden schon von Schulen in Belgien und den Niederlanden angesprochen.“ Außerdem seien die jungen Menschen gute Multiplikatoren: Sie tragen das Plastikproblem in ihre Elternhäuser und sorgen so dafür, dass darüber diskutiert wird. Diskutiert wird längst auch in Firmen und Institutionen. Die Großmarktkette „Metro“ hat gerade erst ein Plastik-Vermeidungs-Programm gestartet.
Ein tolles Signal, denn ohne Unterstützung einflussreicher Partner geht es nicht. Sponsorengelder sind ebenso willkommen wie Fördermittel aus diversen Töpfen: „Wir können dabei auf eine Helferin mit viel Erfahrung auf dem Gebiet EU-Recht zählen“, sind Tessa, Marcella, Tilman und Co. zuversichtlich, bald erste Töpfe der Europäischen Union anzapfen zu dürfen.
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Optimismus ist ohnehin eine große Stärke des Teams: In spätestens drei Jahren soll ein Prototyp der Technik zur Säuberung der Weltmeere entwickelt sein – basierend auf einem verlässlichen Datensatz. „Ungeduld ist häufig ein Problem“, meint Tessa mit Blick auf bohrende Fragen, wann es denn soweit sei. „Doch wir sind allesamt Forscher – und Seriosität ist wichtiger als Schnellschüsse.“ Wie heißt es so schön: Gut Ding will Weile haben.“