Arnsberg/Sundern. . An Kläranlagen-Standorten in Neheim, Wildshausen, Arnsberg und Sundern werden bis zu zehn Millionen Kubikmeter Abwasser im Jahr geklärt

Er macht Wasser wieder sauber. Benno Hafner aus Arnsberg ist stellvertretender Abwassermeister in der Kläranlage im Neheimer Ohl. Er ist damit einer von 19 Mitarbeitern des Ruhrverbandes, die in den Kläranlagen in Wildshausen, Neheim, Arnsberg und Sundern die Abwässer von weit über 250.000 Einwohnern und das Regenwasser aus der Kanalisation im stadtgrenzenübergreifenden Einzugsgebiet reinigen. Klingt nicht gerade nach einer sauberen Sache. „Das ist aber ein vielfältiger Beruf“, sagt der 33-Jährige.

Der Weg des Abwassers

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    Und zudem technisch anspruchsvoll. In den Kläranlagen arbeiten Fachkräfte für Abwassertechnik, Elektriker, Auszubildende und Industriemechaniker. Sie kümmern sich darum, dass das Wasser über verschiedenste Reinigungsstufen wieder so aufbereitet wird, dass es wieder in die Ruhr und in die Röhr (Anlage Sundern) eingeleitet werden kann. Die Mengen sind beeindruckend: Alleine in Neheim werden 10,2 Millionen Kubikmeter Wasser aufbereitet, in Wildshausen 13,5 Millionen. Kleiner sind die Mengen in Arnsberg und Sundern (3,2 Millionen und 8,75 Millionen Kubikmeter). Zum Vergleich: Der Möhnesee - jetzt richtig gut gefüllt - hält aktuell 127 Millionen Kubikmeter Wasser hinter der Staumauer.

    Zwei Millionen Euro Betriebskosten im Jahr

    Die Kläranlage Neheim hat Betriebskosten in Höhe von rund 2 Millionen Euro im Jahr.

    Ein 4-Personen-Haushalt zahlt im Jahr im Schnitt 700 Euro für Reinigung und Sammlung des Abwassers.

    In Neheim werden Abwässer aus Neheim, Müschede und Teilen Enses und Möhnesee gereinigt, in Wildhausen große Bereiche Meschedes. Die Papierfabriken WEPA (nach Neheim) und Reno di Medici (nach Wildshausen) leiten direkt ein.

    „Vor schmutzigem Wasser darf man sicher keine Angst haben“, sagt der Neheimer Abwassermeister Manuel Limberg (35) aus Meschede-Wallen. Weitestgehend laufen die Reinigungsprozesse aber biologisch-technisch ab. Die Mitarbeiter arbeiten im Leitstand der Anlage, reparieren Maschinen und nehmen Wasserproben von Zuflüssen im Betriebslabor. „So stellen wir sicher, dass wir das Abwasser nachher gut aufbereitet wieder in den Fluss übergeben können“, erzählt Hafner.

    Ehe das passiert, durchläuft das Wasser in Neheim verschiedenste Behandlungsstufen: Sandfang, Vorklärbecken, Belebungsbecken, Nachklärungsbecken und Schönungsteiche. Das Verfahren ist in allen Anlagen des Ruhrverbandes nahezu identisch. Und im Grundsatz bewährt seit mehr als 100 Jahren. „Die Art der Abwässer hat sich zwar in den Jahren verändert, es gibt aber keine Gründe für veränderte Methoden“, sagt Markus Rüdel (53). Der Oberhausener ist der Sprecher des Ruhrverbandes. Sein nicht gewinnorientiertes Unternehmen betreibt aktuell 65 Kläranlagen.

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    Für acht von ihnen ist Christoph Henke verantwortlich. Der 56-jährige Sunderner ist Betriebsingenieur. Er ist jetzt schon in die Planung für kommende Investitionen eingebunden. In Neheim stehen an der schon 32 Jahre alten Anlage „energetische und betriebliche Optimierungen“ auf dem Plan. In Wildshausen plant der Ruhrverband eine Kapazitätserhöhung der anaeroben Vorbehandlung und eine Erneuerung der Rechenanlage. Energieeffizienz ist wichtig. „Der ganze Klärprozess ist sehr energieintensiv“, so Christoph Henke. In Neheim werden rund drei Millionen Kilowattstunden pro Jahr verbraucht. Gut zwei Drittel davon erzeugt der Ruhrverband im eigenen Blockheizkraftwerk. Das wird mit Gas aus den Faulbehältern gespeist, in den Schlämme aus verschiedenen Verfahrensstufen drei Tage vor sich hinfaulen.

    Das Wasser wird geklärt. „Der Verbraucher hingegen muss aufgeklärt werden“, so Ruhrverbandssprecher-Markus Rüdel. Viele Fremdstoffe sind im Wasser. Feuchttücher sind auch in den Pumpen des Klärwerks ein Problem. Gemessen werden auch Medikamentenrückstände, Metallverbindungen und industrielle Verunreinigungen.

    Das sind die Stufen der Abwasserklärung

    Die wichtigsten Arbeitsschritte in der Kläranlage Neheim.
    Hier werden Grobstoffe aus dem Wasser gefiltert. Rund 1,2 Tonnen pro Woche werden der Verbrennung zugeführt.
    15 Tonnen mineralische Sedimente werden jährlich aus dem Abwasser genommen.
    Das Abwasser wird eine Stunde beruhigt. Abgesetzter Schlamm geht in Faulbehälter.
    Belebungsbecken: In fünf kaskadenartigen Becken werden Sauerstoff und Bakterien zugeführt. Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen werden in einem biologischen Reinigungsverfahren abgebaut.
    In vier Rundbecken wird der sogenannte Belebtschlamm vom gereinigten Abwasser getrennt und zum Teil in die Belebtbecken rückgeführt oder in die Faulbehälter gepumpt.
    Über gelochte Ablaufrohre fließt das gereinigte Abwasser in vier nachgeschaltete Schönungsteiche. Bei Trockenwetter bleibt das Wasser hier naturnah rund 32 Stunden lang. Von dort fließt es in den Fluss.
    Im Faulbehälter wird Gas produziert. Rund 100 Tonnen Restklärschlamm kommen zur Verbrennung in eine Anlage des Ruhrverbandes nach Werdohl.