Hüsten. . Vater Heiner und Sohn Christian Vogel kandidieren gemeinsam für Vertreterversammlung der Volksbank Sauerland. Erstmalig findet Briefwahl statt.
Die Idee ist eine ganz alte, im Verfahren geht die Volksbank Sauerland einen neuen Weg. Erstmals in der Geschichte der Genossenschaftsbank wählen die inzwischen 35.281 Mitglieder ihre Vertreter nicht in regionalen Versammlungen, sondern per Briefwahl. Zur Wahl stellt sich auch der Müscheder Unternehmer Christian Vogel. Wie sein Vater Heiner auch kandidiert er um einen Sitz der im genossenschaftlichen Prinzip entscheidungstragenden Vertreterversammlung - quasi dem Parlament - des Geldinstituts.
Wahlzeitraum für die neuen Volksbank-Vertreter vom 18. März bis 1. April
Die Briefwahlunterlagen werden ab kommenden Montag an alle 35.821 Mitglieder der Volksbank Sauerland geschickt.
Der Wahlzeitraum ist vom 18. März bis zum 1. April. Bis 16.30 Uhr am 1. April müssen die Wahlbriefe bei der Genossenschaftsbank eingegangen sein.
Wahlbriefe können per Post zurückgeschickt oder in Volksbank-Filialen abgegeben werden.
Die größten Wahlbezirke im Raum Arnsberg/Sundern sind Sundern (3821 Mitglieder), Neheim (3742), Hüsten (3117), Arnsberg (2792), Stockum (1912) und Herdringen (1855).
Konkurrenten sind sie bei der Wahl nicht. Das Geschäftsgebiet der Volksbank Sauerland wird in 23 Wahlbezirke aufgeteilt. Der 42-jährige Christian kandidiert an seinem Wohnort Müschede, wo er mit seiner Frau und beiden Kindern lebt, sein Vater in Hüsten. Wo auch sonst? Der 72-jährige führte hier lange den über 200 Jahre alten Familienbetrieb Vogel Fahrzeugbau. Im Jahr 2011 übergab er das Geschäft an seinen Sohn. Jetzt wollen beide gemeinsam auch für die Genossenschaftsidee antreten.
Vogel senior weiß, wie wichtig so ein Gremium sein kann. Die Vertreterversammlung ist die Stimme der Mitglieder. Und die, so Heiner Vogel, müsse gehört werden. Er erinnert sich noch gut an die Versammlung, als vor einigen Jahren die von Vorstand und Aufsichtsrat vorbereitete Fusion der Sauerländer mit der benachbarten Volksbank Hellweg beschlossen werden sollte. „Da hat es richtig geknallt“, erzählt Heiner Vogel, „da haben wir gesagt: mit uns nicht!“. Das Vorhaben wurde gestoppt und seitdem auf Eis gelegt. Wenn es um strategische Entscheidungen, Filialstrukturen und Ausschüttungen geht, wollen die Vertreter gefragt oder zumindest informiert werden. „Die Vertreter wollen mitgenommen werden!“, sagt Heiner Vogel.
Gegen über 35.000 Mitglieder werden dann auch die übergeordneten Gremien schon einmal schnell ganz klein. Das Prinzip ist einfach: Die Mitglieder wählen die Vertreter, die besetzen den Aufsichtsrat und dieser bestellt den Vorstand. Da weiß auch Vorstand Michael Reitz, wo der Hammer hängt. „Die Volksbank gehört den Mitgliedern!“, sagt er.
Gleiches Recht für alle Mitglieder
Und anders als bei Aktiengesellschaften hat jedes Mitglied im Grundsatz die gleichen Rechte. „Jedes Mitglied hat eine Stimme“, erklärt Michael Reitz. Die Höhe der Genossenschaftsanteile hat Einfluss auf die zu erhaltende Ausschüttungssumme, nicht aber auch das Stimm- und Mitspracherecht. Pro 150 Mitglieder muss in einem Wahlbezirk ein Vertreter gewählt werden.
Diesmal über die Briefwahl. „Wir erhoffen uns dadurch einmal eine Wahlbeteiligung von zehn Prozent“, sagt Michael Reitz. Über die früher fünf regionalen Mitgliederversammlungen zur Vertreterwahl haben nur drei bis vier Prozent der Mitglieder ihre Stimme abgegeben. Seit Wochen bereitet die Volksbank die Versendung der 35.281 Briefumschläge vor. Für jeden der 23 Wahlbezirke, die zwischen 595 Mitglieder (Freienohl) und 3742 Mitglieder (Neheim) stark sind, gibt es eine eigene Wahlliste. Eine Unterhüstener Firma bereitet das Mailing in enger Absprache mit der Volksbank vor.Nach der Briefwahl wird es später noch drei Mitglieder-Foren geben, bei der die „Genossen“ auch persönlich zusammenkommen können.
Für Christian Vogel gab es nach der Anfrage, ob er zur Wahl stehen würde, keinen langen Überlegungsprozess. „Es gibt immer Nörgler“, weiß er, „aber wer sich nicht engagiert, darf sich nachher auch nicht beschweren“. Er will sich der Verantwortung stellen. Die Vertreterversammlung sei zudem ein gutes Netzwerk zum Austausch mit anderen Geschäftsleuten.
Volksbank Vorstand Michael Reitz gibt zu, stets etwas angespannt zu sein, wenn er sich vor eine nie hundertprozentig berechenbare Vertreterversammlung stellt. „Wir als Mitglieder brauchen aber Vertreter und insbesondere auch Unternehmer, die uns begleiten und uns die Stimmungslage der Mitglieder widerspiegeln“, sagt Reitz. Nur so funktioniert sie, die Genossenschaft.