Arnsberg/Sundern. . Nur wenige Sitze im Kreistag und in den Stadträten in Arnsberg und Sundern von Frauen besetzt

Die Zahlen sind eindeutig. Frauen sind in den politischen Gremien, Parlamenten und Parteivorständen in Arnsberg und Sundern absolut unterrepräsentiert. Nur 25 der 142 Sitze in den Stadträten in Arnsberg und Sundern sowie im Kreistag des Hochsauerlandkreises sind von Frauen besetzt. Das sind gerade einmal 17,6 Prozent. Bei den politisch aktiven Frauen aus der Region wird daher der Ruf nach einer Quote laut.

Am besten schneidet beim weiblichen Anteil in der Politik noch der Stadtrat in Sundern ab., Immerhin neun von 40 Sitzen sind hier von einer Frau besetzt (22,5 Prozent). Nur hier gibt es auch eine allein verantwortliche Vorsitzende des Ortsverbandes der Partei. Dorothee Thiele ist Chefin der FDP in Sundern.

Auch hier mangelt es nämlich sonst oft an politischer Gleichberechtigung: Vorreiter sind hier sicherlich das Bündnis 90/Grüne, das seit Jahren auf Quote setzt - auch dann wenn es um die Besetzung von Listenplätzen für Wahlen geht. Zudem sorgt das Sprechersystem dafür, dass immer auch eine Frau „an der Spitze“ des Orts- oder Kreisverbandes steht. So sind Lena Brands (OV Sundern) und Verena Verspohl (OV Arnsberg) gleichberechtigte Vorstandssprecherinnen der Partei. Zuletzt schickte die Partei mit Verena Verspohl (Landtag) und Annika Neumeister (Bundestag) immerhin zwei Frauen als Spitzenkandidatinnen in übergeordnete Wahlen. „Ohne die Quote gibt es leider keine gleichen Chancen“, sagt Verena Verspohl. Männer und Frauen würden politisch nicht gleichermaßen vertreten. „Solange dies nicht selbstverständlich geschieht, brauchen wir ein Hilfsmittel“, sagt die Arnsbergerin, „uns das ist die Quote“.

Linke: Nicht genug Bewerberinnen

Die „Linke“ hat Gleichberechtigung zwar rin Satzungen verankert, jedoch räumt Christin Thielemann von den „Linken“ in Arnsberg ein, dass es in ihrer Partei gar nicht genug Frauen als Bewerberinnen geben würde. „Für Frauen ist es immer noch schwieriger Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen als für Männer“, sagt sie, „da bleibt für Ehrenamt meist keine Zeit mehr“.

Mit dem Thema politische Gleichstellung hatte sich auch Nicole Jerusalem, immerhin Mitglied im Vorstand der Arnsberger CDU und Vorsitzende des Ausschusses Schule, Jugend und Familie, in der letzten Ratssitzung in Arnsberg beschäftigt. Auch sie sieht Probleme in der Vereinbarkeit von Politik, Beruf und Familie. „Wenn wir es ernst meinen mit dem Anliegen, eine gute Durchmischung zu wollen“, sagte Nicole Jerusalem im Rat, „braucht es Männer, die dies konkret im System, ab er auch im restlichen Leben beherzt unterstützen und zwar durch Worte und Taten“. Männer müssten auch mal Plätze räumen, forderte sie im Gespräch mit unserer Zeitung.Vorkämpfer des Frauenwahlrechts und der politischen Gleichberechtigung waren vor 100 Jahren die Sozialdemokraten. Die Gegenwart politisch aktiver Frauen an der kommunalpolitischen Basis der SPD sieht allerdings trist aus. Nur sieben von insgesamt 36 Parlamentssitze (19,44 Prozent) in Arnsberg, Sundern und im Kreistag sind von Frauen besetzt. Margit Hieronymus ist immerhin stellvertretende Kreisvorsitzende und war zuletzt auch Landtagskandidatin. Sie ist eigentlich keine Freundin von Quotenregelung, „Aber ohne werden wir derzeit keine Parität hinbekommen“, sagt sie, „solange in den Köpfen der Menschen die Gleichberechtigung nicht angekommen ist, muss leider geregelt werden“.

Auch Christina Reuther, Vorsitzende der Frauen-Union der CDU in Arnsberg, sieht dringenden Bedarf einer Steuerung. „Eine Quote oder besser eine Regelung hinsichtlich der gleichberechtigten Möglichkeit des Eintritts von Frauen ist notwendig“, sagt sie. Die Sichtweise der Frauen präge und fördere die Gesellschaft und setze teilweise andere Akzente als die männlichen Mandatsträger.

„Gläserne Decke“ bremst Frauen aus

Männer sollten über Regelungen daher gehalten werden, zunächst nach qualifizierten Frauen für vakante Posten zu suchen. „Ich vertrete nicht die Auffassung, dass eine Frau zwingend einen Posten bekleiden sollte, nur weil sie eine Frau ist“. Ihre Vorgängerin als Vorsitzende der Frauen Union Arnsberg, Gisela Wilms, formuliert drastischer: „Eine Quote ist nicht nur wichtig, sondern erforderlich“, sagt sie. Es existiere eine „gläserne Decke“, die den politischen Aufstieg von Frauen ausbremse. „Viele Männer verhalten sich ihrem eigenen Geschlecht gegenüber solidarisch“, sagt Gisela Wilms.